Papst: Den Zusammenhalt in der Familie fördern
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Die biblische Geschichte von Rut bringt die innige Beziehung zwischen der Jüdin Noomi und ihren beiden moabitischen Schwiegertöchtern zum Ausdruck. Es ist die Geschichte einfacher Menschen, die ihr Schicksal im Vertrauen auf Gott meistern. Und dabei spielen nicht nur Freundschaft und Solidarität eine wichtige Rolle, sondern vor allem der Zusammenhalt von Jung und Alt.
„Das Gleichnis von Rut beleuchtet die Schönheit der Familienbande,“ stellte Franziskus fest. „Es ist wichtig und unerlässlich, weil es die Kraft und die Poesie preist, die den Familien- und Generationsbanden, den Banden der Hingabe und der Treue innewohnen müssen, die die Familien-Konstellationen ausmachen. Bande, die sogar in den dramatischen Momenten des Lebens eines Paares eine unvorstellbare Kraft der Liebe hervorzubringen vermögen, die Hoffnung schenkt und die Zukunft in einem neuen Licht erstrahlen lässt.“
Aus Liebe und Fürsorge zu ihren verwitweten Schwiegertöchtern habe Noomi ihnen geraten, nicht mit ihr nach Israel zu ziehen, sondern in ihrem eigenen Land erneut zu heiraten und sich so eine Zukunft aufzubauen, erläuterte der Papst weiter:
„Dieses kleine biblische Buch erteilt uns auch eine wertvolle Lektion über den Generationen übergreifenden Zusammenhalt in der Familie: Dort, wo sich die Jugend fähig zeigt, dem reifen Alter den Enthusiasmus zurückzugeben, kann das Alter der verwundeten Jugend die Zukunft neu eröffnen. So ist die betagte Noomi am Anfang ja auch gerührt von der Zuneigung ihrer verwitweten Schwiegertöchter, aber dennoch pessimistisch, was ihr Schicksal bei einem Volk angeht, das nicht das ihre ist. Deshalb ermutigt sie die jungen Frauen ja auch liebevoll, zu ihren Familien zurückzukehren und sich dort ein neues Leben aufzubauen.“
Wie viele ältere Menschen zeige auch Noomi einen gewissen Hang zum Pessimismus, stellte Franziskus fest. Doch - wie man am Beispiel Ruts sehe -, tue die junge Generation gut daran, dem liebevoll, aber bestimmt entgegenzuwirken.
„Ruts neue Ehe wird geschlossen, und die Welt ist wieder in Ordnung. Die Frauen Israels sagen Noomi, dass Rut, die Fremde, „mehr wert ist als sieben Söhne“ und dass die Heirat ein Segen des Herrn sein werde. Noomi wird in hohem Alter noch die Freude zuteil, zur Entstehung einer neuen Generation beizutragen.“
Glaube und Liebe könnten also nicht nur Schwierigkeiten der unterschiedlichen Generationen und familiären Konstellationen überwinden. Sie wären auch ein gutes Mittel gegen gängige Vorurteile und Klischees, betonte Franziskus. An dieser Stelle brach der Papst, vom Redemanuskript abweichend, spontan eine Lanze für die Schwiegermütter:
„Hier will ich das aufgreifen, was am Anfang gesagt wurde: Eine Schwiegermutter kann zwar nicht als Teufel betrachtet werden, aber sie hat ein negatives Image. Dabei ist sie die Mutter deines Mannes! Sehen wir das also nicht so, dass man sie soweit wie möglich fernhalten sollte - nein, sie ist Mutter, und das ist schön! Und wenn Kinder dann selbst Kinder haben und es Enkel gibt, dann blühen Schwiegermütter auf... Manchmal sind sie vielleicht etwas eigen, aber vergesst nicht, dass sie eurem Mann das Leben geschenkt haben... Macht sie glücklich, macht ihnen eine Freude! ... Ich möchte aber auch den Schwiegermüttern sagen: Lasst eurer Zunge nicht immer einfach freien Lauf!“ so der Rat des Papstes.
Abschließend verwies Franziskus, der die Gläubigen um Nachsicht dafür bat, dass er sich wegen seiner anhaltenden Knieschmerzen im Sitzen von ihnen verabschieden müsse, noch auf ein Anliegen, das ihm besonders am Herzen liegt: den Dialog von Jung und Alt:
„Wenn sich die jungen Menschen der Dankbarkeit für das öffnen, was sie erhalten haben, und die älteren Menschen die Initiative ergreifen, um den Jungen wieder eine Zukunft zu geben, kann nichts das Erblühen des Segens Gottes unter den Völkern aufhalten! Ich kann es nicht oft genug sagen: Die jungen sollen mit den alten Menschen sprechen, und umgekehrt! Das ist ein Band, das gestärkt werden muss, weil es uns alle glücklich machen wird. Möge uns Gott gewähren, in der Familien in Harmonie zu wachsen. Einer konstruktiven Harmonie unter den Generationen - das ist eine schöne Brücke, die wir bewahren und wertschätzen sollten.“
(vaticannews – skr)
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