Radio-Akademie: Weltjugendtage – das „Woodstock“ der Kirche (4)
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Das Pontifikat von Papst Franziskus und Benedikt XVI. wird durch die Internationalen Weltjugendtage verbunden: Sie sind für beide die erste Auslandsreise. Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es: Beide begannen ihre Amtszeit mit einem Weltjugendtag im jeweiligen Heimatkontinent:
„In seiner gütigen Vorsehung hat Gott gewollt, dass die erste internationale Reise meines Pontifikats mir die Möglichkeit bieten sollte, in das geliebte Lateinamerika zurückzukehren, konkret nach Brasilien. Diese Nation rühmt sich seiner festen Bande mit dem Apostolischen Stuhl und seiner tiefen Gesinnung des Glaubens und der Freundschaft, die dieses Land auf einzigartige Weise mit dem Nachfolger Petri stets verbunden sein ließ. Ich danke für diese Güte Gottes", erklärte Papst Franziskus, der aus Buenos Aires in Argentinien stammt, bei der Willkommenszeremonie anlässlich des XXVIII. Internationalen Weltjugendtags in Rio de Janeiro am 22. Juli 2013.
Beim Treffen mit jungen Argentiniern am 25. Juli 2013 in der Kathedrale von Rio ist Franziskus sichtlich in seinem Element:
„Ich möchte euch sagen, welche Wirkung ich mir vom Weltjugendtag erhoffe: Ich hoffe, dass es einen Wirbel gibt. Hier wird es einen Wirbel geben, ja, den wird es geben. „Que acá en Río va a haber lío, va a haber” – ,In Rio wirst du was erleben, da wird es einen Wirbel geben`. Aber ich will, dass ihr auch in den Diözesen Wirbel macht, ich will, dass man hinausgeht, ich will, dass die Kirche auf die Straßen hinausgeht, ich will, dass wir standhalten gegen alle Weltlichkeit, Unbeweglichkeit, Bequemlichkeit, gegen den Klerikalismus und alles In-sich-verschlossen-Sein. Die Pfarreien, die Schulen, die verschiedenen Einrichtungen sind da, um hinauszugehen …, wenn sie es nicht tun, werden sie eine NGO, und die Kirche darf nie eine NGO sein.“
Das ruft der neue Papst seinen Landsleuten zu. Ein Appell, den er letztlich natürlich an die ganze Kirche richtet. Es sind Themen, die er auch später bei weiteren Gelegenheiten aufgreifen wird.
Die Predigt bei der Abschlussmesse am Strand von Copacabana (28. Juli 2013) kann als Quintessenz seiner Botschaft an die Jugend angesehen werden. Franziskus teilte seine Gedanken - seinem Predigtstil entsprechend - in drei Imperative ein: (1.) Geht! (2.) ohne Angst, (3.) um zu dienen. Diese drei Aufforderungen sind die inhaltliche Synthese des WJT von Rio de Janeiro und sie bringen Papst Franziskus` Kernbotschaft des missionarischen Aufbruchs zum Ausdruck: Den Missionsauftrag aller Glaubenden und besonders der jungen Generationen.
„Das Evangelium bringen heißt die Kraft Gottes bringen, um das Böse und die Gewalt auszureißen und niederzureißen, um die Barrieren des Egoismus, der Intoleranz und des Hasses zu vernichten und einzureißen, um eine neue Welt aufzubauen. Liebe junge Freunde: Jesus Christus rechnet mit euch! Die Kirche rechnet mit euch! Der Papst rechnet mit euch!”, macht Papst Franziskus, wie seine Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI., in seiner Predigt bei der Schlussmesse seines ersten Weltjugendtags außerdem noch einmal deutlich: Auch er setzt auf die Jugend!
