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Angelus: Der Wortlaut

Lesen Sie hier in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan, was Papst Franziskus in seiner Katechese zum Dreifaltigkeitssonntag gesagt hat. Die offizielle Übersetzung finden Sie wie immer am Montag auf vatican.va.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Heute, am Hochfest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, legt uns das Evangelium das Gespräch Jesu mit Nikodemus vor (vgl. Joh 3,16-18). Nikodemus war ein Mitglied des Hohen Rats, der sich für das Geheimnis Gottes begeisterte: Er erkennt in Jesus einen göttlichen Lehrmeister und geht nachts heimlich zu ihm, um mit ihm zu sprechen. Jesus hört ihm zu, er versteht, dass er ein Mensch auf der Suche ist und verblüfft Nikodemus zunächst, indem er ihm antwortet, dass man von Neuem geboren werden muss, um ins Reich Gottes zu kommen – und dann offenbart er ihm den Kern des Geheimnisses, indem er sagt, dass Gott die Menschen so sehr geliebt hat, dass er seinen Sohn in die Welt sandte. Jesus, der Sohn, spricht also zu uns vom Vater und seiner unermesslichen Liebe.

Vater und Sohn. Es ist ein vertrautes Bild: ein Bild, das – wenn wir darüber nachdenken – unsere Vorstellung von Gott aus den Angeln hebt. Schon das Wort „Gott“ suggeriert uns eine einzigartige, majestätische und ferne Realität; von einem Vater und einem Sohn sprechen zu hören, fühlt sich dagegen wie Zuhause an. Ja, so können wir uns Gott vorstellen: mit dem Bild einer Familie, die um einen Tisch versammelt ist, an dem sie ihr Leben miteinander teilt. Und der Tisch, der zugleich ein Altar ist, ist ja auch ein Symbol, mit dem bestimmte Ikonen die Dreifaltigkeit darstellen. Es ist ein Bild, das uns von einem Gott erzählt, der Gemeinschaft ist. Vater, Sohn und Heiliger Geist: Gemeinschaft.

Aber es ist nicht nur ein Bild, es ist Realität! Es ist Realität, weil der Heilige Geist, der Geist, den der Vater durch Jesus in unsere Herzen ausgegossen hat (vgl. Gal 4,6), uns die Gegenwart Gottes auskosten und genießen lässt: eine Gegenwart, die uns Nähe, Barmherzigkeit und Zärtlichkeit vermittelt. Der Heilige Geist tut mit uns das, was Jesus mit Nikodemus getan hat: Er führt uns in das Geheimnis der neuen Geburt ein - der Geburt des Glaubens, des christlichen Lebens; er offenbart uns das Herz des Vaters und lässt uns Anteil haben am Leben Gottes selbst.

Die Einladung, die er an uns richtet, besteht sozusagen darin, mit Gott zu Tisch zu sitzen und seine Liebe zu teilen. Und das geschieht in jeder Messe, am Tisch des eucharistischen Mahles, wo Jesus sich dem Vater hingibt, sich für uns alle hingibt. Ja, Brüder und Schwestern, unser Gott ist Liebesgemeinschaft: So hat Jesus ihn uns offenbart. Und wisst ihr, wie wir die Erinnerung daran wachhalten können? Mit der einfachsten Geste, die wir schon als Kinder gelernt haben: dem Kreuzzeichen. Indem wir das Kreuz auf unseren Körper zeichnen, erinnern wir uns daran, wie sehr Gott uns geliebt hat, bis zur Hingabe seines Lebens für uns – und wir sagen uns, dass uns seine Liebe ganz und gar umfängt, von oben bis unten, von links nach rechts: wie eine Umarmung, die uns niemals fehlen wird. Und so verpflichten wir uns auch, Zeugnis zu geben von der Liebe Gottes und in seinem Namen Gemeinschaft zu schaffen. Lasst uns jetzt alle gemeinsam das Kreuzzeichen machen ...

Heute sollten wir uns also fragen: Legen wir Zeugnis ab für Gott, der Liebe ist? Oder ist der Gott, der Liebe ist, zu einem Konzept geworden; etwas, das wir bereits gehört haben, das dem Leben aber keinen Anreiz mehr gibt, uns nicht mehr herausfordert? Und wenn Gott Liebe ist, legen unsere Gemeinschaften dann auch wirklich Zeugnis ab von dieser Liebe? Wissen sie, wie man liebt? Verstehen sich unsere Familien darauf, zu lieben? Halten wir die Tür immer offen, verstehen wir uns darauf, alle – und ich betone: alle – als Brüder und Schwestern aufzunehmen? Bieten wir allen die Speise der Vergebung Gottes und den Wein der Freude des Evangeliums an? Fühlt man sich bei uns zuhause – oder sind wir eher wie ein Büro oder ein privater Ort, zu dem nur Auserwählte Zutritt haben? Gott ist Liebe, Gott ist Vater, Sohn und Heiliger Geist, und er hat sein Leben hingegeben für uns am Kreuz.

Maria helfe uns, die Kirche als ein Zuhause zu erfahren, in dem wir einander wie eine Familie lieben, zur Ehre Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

(vaticannews - skr)

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04. Juni 2023, 12:24

Das Angelus ist ein Gebet, dass in Erinnerung an das ewige Geheimnis der Menschwerdung drei Mal am Tag gebetet wird: 6 Uhr morgens, am Mittag und am Abend gegen 18 Uhr, jeweils wenn die Glocken zum Angelusgebet rufen.
Der Name ‚Angelus‘ stammt aus dem ersten Vers der lateinischen Version des Gebets - Angelus Domini nuntiavit Mariae. Es besteht aus der Lesung von drei schlichten Texten, bei denen es um die Menschwerdung Jesu Christi geht, gefolgt jeweils von einem Ave Maria.
Dieses Gebet wird vom Papst auf dem Petersplatz sonntags mittags und an Hochfesten gebetet. Direkt vor dem Gebet legt der Papst kurz die Lesungen des Tages aus. Nach dem Gebet folgen Grüße an die Pilger.
Von Ostern bis Pfingsten wird an Stelle des Angelusgebets das Regina Coeli gebetet, das an die Auferstehung Jesu Christi erinnert. Zum Abschluss dieses Gebets wird das „Ehre sei dem Vater“ drei Mal gesprochen.

Gebet des Angelus / Regina Coeli mit Papst

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