Papst ermutigt Frauen im interreligiösen Dialog
Gudrun Sailer – Vatikanstadt
Frieden muss durch mehr Einbeziehung von Frauen gesucht werden, denn sie spielen eine wichtige Rolle beim Aufbau einer Kultur der Begegnung zwischen Angehörigen verschiedener Religionen. Das hat Papst Franziskus bei der Audienz hervorgehoben. Die Offenheit, die eine hörende Begegnung verlange, sei „eine der größten Gaben, die Sie Ihren Familien, Gemeinschaften und Gesellschaften schenken können“, sagte das Kirchenoberhaupt den Frauen, unter ihnen Katholikinnen, Muslimas, Jüdinnen, Hindus, Sikhs, Taoistinnen, Jainistinnen und Zoroastrierinnen. Franziskus ermutigte sie ausdrücklich, in der interreligiösen Zusammenarbeit fortzufahren.
„Jede eurer Glaubenstraditionen, und jede von euch persönlich, hat der Welt einen Reichtum zu bieten, der ihr – der Welt - einen Geist des Willkommens, der Fürsorge und der Geschwisterlichkeit einhauchen kann“, sagte der Papst. Wie erlebt das eine Deutsche, die sich im interreligiösen Dialog engagiert? Das wollten wir von der Politikwissenschaftlerin Dunya Elemenler wissen, sie ist Vorsitzende der Christlich-Islamischen Gesellschaft (CIG) und nahm an dem Kongress und der Papstaudienz teil.
„Wenn Frauen im interreligiösen Dialog wirken und sie gehen zu einer Veranstaltung, dann sind da sehr viele Details, die diese Veranstaltung schöner machen. Wenn Sie denn dort reinkommen, fühlen sie sich direkt zu Hause. Die Gespräche sind dann auch erst mal auf einer sehr menschlichen Ebene. Wenn Papst Franziskus von Geschwisterlichkeit spricht, dann ist ja das die Grundlage. Dann sieht man diese großen Veranstaltungen, wo Männer sich gegenseitig die Hand schütteln oder über scheinbar so wichtige politische Themen sprechen - aber das Fundament unserer Gesellschaft sind diese Geschwisterlichkeit und diese Freundschaften.“
Die Frage der Gleichberechtigung
Selbstverständlich sprechen Frauen im interreligiösen Dialog auch über theologische Themen, erklärt die in Bonn lebende Politikwissenschaftlerin, und darüber hinaus setzen sie sich gemeinsam für andere ein, etwa in der Flüchtlingsarbeit. Elemenler bezeichnete dies als breit geteilte Erfahrung auch der anderen Teilnehmerinnen des Vatikan-Kongresses.
Ebenfalls Konsens herrschte allerdings auch über den Punkt, dass Frauen aller Religionen in ihren eigenen Gemeinschaften vor ähnlichen Herausforderungen stehen: „Alle Religionen behaupten, dass sie Gleichberechtigung predigen, dass die Frauen gleichwertig sind und dass es keine Diskriminierung von Frauen in ihnen gibt. Aber wenn wir uns die Praxis ansehen, finden wir Unterdrückung und teilweise Misshandlungen, wir sehen, dass Frauen keine Stimme haben, nicht gehört werden.“
Interreligiöser Einsatz des Papstes positiv wahrgenommen
Den argentinischen Papst schätzt die deutsche Muslima spätestens seit ihrer Lektüre von „Fratelli tutti“ (2020), dem Lehrschreiben von Franziskus über Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft. Allgemein hätten Muslime in Deutschland diesen Papst seit seiner Begegnung mit dem Großimam von Al-Azhar in Dubai 2019 mehr auf dem Schirm, sagte Elemenler. „Aber die Muslime, die im interreligiösen Dialog aktiv sind, haben auf jeden Fall eine große Wertschätzung. Es wird positiv wahrgenommen, dass er sich so einbringt in den interreligiösen Dialog.“
Die internationale Konferenz „Frauen bauen eine Kultur der Begegnung im interreligiösen Bereich" tagt bis Freitag an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom, ausgerichtet ist sie vom vatikanischen Dikasterium für den interreligiösen Dialog in Zusammenarbeit mit der Weltunion der katholischen Frauenorganisationen (WUCWO).
(vatican news)
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