Papst am Dreifaltigkeitssonntag: Unsere Lebensweise revolutionieren
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Der Dreifaltigkeitssonntag wurde bereits um das Jahr 1000 in fränkischen und gallischen Benediktinerklöstern gefeiert. Da er nicht ein Ereignis aus dem Leben Jesu, sondern eine kirchliche Glaubenswahrheit in den Mittelpunkt stellt, zählt er - wie beispielsweise auch Fronleichnam - zu den sogenannten „Ideenfesten“. Dabei geht es um ein entscheidendes Geheimnis des Christentums: die Lehre vom dreieinigen Gott.
Bei seinen Überlegungen ging Franziskus von dem Passus im Johannesevangelium (16,14-15) aus, in dem uns Jesus die beiden anderen göttlichen Personen vorstellt.
„Vom Geist sagt er: "Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden." Und im Bezug auf den Vater stellt er fest: "Alles, was der Vater hat, ist mein“ (Joh 16,14-15).“
Von diesen Bibelzitaten ging Franziskus zu folgendem Denkanstoß über:
„Wenn wir sprechen, wollen wir immer, dass Gutes über uns gesagt wird – und oft sprechen wir nur über uns selbst und über das, was wir tun. Welcher Unterschied zum Heiligen Geist, der spricht, indem er andere verkündet! Und was den Besitz angeht: wie sehr neigen wir doch dazu, das, was wir haben, zu verteidigen; wie schwer fällt es uns, es mit anderen zu teilen – selbst mit denen, die nicht einmal das Nötigste haben! Schöne Worte sind einfach; in der Praxis sieht das alles aber ganz anders aus!“
Der dreieinige Gott, der „die Liebe ist“, müsse nämlich vor allem mit Taten, durch das „Zeugnis unseres Lebens“, bezeugt werden, und nicht nur mit „schönen Worten“, brachte der Papst den Inhalt der Feier der Heiligen Dreifaltigkeit auf den Punkt.
„Denken wir an die guten, großzügigen, sanftmütigen Menschen, denen wir begegnet sind: Wenn wir uns an ihre Denk- und Handlungsweise erinnern, können wir darin einen kleinen Abglanz der Liebe Gottes erkennen. Und was bedeutet es, zu lieben? Nicht nur Gutes zu wollen und Gutes zu tun, sondern vor allem auch, andere willkommen zu heißen, ihnen Raum zu geben und Raum für sie zu schaffen.“
An dieser Stelle verwies der Papst auf die besondere Bedeutung des Kreuzzeichens, bei dem wir die Namen der göttlichen Personen sprechen:
„In jedem Namen ist die Gegenwart des anderen enthalten. Der Vater zum Beispiel wäre kein solcher ohne den Sohn; auf dieselbe Weise kann man sich den Sohn nicht allein vorstellen, sondern immer nur als Sohn des Vaters. Und der Heilige Geist ist wiederum der Geist des Vaters und des Sohnes. Kurzum: die Dreifaltigkeit lehrt uns, dass man nie ohne den anderen sein kann.“
Und das wiederum zeige uns, dass wir auf der Erde seien, um nach Gottes Ebenbild zu leben: auf andere angewiesen und auf sie ausgerichtet.
„Stellen wir uns also diese letzte Frage: Bin auch ich im täglichen Leben ein Abbild der Dreifaltigkeit? Bleibt das Kreuzzeichen, das ich jeden Tag mache, eine Geste um ihrer selbst willen, oder inspiriert es meine Art zu sprechen, den anderen zu begegnen, zu antworten, zu urteilen, zu vergeben?“, schloss der Papst seine Katechese zum Dreifaltigkeitssonntag.
(vaticannews – skr)
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