Papst Franziskus bei der Generalaudienz Papst Franziskus bei der Generalaudienz 

Generalaudienz: „Heiligkeit setzt Fürsorge für die Armen voraus“

Heilige erfahren Widerstand, und dies oft auch in den Reihen der Kirche – das hat Papst Franziskus an diesem Mittwoch auf dem Petersplatz bemerkt. Die erste Generalaudienz seit seinem jüngsten Krankenhausaufenthalt widmete er der australischen Heiligen Mary MacKillop, deren Leben von Fürsorge und Ausbildung für die Armen geprägt war. Ihre Vision sei auch heute von großer Aktualität für einen „Erziehungspakt“, der Familien, Schüler und die Gesellschaft zusammenbringe, so Franziskus.

Gut gelaunt absolvierte Franziskus seine letzte Generalaudienz vor der Sommerpause . Den anwesenden Pilgern dankte er zunächst dafür, trotz der großen Hitze auf den Petersplatz gekommen zu sein – in der Tat waren die Temperaturen in der römischen Hauptstadt bereits am Vormittag empfindlich hoch. Seine Katechese drehte sich auch an diesem Mittwoch um den Eifer der Evangelisierung, Ausgangspunkt für seine Überlegungen:  das Werk der heiligen Australierin Mary MacKillop (1842-1909).

Die Ordensfrau, Tochter von schottischen Emigranten in Ozeanien, gründete nicht nur die „Schwestern des heiligen Josef vom Heiligsten Herzen“, sondern auch zahlreiche katholische Schulen. Es ging ihr darum, die geistige und religiöse Bildung der Armen im ländlichen Australien zu fördern: „Wenn wir also sagen können, dass sozusagen ‚jeder Heilige eine Sendung ist; ein Entwurf des Vaters, um zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte einen Aspekt des Evangeliums widerzuspiegeln und ihm konkrete Gestalt zu verleihen‘ (Apostolisches Schreiben Gaudete et Exsultate, 19), dann gilt das für Mary MacKillop insofern, als sie vor allem durch die Gründung von Schulen in diesem Sinne tätig war.“

Papst Franziskus bei der Generalaudienz
Papst Franziskus bei der Generalaudienz

Jeder Heilige spiegelt einen Aspekt des Evangeliums wider

Sie habe die Zeichen der Zeit erkannt und damit auch, dass die Erziehung junger Menschen eine großartige Form der Evangelisierung sei, fuhr Franziskus fort:

„Ein wesentliches Merkmal ihres Eifers für das Evangelium war die Fürsorge für die Armen und Ausgegrenzten. Und das ist sehr wichtig: Auf dem christlichen Weg zur Heiligkeit sind die Armen, die Ausgegrenzten die Protagonisten, und man kann auf diesem Weg zur Heiligkeit nicht vorankommen, wenn man sich nicht auf die eine oder andere Weise auch um sie kümmert.“

Letzte Generalaudienz des Papstes vor der Sommerpause - ein Bericht von Radio Vatikan

Denn sie seien die „Präsenz des Herrn“ auf der Erde, lenkten den Blick auf die Ungerechtigkeiten der Welt, so Franziskus: „Da wird Geld ausgegeben, um Waffen herzustellen, aber nicht für Essen...“

Ihre Sorge für die Armen und Ausgegrenzten habe Mary außerdem dazu getrieben, dorthin zu gehen, wo „andere nicht hingehen wollten oder konnten“; nach der ersten Schuleröffnung 1866 in einem kleinen Vorort Südaustraliens seien viele in ländlichen Gemeinden in Australien und Neuseeland gefolgt. „Und sie vermehren sich, denn so ist der apostolische Eifer: er bewirkt, dass sich die Werke vermehren“.

