Franziskus Ende Juli im Vatikan mit dem vietnamesischen Staatschef Vo Van Thuong Franziskus Ende Juli im Vatikan mit dem vietnamesischen Staatschef Vo Van Thuong  (Vatican Media)

Historischer Papstbrief an Katholiken in Vietnam

Papst Franziskus hat die Katholiken in Vietnam dazu aufgerufen, gleichzeitig gute Christen und gute Staatsbürger zu sein. „Sie sind Töchter und Söhne der Kirche und gleichzeitig Bürger Vietnams.“

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Das schreibt er in einem Brief an die katholischen Christen in Vietnam, der an diesem Freitag vom Vatikan veröffentlicht wurde. Das Schreiben macht augenfällig, dass sich die Beziehungen des Heiligen Stuhls zum kommunistischen Regime Vietnams in den letzten Jahren deutlich verbessert haben.

Konkreter Anlass des Briefs ist die Verabschiedung eines Abkommens beider Seiten, das es dem Vatikan erlauben würde, einen residierenden päpstlichen Vertreter nach Hanoi zu entsenden. Ein früherer Vatikan-Vertreter ist 1975 mit dem Ende des Vietnamkriegs aus dem sozialistischen Staat abgezogen worden. Seit 2018 vertritt der Nuntius in Singapur den Papst als nicht-residierender Vertreter in Vietnam. Seit 2008 arbeiten der Heilige Stuhl und die Sozialistische Republik Vietnam mit einer Arbeitsgruppe auf die Wiederherstellung voller diplomatischer Beziehungen hin.

„Gemeinsamkeiten anerkennen und Unterschiede respektieren“

Franziskus würdigt in seinem Brief die „guten Beziehungen, die die letzten Jahre geprägt haben“, und erwähnt, dass er Ende Juli im Vatikan mit dem vietnamesischen Präsidenten Vo Van Thuong gesprochen hat. Durch die regelmäßigen Gespräche in der beiderseitigen Arbeitsgruppe sei „gegenseitiges Vertrauen“ gewachsen, das nach seiner Überzeugung auch künftig Früchte tragen werde. Dabei sei es wichtig, „die Gemeinsamkeiten anzuerkennen und die Unterschiede zu respektieren“. „Obwohl jeder von uns unterschiedliche Erfahrungen durchgemacht hat, konnte uns nichts daran hindern, gemeinsam den besten Weg zum Wohl des vietnamesischen Volkes und der Kirche zu suchen.“

Die Christen in Vietnam sollten „das Evangelium im Herzen der Nation verwirklichen“ und ihr Land „bei seinen Bemühungen um eine ausgewogene soziale und wirtschaftliche Entwicklung begleiten“, kurz gesagt „gute Christen und gute Bürger“ sein. „In diesem Horizont werden die katholischen Gläubigen durch die Schaffung günstiger Bedingungen für die Ausübung der Religionsfreiheit in der Lage sein, den Dialog zu fördern und Hoffnung für das Land zu schaffen.“

„Loyal für den Aufbau einer gerechten, solidarischen und ausgewogenen Gesellschaft eintreten“

Die Kirche wolle sich keineswegs „an die Stelle der Regierenden setzen“, sondern „loyal für den Aufbau einer gerechten, solidarischen und ausgewogenen Gesellschaft eintreten“. Während der Corona-Pandemie habe sich die Kirche Vietnams in ihrem Einsatz für alle Betroffenen „als ein Sauerteig in der Gesellschaft erwiesen“. Sie solle auch künftig auf alle Menschen in Vietnam zugehen, ohne Ansehen ihrer religiösen, ethnischen oder politischen Zugehörigkeit.

Noch keine vollen diplomatischen Beziehungen

Die vatikanisch- vietnamesische Arbeitsgruppe trifft sich in der Regel ein bis zweimal im Jahr. Sie hat unter anderem Vereinbarungen zur Ernennung von Bischöfen erzielt. Zwar beansprucht die kommunistische Regierung nicht, Kandidaten für das Bischofsamt vorzuschlagen, doch der von Rom gewünschte Kandidat muss zunächst ihre Zustimmung erhalten. So schreibt es das Anfang 2018 in Kraft getretene Gesetz zu den Religionsgemeinschaften fest. Von etwa 97.3 Millionen Menschen in Vietnam sind mehr als sieben Millionen Katholiken.

Der Heilige Stuhl unterhält volle diplomatische Beziehungen zu mehr als 180 Staaten. Nicht darunter sind unter anderem China und Saudi-Arabien. Papst Benedikt XVI. schrieb 2007 einen Brief an die Katholiken in China; Papst Franziskus erreichte 2018 ein provisorisches Abkommen über Bischofsernennungen mit dem Regime in Peking.

(vatican news)
 

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29. September 2023, 12:27