Notlage seit 12 Jahren: Flüchtlinge in Syrien Notlage seit 12 Jahren: Flüchtlinge in Syrien 

Papst: „Faire und gerechte Lösung für Syrien“

In Syrien tobt seit über elf Jahren Bürgerkrieg. An diesen vergessenen Konflikt, durch den bis heute eine halbe Million Menschen ums Leben kamen, hat Papst Franziskus am Montag erinnert. Bei einer Audienz für Mitglieder der Melkitischen Griechisch-katholischen Ostkirche forderte er eine „faire und gerechte Lösung“ für das Kriegsland.

Anne Preckel – Vatikanstadt

Franziskus empfing am Morgen eine Delegation der Synode der Melkitisch Griechisch-katholischen Kirche im Vatikan, zu der auch Bischöfe aus Syrien gehörten. Angesichts des Ukraine-Krieges dürfe man nicht vergessen, was in Syrien seit fast zwölf Jahren vor sich gehe, erinnerte der Papst. Und er ging auf die Folgen dieses Krieges ein, der seit 2011 herrscht.

„Tausende von Toten und Verwundeten, Millionen von Flüchtlingen im In- und Ausland, die Unmöglichkeit, mit dem notwendigen Wiederaufbau zu beginnen. Mehr als einmal traf ich zufällig einen jungen Syrer, der hierhergekommen war, und hörte seine Geschichte, und ich war beeindruckt von dem Drama, das er in sich trug, von dem, was er erlebt und gesehen hatte, aber auch von seinem Blick, der fast ohne Hoffnung war, unfähig, von einer Zukunft für sein Land zu träumen. Wir dürfen nicht zulassen, dass auch noch der letzte Funke Hoffnung aus den Augen und Herzen der jungen Menschen und Familien verschwindet! Ich appelliere daher erneut an alle, die im Land und in der internationalen Gemeinschaft Verantwortung tragen, damit eine faire und gerechte Lösung für das Drama in Syrien gefunden werden kann.“

Der Papst verwies auf das Gebetstreffen für Syrien, das im ersten Jahr seines Pontifikates im Petersdom von Christen abgehalten worden war und an dem auch Muslime teilnahmen: „Es gab auch einige Muslime, die ihren Teppich mitgebracht hatten und mit uns beteten“, erinnerte sich der Papst.

Bei der Audienz an diesem Montag
Bei der Audienz an diesem Montag

Papst besorgt um christlichen Aderlass im Nahen Osten

Angesichts von Krieg, Not und Vertreibung seien Kirchenvertreter tief besorgt um das Überleben der Christen im Nahen Osten, so Franziskus. „Ich bin auch besorgt“, fügte Franziskus an, „das ist eine Sorge!“ Andererseits habe die Präsenz der Melkitischen Kirche seit Jahrzehnten eine weltweite Dimension, verwies er auf die zahlreichen Eparchien weltweit, etwa in Australien, Ozeanien, USA und Kanada, Venezuela und Argentinien. Auch in Europa gebe es viele Gläubige, ergänzte der Papst. Dies sei Herausforderung und Chance zugleich:

„Dies (diese Verbreitung, Anm.) stellt zweifellos eine Herausforderung dar, sowohl in kirchlicher als auch in kultureller und sozialer Hinsicht, die nicht ohne Schwierigkeiten und Hindernisse ist. Gleichzeitig ist es auch eine große Chance: in den eigenen Traditionen und Ursprüngen verwurzelt zu bleiben und gleichzeitig offen zu sein für die Zeiten und Orte, über die ihr verstreut seid, um auf das zu antworten, was der Herr heute von eurer Kirche verlangt.“

Synodalität pflegen

Papst Franziskus rief die Mitglieder der Melkitisch Griechisch-katholischen Kirche zur Pflege der Synodalität und Einheit auf. Mit Blick auf Bischofswahlen in dieser Ostkirche gab Franziskus einige Empfehlungen ab: die Wahlen müssten gut vorbereitet werden, Spaltungen und „jede Logik der Parteilichkeit“ sollten vermieden werden und der Prozess sollte vom Heiligen Geist geleitet sein.

Grundsätzlich brauche es im kirchlichen Miteinander Geschwisterlichkeit, so Franziskus. Lästern sei wie ein Holzwurm, der die Kirche zerstört“, erinnerte er: „Hüten Sie sich vor dem Geschwätz!“. Um Kritik vorzubringen empfahl der Papst Direktheit und die Form der „brüderlichen Ermahnung“.

Bei der Audienz traf Papst Franziskus einen alten Bekannten wieder: mit dem syrischen Basilianer Georges Kahhalé Zouhaïraty hatte Jorge Mario Bergoglio als Erzbischof von Buenos Aires Kontakt, als Kahhalé Apostolischer Exarch für die Melkitische griechisch-katholische Kirche in Venezuela war (1995 bis 2019). Der Syrer habe hervorragend Spanisch gelernt und ein Problem mit einem Priester in Buenos Aires „sehr energisch, aber sehr seelsorglich“ gelobt, lobte Papst Franziskus.

Hintergrund

Die meisten Bistümer der Melkitisch Griechisch-katholischen Kirche liegen im Libanon und in Syrien, wo es mehrere Eparchen und den Sitz des Patriarchen in Damaskus gibt. Weitere Länder im Nahen Osten, wo diese Ostkirche vertreten sind, sind der Irak und Kuwait.

Durch den Ukraine-Krieg hat sich die Notlage der Menschen im Kriegsland Syrien und in der Region noch verschlechtert. Grund ist unter anderem der Preisanstieg für Lebensmittel und Rohstoffe. In Syrien sind aktuell mehr als 15 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das Land und die Aufnahmeländer von syrischen Flüchtlingen brauchen dringend weitere humanitäre, Entwicklungs- und Stabilisierungsmaßnahmen.

(vatican news – pr)
 

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20. Juni 2022, 10:54