Papst: Liturgie ist nicht nur etwas für Spezialisten
Mario Galgano - Vatikanstadt
Eine Kirche, die keine Leidenschaft für geistliches Wachstum verspüre; die nicht versuche, in einer Weise zu sprechen, die für die Männer und Frauen ihrer Zeit verständlich sei; die nicht über die Spaltung unter den Christen trauere; die nicht vor der Sorge zittere, Christus den Völkern zu verkünden, sei eine kranke Kirche. Und vor allem seien dies die Symptome einer kranken Kirche, unterstrich der Papst in seiner Ansprache an die Gäste im Vatikan.
Franziskus betonte vor der Vollversammlung des Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung an diesem Donnerstagmorgen mit deutlichen Worten, dass es „ohne Liturgiereform keine Reform der Kirche“ gebe. Er erinnerte an den 60. Jahrestag von Sacrosanctum Concilium, der Konstitution über die heilige Liturgie, die während des Zweiten Vatikanischen Konzils mit dem Ziel verfasst wurde, „das christliche Leben der Gläubigen jeden Tag mehr wachsen zu lassen“, „die Institutionen, die dem Wandel unterworfen sind“, den Erfordernissen der Zeit anzupassen, und all das zu begünstigen, „was zur Einheit aller Gläubigen in Christus beitragen kann“, sowie all das zu beleben, „was dazu beitragen kann, alle in die Kirche zu rufen“. In der Praxis, so erklärte der Papst, sei dies „ein tiefgreifendes Werk der geistlichen, pastoralen, ökumenischen und missionarischen Erneuerung“.
Die bräutliche Treue der Kirche
Wenn man von einer „Reform der Kirche“ spreche, stehe man immer vor der „Frage der bräutlichen Treue“, stellte Franziskus klar und fügte hinzu, dass „die Kirche als Braut immer schöner sein wird, je mehr sie Christus, den Bräutigam, liebt, bis zu dem Punkt, an dem sie ihm ganz gehört, bis zu dem Punkt, an dem sie ihm ganz gleichgestaltet ist“. In diesem Zusammenhang ging der Papst auf die Ämterfrage der Frauen ein:
„Die Kirche ist Frau und die Kirche ist Mutter, und die Frau der Kirche, die Gestalt Marias, ist mehr als Petrus, das heißt, sie ist etwas anderes. Man kann nicht alles auf das Amt reduzieren. Die Frau an sich hat ein sehr großes Symbol in der Kirche als Frau, ohne dass man es auf das Amt reduzieren kann. Deshalb habe ich gesagt, dass jeder Fall von Kirchenreform immer eine Frage der ehelichen Treue ist, weil es eine Frau gibt.“
Die Bedeutung der liturgischen Bildung
Wie die Konzilsväter, die das Thema der Liturgie, des „Ortes schlechthin, an dem man dem lebendigen Christus begegnet“, aufgegriffen hatten, indem sie die Ausbildung der Gläubigen anmahnten und pastorale Maßnahmen förderten, so bestand auch der Papst auf der Notwendigkeit der „liturgischen Bildung“ und betonte, wie wichtig sie für alle sei. Und erläuterte:
„Es handelt sich nicht um eine Spezialisierung für einige wenige Experten, sondern um eine innere Disposition des gesamten Gottesvolkes. Das schließt natürlich nicht aus, dass die Ausbildung derjenigen Vorrang hat, die durch das Weihesakrament dazu berufen sind, Mystagogen zu sein, das heißt, die Gläubigen an der Hand zu nehmen und sie in der Erkenntnis der heiligen Geheimnisse zu begleiten.“
Die Vorbereitung der geweihten Amtsträger
Für Franziskus sei es wesentlich, dass „die Hirten das Volk auf die gute Weide der liturgischen Feier zu führen wissen, wo die Verkündigung des gestorbenen und auferstandenen Christus zu einer konkreten Erfahrung seiner lebensverändernden Gegenwart wird“, weshalb er darum bat, „im Geiste der synodalen Zusammenarbeit zwischen den Dikasterien, die im Praedicate Evangelium angestrebt wird“, die liturgische Ausbildung der geweihten Amtsträger „auch mit dem Dikasterium für Kultur und Erziehung, dem Dikasterium für den Klerus und dem Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens“ behandelt werde, so dass jedes von ihnen „seinen spezifischen Beitrag“ leisten könne. Denn da die Liturgie, wie es in Sacrosanctum Concilium heiße, „der Gipfel ist, auf den das Handeln der Kirche zusteuert, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Energie fließt“, sei es notwendig, „dass die Ausbildung der geweihten Amtsträger immer mehr auch eine liturgisch-sittliche Prägung erhält, sowohl im Lehrplan der theologischen Studien als auch in der Lebenserfahrung der Seminaristen“.
Formative Wege für das Volk Gottes
Aber es sei auch notwendig, an „neue Ausbildungswege“ für das Volk Gottes zu denken, mahnte der Papst, und zwar ausgehend von den Gottesdiensten am Sonntag, „dem Tag des Herrn“, „an den Festen des liturgischen Jahres“, die „die erste konkrete Gelegenheit zur liturgischen Ausbildung“ seien, und dann wieder bei den „Patronatsfesten oder den Sakramenten der christlichen Initiation“, Anlässen, „bei denen die Menschen stärker an den Feiern teilnehmen“ würden und die, wenn sie „mit pastoraler Sorgfalt vorbereitet“ würden, es den Menschen ermöglichten, „den Sinn der heutigen Feier des Heilsgeheimnisses neu zu entdecken und zu vertiefen“.
Schließlich hob Franziskus die große Aufgabe hervor, die dem Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung zukomme, „sich dafür einzusetzen, dass das Volk Gottes in der Feier der heiligen Geheimnisse im Bewusstsein und in der Freude der Begegnung mit dem Herrn wächst und durch die Begegnung mit ihm das Leben in seinem Namen hat“, und er dankte den dort Tätigen für ihr Engagement.
(vatican news)
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