Papst: Evangelium bringt menschliches Kalkül durcheinander
Mario Galgano - Vatikanstadt
Zunächst geht der Papst auf das lange Warten „auf den Trost des Herrn“ ein, den der alte Simeon erleben musste, um dann „in dem Kind den von Gott gesandten Messias“ zu erkennen. Simeon halte es schließlich in seinen Armen und danke Gott „mit bewegtem Herzen, weil er in diesem Kind das Licht des Heils erkennt, auf das alle Völker gewartet haben“. (vgl. Lk 2,30-31) „Jesus ist das Licht, das der Vater in die dunkle Nacht der Menschheit gesandt hat“, so der Papst weiter. Und Jesus sei auch die Morgenröte, „die Gott erwecken wollte, als wir noch in der Finsternis wandelten“:
„Er ist derjenige, der uns dort, wo wir verloren waren, einen Hoffnungsschimmer eröffnete, der die entlegensten Winkel der Erde und die Furchen unserer zerbrochenen, verzweifelten und verwundeten Herzen erhellte. Er ist das ursprüngliche Licht der Schöpfung, das jetzt unter uns leuchtet, um die Dunkelheit in unserem Leben zu vertreiben. Jesus ist das Licht der Welt (vgl. Joh 8,12), und deshalb gibt es für uns immer Hoffnung, auch wenn wir manchmal im Dunkeln tappen und keine ,Vision' haben. Denn wir können immer zu ihm gehen und wie der blinde Bartimäus schreien und von Jesus neue und leuchtende Augen erhalten.“
Von dieser Hoffnung beseelt, habe sich die Kirche in ihrer theologischen und liturgischen Tradition stets dem Osten zugewandt und lade uns ein, dorthin zu schauen, denn aus dem Osten gehe das Licht auf, „die Sonne der Gerechtigkeit, der strahlende Stern, der Christus ist“. Die Kirche müsse sich immer wieder von Christus und seinem Evangelium erleuchten lassen, „denn wie ein Schiff, das die oft aufgewühlten Wellen der Geschichte durchquert, kann sie immer wieder Gefahr laufen, nicht die Kirche Jesu zu sein“.
Jesus stellt auch heute einen Skandal dar
Jesus sei auch heute noch „ein Skandal, ein Zeichen des Widerspruchs, das unsere Sicherheiten herausfordert und unsere Herzen aufrüttelt“, damit sie nicht durch Angst gelähmt, in Heuchelei gefangen oder in Sünde verhärtet seien. Die Freude des Evangeliums sei „in der Tat, während sie uns tröstet und aufrichtet“, auch eine Prophezeiung, „die uns in eine Krise stürzt, die weiterhin die Logik der menschlichen Macht, die weltlichen Berechnungen, die Waffen der Unterdrückung, die Logik der Spaltung und der Zweideutigkeit stört“, erläutert der Papst. Jesus sei auch weiterhin derjenige, der den falschen Frieden derer stört, die „äußerlich schön erscheinen, aber in ihrem Innern voller Totengebeine und aller Fäulnis sind ... voller Heuchelei und Ungerechtigkeit“ (vgl. Mt 23,27-28).
Weshalb er Kardinal Lazarus schätze
Aus diesem Grund freue es ihn, dieses neue Buch vorlegen zu können, das der Kirche des Ostens durch die Geschichten, Anekdoten und Überlegungen von Kardinal Lazarus You Heung- sik eine Stimme geben wolle. Ihn habe er zum ersten Mal 2014 während des Asiatischen Jugendtages getroffen und ihn mittlerweile an die Spitze des Dikasteriums für den Klerus berufen, erinnert Franziskus in seinem Vorwort: „Mit seiner liebenswürdigen und freundlichen Art erlaubt er uns, die Früchte eines Glaubens zu begreifen, der im Land der Märtyrer gesät wurde und dank des freudigen Zeugnisses einer lebendigen Kirche in Einfachheit sprießt. Und aus der Geschichte, die allmählich Gestalt annimmt, können wir den Weg erahnen, wie wir alle eine Kirche bleiben können, die Jesus und seinem Evangelium treu ist, fern von allem Weltlichen“, erläutert der Papst.
Ein Glaube in Kontakt mit dem Wort Gottes und Zeugen des Evangeliums
Aus den auf diesen Seiten aufgezeichneten Gesprächen, in denen sich autobiographische Elemente mit spirituellen und pastoralen Überlegungen vermischen, zeichnet Kardinal Lazarus das Porträt eines Glaubens, der im ständigen Kontakt mit dem Wort Gottes und den Zeugen des Evangeliums entstehe; das Porträt einer jungen und aktiven Kirche, die aus den Laien hervorgegangen sei und zu einem Instrument der Hoffnung und des Mitgefühls werde, das sich um die Verwundeten kümmere; das Porträt eines priesterlichen Dienstes, der sich im Licht des Evangeliums erneuern müsse, indem er sich von jeglichem Klerikalismus befreie und sich „neben“ und „mit“ seinen Laienbrüdern und -schwestern in den synodalen und ministeriellen Gemeinschaften neu denke.
„Deshalb möchte ich Kardinal Lazarus und denjenigen, die diese Seiten herausgegeben haben, meinen Dank aussprechen. Denn wir alle brauchen dieses Licht aus dem Osten. Wir müssen auf das mutige Zeugnis so vieler Schwestern und Brüder hören, die mit Enthusiasmus und sogar durch viel Leid hindurch Jesus mit offenen Armen empfangen haben wie der alte Simeon, und indem wir die Predigt des heiligen Andreas Kim und vieler Missionare, die ihr Leben für die Freude des Evangeliums eingesetzt haben, aufnehmen“, schreibt der Papst. „Wir müssen uns ,dezentralisieren', eine Reise in den Osten unternehmen und uns in die Schule einer geistlichen und kirchlichen Lebensweise begeben, die unseren Glauben neu beleben kann. Und wir müssen uns daran erinnern, dass selbst in der Not und der Dunkelheit der Herr wie ein Blitz kommt. Und er will unser Leben erhellen“, schließt er seine Überlegungen ab.
(vatican news)
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