Generalaudienz: Papst hält Rückschau auf Ungarn-Reise
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Die Geschicke Ungarns seien von vielen Heiligengestalten und einer rechtschaffenen Bevölkerung geprägt worden, stellte das Kirchenoberhaupt heraus: Menschen, deren Glaubenszeugnis besonders in den dunklen Stunden der Geschichte Halt gegeben und Trost gespendet habe.
„Während der Verfolgung durch die Atheisten im 20. Jahrhundert wurden die Christen brutal unterdrückt, Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien getötet oder ihrer Freiheit beraubt. Doch obwohl man versucht hat, den Baum des Glaubens zu fällen, blieben die Wurzeln doch intakt: es gab eine verborgene Kirche, aber lebendig, stark, mit der Kraft des Evangeliums. In Ungarn war der Unterdrückung durch die Kommunisten die Unterdrückung durch die Nationalsozialisten vorausgegangen, mit der tragischen Deportation eines Großteils der jüdischen Bevölkerung. Doch in diesem grausamen Völkermord zeichneten sich viele durch ihren Widerstand und ihre Fähigkeit aus, die Opfer zu schützen – und das war gerade deshalb möglich, weil die Wurzeln des Zusammenlebens solide waren,“ würdigte der Papst die Ungarn und ihre Verwurzelung im Glauben.
„Ganz Europa steckt in der Krise"
Die Freiheit sieht Franziskus heute durch einen materialistischen Konsumismus und hedonistischen Egoismus bedroht. Tendenzen, die wichtige Werte wie Gemeinschaft, Familie und eine gemeinsame Vision zusehends in Vergessenheit geraten ließen.
„Wenn das Einzige, was zählt, nur noch ist, an sich selbst zu denken und zu tun, was einem gefällt, dann werden die Wurzeln erstickt", warnte Franziskus. „Das ist ein Problem, das ganz Europa betrifft, wo die Hingabe an andere, das Gemeinschaftsgefühl, die Schönheit des gemeinsamen Träumens und die Gründung kinderreicher Familien in einer tiefen Krise stecken. Ganz Europa steckt in der Krise. Denken wir also darüber nach, wie wichtig es ist, die Wurzeln zu bewahren, denn nur wenn wir in die Tiefe gehen, können die Äste nach oben wachsen und Früchte tragen. Jeder von uns kann sich fragen (...): Was sind die wichtigsten Wurzeln in meinem Leben? Worin wurzle ich? Erinnere ich mich an sie, pflege ich sie?“
Brücken bauen - die Berufung Europas
Am Bild der Brücken, für das Budapest berühmt ist, zeigte Franziskus auf, wie wichtig es sei, Brücken des Friedens zu bauen: Brücken zwischen den Völkern, Brücken für Menschen auf der Flucht, zwischen den Generationen und auch in der Kirche, Brücken zwischen den Konfessionen, Brücken in eine Zukunft in Eintracht und Frieden:
„Das ist in besonderer Weise die Berufung Europas, das als Brückenbauer des Friedens gehalten ist, die Unterschiede anzunehmen und all jene, die an seine Pforten klopfen, willkommen zu heißen. Schön in diesem Sinne ist die humanitäre Brücke, die für so viele Flüchtlinge aus der benachbarten Ukraine geschaffen wurde. Menschen, die ich treffen konnte und wobei ich auch Gelegenheit hatte, das große Netzwerk der Nächstenliebe der ungarischen Kirche zu bewundern“, so Franziskus.
Maria, die Königin
„Abschließend möchte ich zu Beginn des Monats Mai noch daran erinnern, dass die Ungarn die heilige Mutter Gottes sehr verehren. Vom ersten König, dem heiligen Stephan, der Muttergottes geweiht, wenden sie sich respektvoll an sie, indem sie sie nicht unter ihrem Namen, sondern unter dem Titel der Königin anrufen. Vertrauen wir also der Königin von Ungarn dieses geliebte Land an; vertrauen wir der Königin des Friedens den Bau von Brücken in der Welt an – und vertrauen wir der Königin des Himmels, die wir in dieser Osterzeit preisen, unsere Herzen an, damit sie in der Liebe Gottes verwurzelt bleiben,“ schloss das Kirchenoberhaupt seine Katechese an diesem Mittwoch.
(vaticannews -skr)
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