Stefanitag: „Die Saat des Guten Früchte tragen lassen“
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Am 26. Dezember, nur einen Tag und eine Nacht nach der Geburt Jesu, gedenkt die katholische Kirche des Erzmärtyrers Stephanus. Stephanus war der Erste, der bereit war, für seinen Glauben zu sterben - und gilt somit auch als der erste, der der Christenverfolgung zum Opfer fiel.
Ein „Mann von gutem Ruf“ sei Stephanus gewesen; einer „der für die Armenspeisung zuständig war und Almosen verteilte“, erklärte der Papst. Doch gerade wegen dieser Integrität habe er den Zorn seiner Gegner auf sich gezogen. Stephanus' Tod trägt Züge des Todes Jesu, wenn er sterbend für seine Peiniger um Vergebung bittet, wie es auch von Jesus überliefert wird.
Der Verfolger und der Verfolgte...
In seiner Auslegung des Tagesevangeliums (Apg, 6-7) konzentrierte sich Franziskus auf einen besonderen Aspekt des dort beschriebenen Geschehens: Der spätere Völkerapostel Paulus, der damals noch der erbitterte Christenverfolger Saulus war, wird als Zeuge der Steinigung des Stephanus eingeführt.
„Denken wir einen Moment über diese Szene nach: Saulus und Stephanus, der Verfolger und der Verfolgte. Zwischen ihnen scheint eine undurchdringliche Mauer zu stehen: hart wie der Fundamentalismus des jungen Pharisäers und die Steine, mit denen der zum Tode Verurteilte beworfen wird. Doch jenseits des Scheins gibt es da noch etwas Stärkeres, das sie verbindet: Durch das Zeugnis des Stephanus bereitet der Herr im Herzen des Saulus – von diesem unbemerkt – bereits die Bekehrung vor, die ihn zu einem großen Apostel machen wird,“ so Franziskus.
Christenverfolgung: eine traurige Realität auch in unserer Zeit
Die Steinigung des Stephanus sollte eine gnadenlose Christenverfolgung in Jerusalem einläuten, bei der sich Saulus besonders hervortat. Doch das Opfer des Stephanus sei nicht umsonst gewesen, habe das Herz seines ärgsten Rivalen von einem „Herzen aus Stein in ein Herz von Fleisch“ verwandelt. Zu Zeiten der Verfolgung habe man gesagt: „Das Blut der Märtyrer ist der Same für neue Christen“. Und das treffe auch heute noch zu, beklagte Franziskus.
„Heute, zweitausend Jahre später, sehen wir leider, dass die Verfolgung weitergeht: Es gibt immer noch Menschen – und es sind viele –, die leiden und sterben, um Zeugnis abzulegen für Jesus,“ schlug der Papst den Bogen zu unserer Zeit. „Ebenso wie es auch Menschen gibt, die auf verschiedenen Ebenen dafür bestraft werden, dass sie sich so verhalten, wie es dem Evangelium entspricht – und solche, die jeden Tag ohne viel Aufhebens davon zu machen, ihren guten Pflichten treu zu bleiben versuchen, während die Welt über sie lacht und etwas anderes predigt.“
Abschließend lud das Kirchenoberhaupt noch zu folgender Gewissenserforschung ein:
„Fragen wir uns also: Interessiere ich mich für die Menschen, die in verschiedenen Teilen der Welt noch immer für den Glauben leiden und sterben? So viele werden wegen ihres Glaubens umgebracht! Versuche ich meinerseits, das Evangelium konsequent, mit Sanftmut und Vertrauen zu bezeugen? Glaube ich, dass die Saat des Guten Früchte tragen wird, auch wenn ich keine unmittelbaren Ergebnisse sehe?“
(vaticannews – skr)
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