Papst Franziskus mit einer Gruppe Pfadfinder Papst Franziskus mit einer Gruppe Pfadfinder 

Generalaudienz: „Wenn Freude fehlt, kommt das Evangelium nicht rüber“

Über fünf wesentliche Elemente einer gelungenen Verkündigung sprach Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz an diesem Mittwoch. Vor allem müsse die Frohe Botschaft, die nicht belastet, sondern befreit, wirklich „mit Freude“ verkündet werden, betonte der Papst vor den Pilgern in der Audienzhalle.

Christine Seuss - Vatikanstadt

In seiner dritten Katechese der Katechesenreihe zum Thema „Eifer für die Evangelisierung“ identifizierte Papst Franziskus mit „Freude“, „Befreiung“, „Licht“, „Heilung“ und „Staunen“ fünf Elemente, die er als wesentlich für eine gelungene Verkündigung vorstellte. Ausgangspunkt seiner Gedanken war der eingangs verlesene Passus aus dem Lukasevangelium (Lk 4, 17-21), in dem Jesus in der Synagoge von Nazareth einen Abschnitt aus dem Propheten Jesaja vorliest und diesen zur Überraschung der zuhörenden Menschen mit einem einzigen Satz kommentiert: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“.

Hier der Beitrag zur Generalaudienz von Papst Franziskus am 25.1.2023 zum Nachhören
Eine Szene der Generalaudienz
Eine Szene der Generalaudienz

Dieser „prophetische Abschnitt“ aus Jesaja enthalte für Jesus also die „Essenz“ dessen, was er von sich selbst sagen wolle, so der Papst, der die fünf identifizierten Elemente im Folgenden einzeln anführte. Zunächst sei dies die Freude, wenn er sagt, dass der „Geist des Herrn“ auf ihm Ruhe und dass er gesandt worden sei, um den Armen „eine frohe Botschaft“ zu bringen:

„Frohe Botschaft: Man kann nicht ohne Freude von Jesus sprechen, denn der Glaube ist eine wunderbare Liebesgeschichte, die es zu erzählen gilt. Jesus zu bezeugen, in seinem Namen etwas für andere zu tun – damit danken wir durch unser Leben dafür, ein so schönes Geschenk erhalten zu haben, dass keine Worte ausreichen, um es auszudrücken.“

„Ein trauriger Christ kann von schönen Dingen sprechen, aber es ist alles umsonst, wenn die Verkündigung, die er leistet, nicht freudig ist“

Doch wenn die Freude fehle, komme „das Evangelium nicht rüber“, unterstrich Franziskus weiter: „Ein trauriger Christ kann von schönen Dingen sprechen, aber es ist alles umsonst, wenn die Verkündigung, die er leistet, nicht freudig ist. Ein Denker sagte mal: Ein Christ, der traurig ist, ist ein trauriger Christ. Vergessen wir das nicht!“

Der zweite Aspekt sei die „Befreiung“, die von Jesus verkündete „Entlassung“ der Gefangenen. Dies bedeute, dass die Evangelisierung nicht mit Druck verbunden sein dürfe, wie ihn beispielsweise Proselytismus verursache, oder mit der Erzeugung von Schuldgefühlen: „Natürlich bringt die Nachfolge Jesu Askese und Opfer mit sich, denn wenn jede gute Sache dies erfordert, wie viel mehr die entscheidende Realität des Lebens! Aber diejenigen, die von Christus Zeugnis ablegen, zeigen die Schönheit des Ziels und nicht so sehr die Härte des Weges.“ Dies werde deutlich, wenn man anderen von einer schönen Reise erzähle: während man in diesem Fall die besuchten Sehenswürdigkeiten und Schönheiten beschreibe, hätten die Strapazen des Weges, wie die „Warteschlangen am Flughafen“, dort keinen Platz: „Jede Verkündigung, die des Erlösers würdig ist, muss also Befreiung vermitteln,“ betonte Franziskus.

„Wie wunderbar, dieses Licht mit anderen zu teilen!“

Einen weiteren Aspekt, den der Papst identifizierte, stellte „das Licht“ dar. Dabei handele es sich nicht nur um das physische Licht, das Jesus den Blinden schenkt, die er heilt, sondern auch um das Licht, „das einen das Leben auf eine neue Weise sehen lässt“:

„Und welches Licht schenkt uns Jesus? Er bringt uns das Licht der Kindschaft: Er ist der geliebte Sohn des Vaters, der ewig lebt; mit ihm sind auch wir Kinder Gottes, die ewig geliebt werden, trotz unserer Fehler und Mängel. (…) Wie wunderbar, dieses Licht mit anderen zu teilen!“

Das Leben eines jeden von uns stelle eine „Geste der Liebe“ dar, auch wenn wir dies wegen unserer Probleme und manchmal auch der „Weltlichkeit“ wegen oft vergäßen, fügte Franziskus einen spontanen Gedanken ein. Dies sei „besonders hässlich“, unterstrich er mit hochgezogenen Augenbrauen.

Papst Franziskus begrüßt die Pilger in der Audienzhalle
Papst Franziskus begrüßt die Pilger in der Audienzhalle

Jesus als der Arzt des Herzens

Der vierte Aspekt sei die „Heilung“, fuhr der Papst weiter fort. Jesus sei gekommen, um die „Zerschlagenen in Freiheit“ zu setzen, wobei die Zerschlagenen die seien, die sich von etwas in ihrem Leben „erdrückt“ fühlten, erläuterte Franziskus. Dies könnten nicht nur Krankheiten oder eigene Fehler sein, sondern vor allem ein Übel, für das es keine menschliche Medizin gebe, nämlich „die Sünde“. Aber mit Jesus, der uns „immer und unentgeltlich“ heile, habe „das Böse, das unbesiegbar schien, nicht mehr das letzte Wort“: „Jemanden zur Begegnung mit Jesus zu führen, bedeutet also, ihn zum Arzt des Herzens zu bringen, der sein Leben wiederaufrichtet. Es geht darum, zu sagen: ‚Bruder, Schwester, ich habe keine Antworten auf so viele deiner Probleme, aber Jesus kennt dich und liebt dich, er kann dich heilen und dein Herz erleichtern‘.“

Das schlechte Gedächtnis Gottes

Wer an Jesus glaube, könne anderen genau das geben: die „Kraft der Vergebung, die die Seele von aller Schuld befreit“, fuhr Franziskus fort. Gott habe ein fürchterlich schlechtes Gedächtnis, wenn es darum gehe, sich an unsere Sünden zu erinnern, deshalb vergebe er uns immer und unter allen Umständen – das einzige, was man tun müsse, sei, sich ihm mit der Bitte um Hilfe anzunähern. Die Gnade des Herrn, wie sie von Jesus verkündet wird, versetze uns immer in Erstaunen und sorge für Überraschungen:

„Denn nicht wir sind es, die Großes tun, sondern die Gnade des Herrn, die auch durch uns unvorhersehbare Dinge vollbringt. Und das sind die Überraschungen Gottes. (…) Das Evangelium wird von einem Gefühl des Staunens und der Neuheit begleitet, das einen Namen hat: Jesus.“

Doch die Frohe Botschaft, die Jesus bringe, sei vor allem an die Armen gerichtet, die „die Lieblinge Gottes“ sind, gab Franziskus abschließend zu bedenken. Dies bedeute für jeden von uns, sich innerlich „arm“ zu machen und den „Anspruch auf Selbstgenügsamkeit“ fahren zu lassen. Dies sei der „kürzeste Weg“, um Jesus zu treffen.

(vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

25. Januar 2023, 11:52