Papst bei Generalaudienz: Wir sind alle zur Heiligkeit berufen
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Die 1656 als Kind nordamerikanischer Ureinwohner geborene Kateri Tekakwitha wurde 2012 von Papst Benedikt XVI. als erste Frau dieses Erdteils heiliggesprochen. Den Glauben hatte ihr ihre christliche Mutter nahegebracht.
Der Glaube wird im Dialekt weitergegeben...
„So beginnt die Evangelisierung; das dürfen wir nicht vergessen: dass der Glaube im Dialekt weitergegeben wird, von den Müttern und den Großmüttern,“ stellte Franziskus fest. „Der Glaube wird im Dialekt weitergegeben, und wir haben diesen Dialekt von den Müttern und Großmüttern erhalten. Die Evangelisierung beginnt oft auf diese Weise: mit einfachen, kleinen Gesten: Eltern, die ihren Kindern beibringen, im Gebet mit Gott zu sprechen und ihnen von seiner großen und barmherzigen Liebe erzählen. Die Grundlagen des Glaubens für Kateri – und oft auch für uns – wurden auf diese Weise gelegt. Sie hatte ihn von ihrer Mutter im Dialekt empfangen, im Dialekt des Glaubens.“
Nachdem eine Pockenepidemie ihre Eltern und ihren Bruder dahingerafft hatte, musste Kateri, deren Gesicht von Pockennarben entstellt war, ihres Glaubens wegen viele Anfeindungen über sich ergehen lassen, ja sah sich nach ihrer Taufe sogar gezwungen, in die Jesuitenmission nach Kanada zu fliehen.
Geduld: eine große christliche Tugend
„Wir müssen lernen, wie wir unser tägliches Kreuz mit Geduld, Vertrauen und Hoffnung tragen können. Geduld, angesichts der Schwierigkeiten, der Kreuze: die Geduld ist eine große christliche Tugend,“ kommentierte Franziskus den steinigen Weg, den Kateri für den Glauben zu gehen bereit war. „Wer keine Geduld hat, ist kein guter Christ. Die Geduld der Toleranz: die Schwierigkeiten tolerieren und auch die anderen tolerieren, die manchmal anstrengend sind oder dir Probleme machen. Das Leben Kateri Tekakwithas zeigt uns, dass jede Herausforderung überwunden werden kann, wenn wir unser Herz Jesus öffnen, der uns die Gnade schenkt, die wir brauchen: Geduld und ein für Jesus offenes Herz: das ist das Rezept für ein gutes Leben.“
Die Anziehungskraft der Heiligkeit
In der Mission habe sie ein hingebungsvolles Glaubensleben gepflegt, das die anderen in ihr eine anziehende Heiligkeit erkennen ließ, stellte der Papst weiter fest.
„Das ist typisch für die Heiligkeit: sie ist anziehend. Gott ruft uns durch Anziehungskraft, er ruft uns mit diesem Wunsch, uns nahe zu sein, und Kateri hat diese Gnade der göttlichen Anziehungskraft gespürt. Sie lehrte die Kinder der Mission das Beten und gab durch die ständige Erfüllung ihrer Pflichten, zu denen auch die Pflege der Kranken und Alten gehörte, ein Beispiel für einen demütigen und liebevollen Dienst an Gott und am Nächsten. Der Glaube kommt immer im Dienst zum Ausdruck. Der Glaube ist nicht dazu da, uns selbst, unsere Seele, zu "schminken": nein, er ist dazu da, um zu dienen.
Am 25. März 1679 habe sie „zum Zeichen der völligen Hingabe an den Herrn“ das Gelübde der Jungfräulichkeit abgelegt und sei damit dem an uns alle ergehenden Ruf nachgekommen, „sich mit ungeteiltem Herzen der Berufung und Sendung zu widmen, die Gott uns anvertraut hat, und ihm und seinem Nächsten im Geist der Liebe zu dienen.
Die Heiligkeit des Alltags
„Lernen auch wir, wie die heilige Kateri Tekakwitha, aus der Kraft des Herrn zu schöpfen, gewöhnliche Handlungen auf außergewöhnliche Weise zu tun, und so jeden Tag im Glauben, in der Liebe und im eifrigen Zeugnis für Christus zu wachsen. Und vergessen wir eines nicht: jeder von uns ist zur Heiligkeit berufen, zur Heiligkeit des Alltags, zur Heiligkeit des gewöhnlichen christlichen Lebens. An jeden von uns ergeht dieser Ruf: gehen wir weiter auf diesem Weg. Der Herr wird uns nicht alleinlassen,“ so der abschließende Appell des Papstes.
(vatican news – skr)
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