Papst: Tugenden in „dramatischen Zeiten“ wiederentdecken
Anne Preckel - Vatikanstadt
Wegen einer Verkühlung entschied Franziskus, seine Katechese von einem Vatikanmitarbeiter verlesen zu lassen.
Tugenden zu kultivieren ist anspruchsvoll, doch es lohnt sich, machte der Papst deutlich, der an diesem Mittwoch sein elftes Pontifikatsjubiläum feiert: sie sind entscheidend für das menschliche Glück, überhaupt sei der Mensch „für das Gute geschaffen“, bekräftigte er.
Tugenden kultivieren
Die Rückbesinnung auf Tugenden und ihr Kultivieren sei freilich angesichts des aktuell „dramatischen“ Zeitkontextes, in dem „oft das Schlimmste der Menschheit“ sichtbar sei, dringlich geboten, ließ der Papst durchblicken.
„Was für eine glückliche Welt wäre es, in der Gerechtigkeit, Respekt, gegenseitiges Wohlwollen, Aufgeschlossenheit und Hoffnung die gemeinsame Normalität wären und nicht stattdessen eine seltene Anomalie! (…) In einer deformierten Welt müssen wir uns an die Form erinnern, mit der wir geformt wurden, an das Bild Gottes, das für immer in uns eingeprägt ist.“
Es braucht Ausdauer und Gottvertrauen
Tugendhaftigkeit habe mit Stärke und Mut, Disziplin und Askese zu tun, sie sei etwas, das hervortrete und Bewunderung auslöse, umschrieb der Papst den Begriff und ging dabei von antiken Definitionen der Tugend aus, vom römischen „virtus“ und griechischen „aretè“.
Tugend habe mit Konstanz zu tun, sie sei kein Zufall und falle auch nicht vom Himmel, fuhr er fort. Tugendhaftes Sein sei vielmehr „Frucht einer langen Reifung, die Anstrengung und sogar Leiden erfordert“. „Es ist ein Gut, das aus einer langsamen Reifung der Person entsteht, bis es zu einem inneren Merkmal wird.“ Das gelte auch für die Heiligen, betonte er. Letztlich sei „der tugendhafte Mensch (…) derjenige, der sich nicht verstellt, sondern seiner Berufung treu bleibt und sich selbst voll verwirklicht“.
Die Freiheit, zu widerstehen
Tugend sei zudem „ein Habitus der Freiheit“, fuhr der Papst fort: „Wenn wir in jeder Handlung frei sind. Und jedes Mal, wenn wir aufgefordert werden, zwischen Gut und Böse zu wählen, ist es die Tugend, die es uns ermöglicht, die richtige Wahl zur Gewohnheit zu machen.“
Für Christen seien Gottes Gnade und der Heilige Geist „die erste Hilfe“, ein tugendhaftes Leben zu verwirklichen. Denn manchmal stoße der Mensch auch an Grenzen bei dem Bemühen um Tugendhaftigkeit und könne bestimmte Schwächen nicht allein überwinden. Hier komme die Gnade Gottes ins Spiel, so Franziskus: „Gnade geht unserer moralischen Verpflichtung immer voraus.“
Wir können es schaffen
Zugleich helfe das Wissen darum, „dass Tugend wächst und kultiviert werden kann“, diese „Weisheit“ gelte es nie zu vergessen: „Der Mensch ist kein freies Territorium für die Eroberung von Freuden, Emotionen, Instinkten und Leidenschaften, ohne etwas gegen diese manchmal chaotischen Kräfte, die ihn bewohnen, tun zu können. Eine unschätzbare Gabe, die wir besitzen, ist Aufgeschlossenheit, es ist die Weisheit, die aus Fehlern zu lernen weiß, um das Leben gut zu gestalten. Dann brauchen wir den guten Willen: die Fähigkeit, das Gute zu wählen, uns durch asketische Übungen zu formen und Exzesse zu vermeiden“, so Papst Franziskus laut Redetext bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz.
(vatican news – pr)
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