Papst: Das Herz von Gott erzählen lassen
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„Im Leben muss man immer Entscheidungen treffen, und dazu müssen wir einen Weg der Unterscheidung zurücklegen. Jede wichtige Tätigkeit hat ihre ,Anleitungen`, die man kennen muss, damit sie die gewünschte Wirkung entfalten können. Heute konzentrieren wir uns auf eine weitere unverzichtbare ,Zutat` für die Unterscheidung: unsere Lebensgeschichte,“ wandte sich Franziskus an die zahlreich erschienenen Pilger auf dem Petersplatz.
Und als Beispiel dafür, wie uns unsere Lebensgeschichte Spuren der Gegenwart Gottes erkennen lässt, führte der Papst den heiligen Augustinus an, der in seinen Bekenntnissen Rückschau auf sein Leben gehalten habe.
„Auch wir haben – wie Augustinus – oft die Erfahrung gemacht, in Gedanken gefangen zu sein, die uns von uns selbst entfernen, in stereotypen Botschaften, die uns nicht guttun," gab Franziskus zu bedenken. „Zum Beispiel: ,Ich bin wertlos..., bei mir geht alles schief..., ich werde nie etwas Gutes zustande bringen`... Sich mit der eigenen Geschichte zu beschäftigen bedeutet auch, diese ,toxischen` Elemente zu erkennen und der Handlung unserer Geschichte dann einen weiteren Rahmen zu geben; zu lernen, andere Aspekte wahrzunehmen, die unsere Geschichte reicher machen und auch die diskrete Art und Weise zu begreifen, auf die Gott in unserem Leben handelt.“
Das innere Leben kultivieren
Um also die kleinen Wunder zu erkennen, die Gott Tag für Tag für uns tut, müsse man das innere Leben kultivieren, denn „im inneren Menschen liegt die Wahrheit“, zitierte der Papst den Kirchenvater Augustinus.
„Das Gute liegt im Verborgenen, immer. Denn es verfügt über eine Art Scham, es versteckt sich. Das Gute liegt im Verborgenen, im Stillen, es erfordert ein langsames und kontinuierliches Graben. Denn der Stil Gottes ist diskret, es gefällt Gott, im Verborgenen und diskret vorzugehen... Er drängt sich nicht auf; er ist wie die Luft, die wir atmen, wir sehen sie nicht, aber sie lässt uns leben, und wir sind uns ihrer erst bewusst, wenn sie uns fehlt.“
Über unser Leben nachzudenken und anderen davon zu erzählen, könne helfen, Aspekte zu entdecken, die uns vielleicht gar nicht bewusst seien, und uns erkennen lassen, was uns traurig, fried- und freudlos mache, stellte Franziskus fest und gab folgenden Denkanstoß:
„Wir können uns fragen: Habe ich anderen jemals von meinem Leben erzählt? Das ist etwas Schönes bei den Verlobten: Sobald es aus ihrer Sicht ernst wird, erzählen sie sich gegenseitig ihr Leben. Das ist eine der schönsten und intimsten Formen der Kommunikation...! Sie ermöglicht uns, bisher unbekannte, kleine und einfache Dinge zu entdecken, denn - wie das Evangelium sagt: aus kleinen Dingen entstehen die großen.“
Die Sprache Gottes verstehen lernen
Unterscheidung sei also, wenn unser eigenes Herz uns von Gott erzähle. Und wir müssten nur lernen, seine Sprache zu verstehen. „Fragen wir uns, zum Beispiel am Ende eines jeden Tages: Was ist heute in meinem Herzen vorgegangen? Einige denken, so eine Gewissenserforschung bestünde darin, Buch über die von dir begangenen Sünden zu führen... Nein - was ist in mir vorgegangen? Habe ich Freude gefühlt? Warum? War ich traurig - was hat mich traurig gemacht? Auf diese Weise lernen, zu unterscheiden, was in unserem Innern vorgeht. Danke!“, schloss der Papst seine sechste Katechese zum Thema „Unterscheidung der Geister“.
(vaticannews – skr)
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