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Wortlaut: Papst Franziskus beim Angelus

Hier finden Sie Ansprache, die Papst Franziskus an diesem Sonntag bei seinem Angelusgebet am Petersplatz gehalten hat, in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan.

Sämtliche Wortmeldungen des Papstes in ihrer offiziellen deutschen Fassung werden auf der Internetseite des Heiligen Stuhls publiziert.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag und guten Sonntag!

An diesem Sonntag schenkt uns das Evangelium eine der schönsten und faszinierendsten Begegnungen Jesu, die mit der samaritischen Frau (vgl. Joh 4,5-42). Jesus und die Jünger halten in der Nähe eines Brunnens in Samarien an. Eine Frau kommt zu ihnen und Jesus sagt zu ihr: Gib mir zu trinken" (V. 8). Gib mir zu trinken". Ich möchte genau auf diesen Ausdruck eingehen: „Gib mir zu trinken!“

Die Szene zeigt uns einen durstigen und müden Jesus, der von der samaritanischen Frau zur heißesten Stunde, zur Mittagszeit, am Brunnen gefunden wird und wie ein Bettler um Erfrischung bittet. Es ist ein Bild für die Erniedrigung Gottes: Gott macht sich klein in Jesus Christus für unsere Erlösung, er kommt zu uns. In Jesus ist Gott einer von uns geworden; er hat sich erniedrigt, er ist durstig wie wir, er leidet den gleichen Durst wie wir. Wenn wir diese Szene betrachten, kann jeder von uns sagen: Der Herr, der Meister, bittet mich um einen Trank. Er ist also durstig wie ich? Hat meinen Durst? Du bist mir in der Tat nahe, Herr! Du bist an meine Armut gebunden... Das kann ich nicht fassen! Du hast mich von unten geholt, von meinem Tiefpunkt, wo mich niemand erreichen kann" (P. Mazzolari, La Samaritana, Bologna 2022, 55-56).  Du bist zu mir herab gekommen und hast mich dort unten geholt, weil dir nach mir dürstete und dürstet. Der Durst Jesu ist in der Tat nicht nur physisch, er drückt die tiefsten Tiefen unseres Lebens aus: Es ist vor allem ein Durst nach unserer Liebe.  Es ist mehr als ein betteln, es ist Durst nach unserer Liebe.  Und das wird auf dem Höhepunkt der Passion, am Kreuz, zum Vorschein kommen; dort wird Jesus, bevor er stirbt, sagen: Mich dürstet" (Joh 19,28). Dieser Durst nach Liebe hat Jesus dazu gebracht, hinabzukommen, sich zu erniedrigen, so, dass er einer von uns wurde.  

Aber der Herr, der um etwas zu trinken bittet, ist auch derjenige, der etwas zu trinken gibt: Als er der Samariterin begegnet, spricht er zu ihr vom lebendigen Wasser des Heiligen Geistes, und am Kreuz gießt er Blut und Wasser aus seiner durchbohrten Seite (vgl. Joh 19,34). Jesus, der nach Liebe dürstet, löscht unseren Durst mit Liebe. Und er tut mit uns, was er mit der Samariterin tat: Er kommt zu uns in unseren Alltag, er teilt unseren Durst, er verspricht uns das lebendige Wasser, das das ewige Leben in uns sprudeln lässt (vgl. Joh 4,14).

Gib mir zu trinken. Da gibt es noch einen zweiten Aspekt. Diese Worte sind nicht nur die Aufforderung Jesu an die Samariterin, sondern ein - manchmal stiller - Appell, der jeden Tag an uns ergeht und uns auffordert, den Durst der anderen zu stillen. Den Durst der anderen zu stillen Gib mir zu trinken, sagen uns diejenigen - in der Familie, viele, viele, am Arbeitsplatz, an vielen anderen Orten, an denen wir uns aufhalten -, die nach Nähe, nach Aufmerksamkeit, nach Zuhören dürsten; sagen uns diejenigen, die nach dem Wort Gottes dürsten und in der Kirche eine Oase finden müssen, wo sie trinken können. Gib mir zu trinken - ist der Appell unserer Gesellschaft, in der Eile,  besonders Konsumwahn und Gleichgültigkeit, diese Kultur der Gleichgültigkeit, zu Trockenheit und innerer Leere führen. Und - vergessen wir nicht - gib mir zu trinken ist auch der Schrei so vieler Brüder und Schwestern, denen das Wasser zum Leben fehlt, während wir unser gemeinsames Haus weiter verschmutzen und verunstalten; auch sie, erschöpft und ausgedörrt, sind durstig".

Angesichts dieser Herausforderungen bietet das heutige Evangelium jedem von uns das lebendige Wasser an, das uns zu einer Quelle der Erfrischung für andere machen kann. Wie die Samariterin, die ihre Amphore am Brunnen stehen ließ und die Leute des Dorfes rief (vgl. V. 28), werden auch wir nicht mehr nur daran denken, unseren Durst zu stillen, unseren intellektuellen und kulturellen Durst, sondern mit der Freude, dem Herrn begegnet zu sein, den Durst der anderen stillen können; wir können dem Leben anderer einen Sinn geben, nicht als Herren sondern als Diener des Wortes Gottes, das unseren Durst gestillt hat und weiter stillt. So werden wir in der Lage sein, den Durst der anderen zu verstehen und die Liebe zu teilen, die Er uns gegeben hat. Mir kommt da die Frage, an mich und euch: Verstehen wir den Durst der anderen? Den Durst der Leute, vieler aus der Familie, meiner Gegend? Heute können wir uns fragen: Habe ich Durst nach Gott, will ich erkennen, dass ich seine Liebe wie Wasser zum Leben brauche? Und dann: Ich der ich dürstig bin, mache ich mir auch Sorgen um den Durst der anderen? Den geistigen wie körperlichen Durst?

Möge die Gottesmutter für uns Fürsprache einlegen und uns auf unserem Weg unterstützen.

(vatican news)

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12. März 2023, 12:39

Das Angelus ist ein Gebet, dass in Erinnerung an das ewige Geheimnis der Menschwerdung drei Mal am Tag gebetet wird: 6 Uhr morgens, am Mittag und am Abend gegen 18 Uhr, jeweils wenn die Glocken zum Angelusgebet rufen.
Der Name ‚Angelus‘ stammt aus dem ersten Vers der lateinischen Version des Gebets - Angelus Domini nuntiavit Mariae. Es besteht aus der Lesung von drei schlichten Texten, bei denen es um die Menschwerdung Jesu Christi geht, gefolgt jeweils von einem Ave Maria.
Dieses Gebet wird vom Papst auf dem Petersplatz sonntags mittags und an Hochfesten gebetet. Direkt vor dem Gebet legt der Papst kurz die Lesungen des Tages aus. Nach dem Gebet folgen Grüße an die Pilger.
Von Ostern bis Pfingsten wird an Stelle des Angelusgebets das Regina Coeli gebetet, das an die Auferstehung Jesu Christi erinnert. Zum Abschluss dieses Gebets wird das „Ehre sei dem Vater“ drei Mal gesprochen.

Gebet des Angelus / Regina Coeli mit Papst

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