Franziskus: „Wir erflehen den Frieden“
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Mit einem Gottesdienst in der geschichtsträchtigen Basilika Santa Sabina wurde in Rom die Fastenzeit eingeläutet. Die Bußprozession über den Aventin-Hügel, die letztes Jahr coronabedingt ausfallen musste, konnte heuer wieder stattfinden. Sie begann am späten Nachmittag in der Benediktinerkirche Sant'Anselmo und zog am Sitz des Malteser-Ritterordens vorbei nach Santa Sabina. Dort hat Kardinalstaatssekretär Parolin in Vertretung von Papst Franziskus die Messe gefeiert und das Aschenkreuz ausgeteilt.
„Am Aschermittwoch richtet sich unsere Aufmerksamkeit für gewöhnlich auf den Einsatz, den der Weg des Glaubens erfordert, und nicht auf die Belohnung, zu der er führt,“ leitete der Kardinalstaatsekretär die von Papst Franziskus vorbereitete Predigt ein, die vom Begriff des „Lohns“ ausging.
Der Lohn beim Vater und der Lohn bei den Menschen
„Der Herr unterscheidet zwischen zwei Arten von Lohn, die ein Mensch in seinem Leben anstreben kann: zum einen den Lohn beim Vater und zum anderen den Lohn bei den Menschen. Der erste ist ewig, er ist der wahre, endgültige Lohn, er ist das Ziel des Lebens. Der zweite hingegen ist vergänglich, er ist ein Blendwerk, zu dem wir neigen, wenn die Bewunderung der Menschen und der weltliche Erfolg für uns das Wichtigste, die größte Befriedigung sind.“
Wer auf den Lohn der Welt schaue, finde keinen Frieden und könne den Frieden auch nicht fördern, weil er den Vater und die Geschwister aus den Augen verliere, so Parolin weiter. Wenn man nur die Bewunderung der Menschen suche, sich nur mit diesem Lohn zufriedengebe, könne man kein gutes Leben führen, sondern würde der Selbstgefälligkeit erliegen.
Der Wurm der Selbstgefälligkeit
„Das ist es, worauf Jesus heute beharrt: Sogar Gebet, Nächstenliebe und Fasten können selbstbezogen sein. In jeder noch so schönen Geste kann sich der Wurm der Selbstgefälligkeit verbergen. Dann ist das Herz nicht völlig frei, denn es sucht nicht die Liebe zum Vater und zu den Geschwistern, sondern die menschliche Anerkennung, den Beifall der Menschen, den eigenen Ruhm.“
Und hier kommt das Aschekreuz ins Spiel, das Franziskus in seinem Predigttext wie folgt deutet: „Die Asche bringt die Nichtigkeit ans Licht, die sich hinter der krampfhaften Suche nach weltlichen Belohnungen verbirgt. Sie erinnert uns daran, dass die Weltlichkeit wie Staub ist, der von einem Windhauch weggeweht wird. Schwestern und Brüder, wir sind nicht auf dieser Welt, um dem Wind nachzujagen; unser Herz dürstet nach Ewigkeit. Die Fastenzeit ist eine Zeit, die der Herr uns geschenkt hat, um zum Leben zurückzukehren, um innerlich geheilt zu werden und um auf Ostern zuzugehen, auf das, was nicht vergeht, auf den Lohn beim Vater. Sie ist ein Weg der Heilung.“
Gebet, Nächstenliebe und Fasten
Als wesentlichen Bestandteil dieses Weges schlägt Franziskus einen veränderten Lebensstil vor. Und dazu brauche man das Gebet, die Nächstenliebe und das Fasten.
„Die durch die Asche gereinigte Nächstenliebe in der Fastenzeit bringt uns zurück zum Wesentlichen, zur innigen Freude des Gebens. Das Almosen, das abseits des Rampenlichts gegeben wird, gibt dem Herzen Frieden und Hoffnung. Es offenbart uns die Schönheit des Gebens, das zum Empfangen wird, und ermöglicht uns so, ein kostbares Geheimnis zu entdecken: Geben erfüllt das Herz mit mehr Freude als nehmen.“
Die Bedeutung des Fastens dagegen liege darin, dass es uns helfe, den Dingen den richtigen Stellenwert zu geben. „Es erinnert uns konkret daran, dass das Leben nicht der vergänglichen Bühne dieser Welt unterworfen werden darf. Und das Fasten sollte sich nicht nur auf das Essen beschränken: Gerade in der Fastenzeit sollten wir in all dem fasten, was uns in eine gewisse Abhängigkeit bringt. Darüber sollte jeder nachdenken, um auf eine Weise zu fasten, die sich wirklich auf sein konkretes Leben auswirkt.“
Gebets- und Fasttag für die Ukraine
Im Gebet, in der Nächstenliebe und im Fasten im Geheimen liege eine große Kraft, ja sie könnten sogar die Geschichte verändern, heißt es in der Predigt weiter. „Sie sind die Waffen des Geistes, und mit ihnen erflehen wir an diesem Gebets- und Fasttag für die Ukraine von Gott den Frieden, den Menschen allein nicht zu aufzubauen vermögen,“ so die Bitte von Papst Franziskus.
Das Gebet um Frieden
„Herr, der du ins Verborgene siehst und uns über alle Erwartungen hinaus belohnst, erhöre die Gebete all derer, die auf dich vertrauen, besonders der Demütigsten, der am meisten Geprüften, derer, die leiden und unter dem Lärm der Waffen fliehen. Gib unseren Herzen den Frieden zurück, schenke unseren Tagen deinen Frieden wieder. Amen“, schließt die Predigt, die Papst Franziskus für diesen Aschermittwoch verfasst hat, den die Kirche als Tag des Fastens und des Gebets für Frieden in der Ukraine begeht.
(vaticannews – skr)
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