Auch junge Brautpaare können den Papst treffen
Auch junge Brautpaare können den Papst treffen

Die Aktualität eines Erziehungspaktes

Die Heilige sei davon überzeugt gewesen, dass das Ziel der Erziehung „die ganzheitliche Entwicklung des Menschen“ sei (sowohl als Individuum als auch als Mitglied der Gemeinschaft) und dass dies „Weisheit, Geduld und Nächstenliebe seitens der Lehrer“ erfordere: „Erziehung besteht nämlich nicht nur darin, den Kopf mit Ideen zu füllen, sondern die Schüler auf dem Weg ihres menschlichen und geistigen Wachstums zu begleiten; sie zu ermutigen und ihnen zu zeigen, wie die Freundschaft mit dem auferstandenen Jesus unser Herz weitet und das Leben menschlicher macht. Dazu erziehen und dabei zu helfen, gut zu denken, gut zu hören und Gutes zu tun. Diese Vision ist gerade heute von großer Bedeutung: in einer Zeit, die uns die Notwendigkeit eines ,Erziehungspakts‘ aufzeigt, der Familien, Schulen, ja die Gesellschaft als Ganzes zusammenführt.“ 

Dieses Thema liegt dem Papst bekanntermaßen sehr am Herzen, hat er selbst doch in Corona-Zeiten einen globalen Pakt für Bildung und Erziehung lanciert, dessen Zielsetzung das harmonische Zusammenwirken zwischen Schülern, Eltern, Lehrern und der Gesellschaft als Ganzes ist - zugunsten einer ganzheitlichen Ausbildung der jungen Menschen.

Papst Franziskus bei der Generalaudienz
Papst Franziskus bei der Generalaudienz

Rechnungen zahlen, mit Priestern verhandeln, die Schwestern ausbilden

Mit Blick auf den Eifer der Ordensfrau, das Evangelium unter den Armen zu verbreiten, unterstrich Franziskus jedoch, dass sie es nicht bei der Gründung von Schulen belassen habe. So hatte sie in Adelaide mit dem „House of Providence“ auch eine Zufluchtsstätte für alte Menschen und verlassene Kinder gegründet: „Mary hatte großes Vertrauen in die Vorsehung Gottes: Sie war stets zuversichtlich, dass Gott in jeder Situation für sie sorgt. Das ersparte ihr jedoch nicht die Sorgen und Schwierigkeiten, die sich aus ihrem Apostolat ergaben, und die waren nur allzu real: Sie musste Rechnungen bezahlen, mit den Bischöfen und Priestern vor Ort verhandeln, die Schulen leiten und sich um die berufliche und geistliche Ausbildung ihrer Schwestern kümmern. Und später kamen noch gesundheitliche Probleme hinzu. Doch bei all dem blieb sie stets gelassen und trug geduldig das Kreuz, das ein wesentlicher Bestandteil der Mission war.“

„Schaut euch das an: alle Heiligen erfuhren Widerstand, auch im Inneren der Kirche“

Daran habe auch der Widerstand, den sie erfahren habe, nichts ändern können, betonte Franziskus: „Schaut euch das an: alle Heiligen erfuhren Widerstand, auch im Inneren der Kirche. Das ist kurios. Und auch sie hat ihn erfahren.” Gegenmittel dafür und das Geheimnis des apostolischen Eifers überhaupt sei hingegen die „beständige Freundschaft mit dem Herrn“:

„Brüder und Schwestern, möge die missionarische Nachfolge der heiligen Mary MacKillop, ihre kreative Antwort auf die Bedürfnisse der Kirche ihrer Zeit und ihr Engagement für die ganzheitliche Ausbildung junger Menschen heute uns alle inspirieren, die wir dazu berufen sind, in unserer schnelllebigen Gesellschaft Sauerteig des Evangeliums zu sein. Mögen ihr Beispiel und ihre Fürsprache die tägliche Arbeit von Eltern, Lehrern, Katecheten und Erziehern unterstützen, zum Wohl der jungen Menschen und für eine menschlichere und hoffnungsvollere Zukunft.“

Papst Franziskus bei der Generalaudienz
Papst Franziskus bei der Generalaudienz

(vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

28. Juni 2023, 11:25