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Papst Franziskus schaut beim Angelus zwar auf den Petersplatz hinunter - aber der barmherzige Blick der Kirche muss immer von unten kommen, betont er in seiner Katechese Papst Franziskus schaut beim Angelus zwar auf den Petersplatz hinunter - aber der barmherzige Blick der Kirche muss immer von unten kommen, betont er in seiner Katechese 

Papst: Blick der Kirche muss von unten kommen

„Von oben herab darf man andere nur ansehen, um ihnen aufzuhelfen“: das betonte Papst Franziskus an diesem Sonntag beim Mittagsgebet. In seiner Katechese erläuterte er die Stelle aus dem Lukasevangelium, an der berichtet wird, wie der Zöllner Zachäus ungeachtet seiner mächtigen Stellung auf einen Baum steigt, um den vorbeiziehenden Jesus zu sehen. Überhaupt seien es die Blicke, die in dieser Bibelstelle bedeutsam seien, gab der Papst zu bedenken.

Von Zachäus, einem mächtigen Kollaborateur der römischen Besatzer, wird im Evangelium ausdrücklich überliefert, dass er von geringem Wuchs war. Dies könnte auch auf sein „mittelmäßiges, unehrliches Leben“ anspielen, auf seinen Blick, der „immer nach unten gerichtet“ war, so der Papst. Doch etwas habe ihn angetrieben, Jesus bei seinem Besuch in Jericho sehen zu wollen, bis zu dem Punkt, dass er auf einen Baum kletterte, um ihn vorbeiziehen zu sehen. Franziskus veranschaulichte das Risiko, das Zachäus mit dieser Geste eingegangen war, mit einem konkreten Beispiel: „Denken wir einmal darüber nach, was passieren würde, wenn zum Beispiel ein Wirtschaftsminister auf einen Baum stiege, um etwas anderes zu sehen: er riskiert, ausgelacht zu werden. Und Zachäus hat riskiert, ausgelacht zu werden, um Jesus zu sehen, er hat sich lächerlich gemacht.“

„Wir können immer wieder Platz schaffen für den Wunsch, neu anzufangen, neu zu beginnen, umzukehren“

Zachäus habe in seiner Niedrigkeit das Bedürfnis, einen anderen Blick zu suchen, nämlich den Blick Christi. Auch wenn er ihn noch nicht kenne, erhoffe er sich von ihm, aus dem Sumpf herausgeholt zu werden, der sein eigenes Leben ist: „Das ist grundlegend: Zachäus lehrt uns, dass im Leben nie alles verloren ist. Wir können immer wieder Platz schaffen für den Wunsch, neu anzufangen, neu zu beginnen, umzukehren.“

„Gott hat nicht auf uns herabgesehen, um uns zu demütigen und zu verurteilen, sondern er hat sich herabgelassen, um uns die Füße zu waschen“

Doch dem Blick des Zachäus werde der Blick Jesu gegenübergestellt, der vom Vater gesandt worden sei, „um die Verlorenen zu suchen“. Nicht zufällig als hält Jesus seinerseits nach Zachäus Ausschau, allerdings nicht von oben herab, sondern im Gegenteil: da der Sünder auf dem Baum sitzt, muss Jesus zu ihm aufschauen, unterstreicht Franziskus. „Gott hat nicht auf uns herabgesehen, um uns zu demütigen und zu verurteilen, sondern er hat sich herabgelassen, bis zu dem Punkt, uns die Füße zu waschen, während er uns von unten angesehen und unsere Würde wiederhergestellt hat. So scheint die Begegnung der Augen von Zachäus und Jesus die gesamte Heilsgeschichte zusammenzufassen: Die Menschheit mit ihrem Elend sucht die Erlösung, aber vor allem sucht Gott mit seiner Barmherzigkeit sein Geschöpf, um es zu retten.“

Menschen auf dem Petersplatz in Rom beim Angelus
Menschen auf dem Petersplatz in Rom beim Angelus

Es gelte, sich daran zu erinnern, dass der Blick Gottes nie bei unserer Vergangenheit, bei unseren Fehlern hängenbleibe, sondern uns inmitten unserer Probleme und Verstrickungen, trotz unseres Gefühls, den Herausforderungen des Lebens und des Evangeliums nicht gewachsen zu sein liebevoll suche: „Dann können wir uns fragen: Wie sehen wir uns selbst? Fühlen wir uns unzulänglich und resignieren, oder suchen wir gerade dort, wo wir uns niedergeschlagen fühlen, die Begegnung mit Jesus?“

„Wir Christen aber müssen den Blick Jesu haben, der von unten her umarmt, der die Verlorenen sucht, mit Mitgefühl“

Doch müsse man einen Schritt weitergehen, auch selbst den barmherzigen und nicht den verurteilenden Blick auf andere richten, mahnte Franziskus: „Erinnern wir uns daran, dass man eine Person nur dann von oben ansehen darf, wenn man ihr aufhilft: nur dann. (…) Wir Christen aber müssen den Blick Jesu haben, der von unten her umarmt, der die Verlorenen sucht, mit Mitgefühl. Das ist der Blick der Kirche, und das muss er auch immer sein, der Blick Christi, nicht der verurteilende Blick.“

Nach offiziellen Angaben hatten bei dem sonnigen Wetter rund 35.000 Besucher den Weg auf den Petersplatz gefunden, um am Mittagsgebet mit Papst Franziskus teilzunehmen.

(vatican news - cs)

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30. Oktober 2022, 13:18