2016: Krakau
Für das Jahr 2016 hat Papst Franziskus ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen. Dementsprechend steht der nächste Internationale Weltjugendtag, der in diesem Jahr stattfindet, unter dem Motto: „Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.“ Der WJT findet wieder in Europa statt, es geht nach Polen, Krakau, und natürlich nutzt der Papst die Gelegenheit, Johannes Paul II. als Initiator der genialen Weltjugendtage zu würdigen:
„In diesem seinem Heimatland möchte ich besonders dem heiligen Johannes Paul II. danken [großer Beifall] – kräftig, kräftig! –, der diese Treffen ersonnen und gefördert hat. Vom Himmel aus begleitet er uns, da er so viele junge Menschen aus ganz verschiedenen Völkern, Kulturen und Sprachen mit dem gleichen Beweggrund vereint sieht: Jesus zu feiern, der lebendig mitten unter uns ist. Habt ihr das verstanden? Jesus zu feiern, der lebendig mitten unter uns ist! Und zu sagen, dass er lebt, bedeutet, unsere Bereitschaft zu erneuern, ihm zu folgen, unsere Bereitschaft, Jesu Nachfolge mit Leidenschaft zu leben“, sagte Papst Franziskus bei der Begrüßungszeremonie zum 31. Internationalen WJT in Krakau am 28. Juli 2016.
2019: Panama
Im Jahr 2018 gab es keinen Internationalen Weltjugendtag mit Papst Franziskus, aber ein wichtiges katholisches Ereignis zum Thema Jugend unter Beteiligung junger Menschen aus aller Welt, das an dieser Stelle wenigstens kurz erwähnt werden soll: Die Weltbischofssynode zur Jugend. Auf diese ging der Papst bei seinem nächsten Internationalen Weltjugendtag, dem 34., im Jahr 2019 in Panama auch noch einmal ein:
„Eine der Früchte der kürzlich abgehaltenen Synode war der Reichtum, uns treffen und vor allem uns zuhören zu können. Der Reichtum des generationenübergreifenden Zuhörens, der Reichtum des Austausches und der Wert anzuerkennen, dass die einen auf die anderen angewiesen sind, dass wir uns bemühen müssen, die Kanäle und Räume zu fördern, in denen wir uns beim Träumen und Aufbau des Morgen schon von heute an einbringen können. Aber nicht isoliert, sondern vereint, indem wir einen gemeinsamen Raum schaffen. Einen Raum, der nicht verschenkt wird und den wir nicht in der Lotterie gewinnen, sondern einen Raum, für den auch ihr kämpfen müsst. Ihr Jugendlichen müsst euch euren Platz heute erkämpfen, weil das Leben heute stattfindet. Keiner kann dir einen Tag in der Zukunft versprechen: dein Leben ist heute, heute kommst du ins Spiel, dein Spielraum ist heute. Wie gehst du damit um?”, fragte Franziskus in seiner Predigt bei der WJT-Schlussmesse in Panama. Und er bekräftigte noch einmal:
„Geht weiter auf dem Weg, lebt den Glauben weiter und teilt ihn miteinander. Und vergesst nicht, dass ihr nicht das Morgen seid, dass ihr nicht die ,Zwischenzeit` seid, sondern das Jetzt Gottes.“
Einladung nach Portugal 2023
In Panama lud Franziskus zudem alle herzlich zum 37. Internationalen Weltjugendtag nach Lissabon in Portugal für den Sommer 2023 ein:
„Der Ort des nächsten Weltjugendtages ist bereits verkündet worden. Ich bitte euch, das, was ihr in diesen Tagen erlebt habt, nicht abkühlen zu lassen. Kehrt in eure Pfarreien und eure Gemeinschaften zurück, in eure Familien und zu euren Freunden. Gebt das, was ihr erlebt habt, weiter, damit andere den Schwung der Kraft und der konkreten Hoffnung leben, die euch erfüllt. Und sagt auch weiterhin mit Maria „ja“ zu dem Traum, den Gott in euch gesät hat. Und bitte, vergesst nicht, für mich zu beten”..
… bat Papst Franziskus, wie für ihn üblich, bei der Schlussmesse des 34. Internationalen Weltjugendtags in Panama.
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(vatican news - sst)
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