Papst Franziskus mit den Gästen aus Georgien Papst Franziskus mit den Gästen aus Georgien 

Papst: Bildung gegen Hass und Geschichtsvergessenheit

Bildung wirkt Geschichtsvergessenheit und Hass entgegen. Das hat Franziskus an diesem Montag vor einer Delegation aus Georgien hervorgehoben. Dabei kam er auch auf seine Reise 2016 in das orthodox geprägte Land im Kaukasus zu sprechen.

Der Papst empfing die Gruppe der katholischen Sulkhan-Saba Orbeliani Universität von Tiflis am Morgen in Audienz. „Der Untergang des Volkes beginnt dort, wo die Erinnerung an die Vergangenheit endet“, zitierte Franziskus dabei den georgischen Dichter Ilia Tschawtschawadse (1837-1907), eine der Leitfiguren der georgischen Nationalbewegung.

Bildung gegen den Hass

Vor seinen Gästen ging Franziskus auf die Herkunft des georgischen Begriffes „ganatleba“ – „Erziehen“ – ein, der sich vom Wort „Licht“ ableitet. „Erziehen heißt, wieder ins Licht zu kommen, es ist ein Synonym für Erleuchtung. Das ist bezeichnend, denn es erinnert daran, wenn man in einem dunklen Raum eine Lampe anknipst: Man verändert nichts, was dort ist, aber man verändert das Aussehen von allem.“

In seiner Ansprache betonte der Papst die Notwendigkeit von Erziehung und Bildung angesichts von Hass und Krieg: „Diese wohltuende Erleuchtung des Wissens ist notwendig, während sich in der Welt die Dunkelheit des Hasses verdichtet, der oft aus Vergesslichkeit und Gleichgültigkeit entsteht. Ja, es sind oft das Vergessen und die Gleichgültigkeit, die alles dunkel und undeutlich erscheinen lassen, während Kultur und Bildung die Erinnerung an die Vergangenheit wiederherstellen und Licht in die Gegenwart bringen.“

Hier im Audio

Die Wurzel des georgischen Wortes „Licht“, von dem sich der Begriff „Bildung“ ableite, komme auch im Wort „Taufe“ vor, fuhr Franziskus fort. Kultur und Glauben seien also miteinander verbunden. „Die georgische Kultur lädt uns ein, die Lampe der Bildung brennen zu lassen und das Fenster des Glaubens offen zu halten, denn beides erhellt die Räume des Lebens“, betonte Franziskus.

Einsatz in der Ökumene

Der Papst würdigte die Bildungsarbeit der katholischen Universität von Tiflis und den Einsatz der Kirche in der Geschichte des Landes, die „eine fruchtbare kulturelle Öffnung“ ermöglicht habe. Die Sulkhan-Saba Orbeliani Universität sei „ein gutes Beispiel für die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Katholiken und Orthodoxen in den Bereichen Kultur und Bildung“, lobte Franziskus, der an seine Begegnung mit dem Katholikos-Patriarchen Ilia II. vor einigen Jahren in Georgien zurückdachte, einem „Mann Gottes, den ich in meinen Gebeten trage“, so der Papst:

„Ich trage in meinem Herzen die Begegnungen, die wir hatten, besonders die in der Patriarchalkathedrale, als wir Seite an Seite im Zeichen der Tunika Christi standen; jener Tunika, von der das Evangelium sagt, sie sei ,von oben bis unten in einem Stück gewebt‘ (Joh 19,23) und die nach der Tradition die Einheit der Kirche, des Leibes Christi, symbolisiert.“

Papstreise nach Georgien 2016

Der Papst hatte Georgien im Herbst 2016 besucht. Die Reise stand im Zeichen der Ökumene und des Friedens. So bemühte sich Franziskus um die Verbesserung der Beziehungen zur georgisch-orthodoxen Kirche und rief die politische Führung des Landes zum Einsatz „für das friedliche Zusammenleben aller Völker und Staaten in der Region“ auf. Der Dialog zwischen dem Vatikan und der georgisch-orthodoxer Kirche gilt als teils angespannt. Mit den staatlichen georgischen Autoritäten unterhält der Heilige Stuhl seit 30 Jahren diplomatische Beziehungen. Die große Mehrheit der georgischen Bevölkerung (über 80 Prozent) gehört der orthodoxen Kirche an.

Die Sulkhan-Saba Orbeliani Universität war 2001 von Bischof Giuseppe Pasotto, dem Apostolischen Administrator der lateinischen Katholiken im Kaukasus, als Institut für Philosophie, Theologie, Geschichte und Kultur gegründet worden. Ihr Name bezieht sich auf den georgischen Mönch und Diplomaten Sulchan-Saba Orbeliani, der den Katholizismus in Georgiern förderte und sich um Beziehungen des Landes zu Westeuropa bemühte.

(vatican news - pr)
 

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13. Februar 2023, 13:34