Radio-Akademie: Johannes Paul II. über Maria (3)
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Die Aufnahmen entstammen Generalaudienzen des polnischen Papstes in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts; sie wurden nie zuvor in dieser Form veröffentlicht.
Im dritten Teil unserer Serie geht es um Maria als Magd und Mutter des Herrn. „Dass sie Ja sagt, macht Maria zur ersten Jüngerin ihres Sohnes“, so Johannes Paul. Dabei seien ihre Worte gegenüber dem Engel („Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort“) ein „charakteristisches Merkmal jüdischer Religiosität“; schon Mose habe sich ganz ähnlich als Knecht Gottes bezeichnet. „So antwortet auch Maria zu Beginn des Neuen Testaments mit einem Akt freier Unterwerfung und bewusster Hingabe.“ Damit weise sie voraus auf Jesus, der später den Jüngern gegenüber einmal äußern wird, seine „Speise“ sei es, den Willen seines Vaters zu tun.
Maria als „erste Evangelistin“
Ausgesprochen interessant ist, wie Johannes Paul II. den Besuch Mariens bei Elisabeth analysiert. Ihm fällt nämlich auf, dass der Evangelist Lukas für Mariens „Aufbrechen“ dasselbe griechische Wort gebraucht, mit dem die Evangelien sonst die Auferstehung Jesu bezeichnen.
„So können wir vermuten, dass der heilige Lukas mit dieser Wortwahl einen kraftvollen Anstoß des Heiligen Geistes darstellen möchte, der Maria veranlasst, der Welt den Erlöser zu schenken. So gesehen ist die Mutter Gottes die erste Evangelistin, die die gute Nachricht weitergibt und den Beginn der Verkündigungstätigkeit ihres Sohnes setzt. Dies wird besonders ersichtlich aus der Richtung, die die Jungfrau Maria für ihre Reise nimmt: von Galiläa nach Judäa, so wie später ihr Sohn seine Mission antreten wird.“
An der Schilderung der Geburt Jesu bei Lukas frappieren den polnischen Papst „die armseligen Verhältnisse, aus denen das messianische Reich erwächst“. „Ein Reich ohne jegliche Macht und Ehren, ein Reich, das dem gehört, der von sich sagen konnte ‚Der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann‘. Dies ist bereits durch die äußerste Armut bei der Geburt Jesu angedeutet.“
Wie die frühen Christen Ägyptens
Detailliert vollzieht Johannes Paul nach, wie sich der Blick der Christen auf Maria, die Mutter Gottes, im Lauf der Jahrhunderte entwickelt habe. Schon im dritten Jahrhundert hätten ägyptische Christen den Ausdruck „theotokos“ (Gottesgebärerin) verwendet.
„Im vierten Jahrhundert wird dieser Begriff häufig in Osten und Westen gebraucht; er war zu jener Zeit bereits Glaubensgut der Kirche. Das Konzil von Ephesus verurteilte 431 die Thesen des Nestorius und erklärte Maria zur ‚Mutter Gottes‘, indem es die göttliche und die menschliche Natur in der einen Person des Sohnes feststellte. Wenn die Gläubigen dem Beispiel der frühen Christen Ägyptens folgen, vertrauen sie sich der Mutter Gottes an, die vom göttlichen Sohn die Gnaden der Befreiung von Gefahren und des ewigen Heiles erlangen kann…“
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(vatican news - sk)
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