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Der Patriarch von Venedig, Francesco Moraglia (links), mit Papst Franziskus am Sonntag in Venedig im Innenhof des Frauengefängnisses Der Patriarch von Venedig, Francesco Moraglia (links), mit Papst Franziskus am Sonntag in Venedig im Innenhof des Frauengefängnisses  (Vatican Media)

Patriarch Moraglia: Papst hat in Venedig richtigen Ton getroffen

Der Patriarch von Venedig, Francesco Moraglia, zieht im Interview mit Radio Vatikan eine positive Bilanz des sonntäglichen Halbtagstrips von Papst Franziskus in die Lagunenstadt. Das katholische Kirchenoberhaupt war nicht der erste Papst in Venedig - aber der erste, der anlässlich der Biennale anreiste.

Alvise Sperandio und Stefanie Stahlhofen - Venedig/Vatikanstadt

„Es war ein unvergesslicher Tag, ein Tag, an dem die Entscheidungen des Papstes und das Angebot der Diözese perfekt all das zusammengefasst haben, was Venedig ausmacht. Venedig ist eine gastfreundliche Stadt, schon historisch gesehen auch.. Venedig ist aber auch eine Stadt der Kunst, und der Papst hat seine Reise auch mit einer Geste des Willkommens beginnen wollen - im Frauengefängnis, wo er den Frauen Hoffnung machte, sich ein neues Leben aufzubauen", betont der Patriarch von Venedig. Moraglia war auch persönlich mit Papst Franziskus im Frauengefängnis. Das Treffen des Papstes mit den Insassinnen, bei dem es auch kurz persönlichen Kontakt gab, habe ihn sehr berührt.

Rückblick auf Papstbesuch im Gefängnis

Das Gefängnis auf der Giudecca-Insel war früher einmal ein Kloster. Der Heilige Stuhl hat dort seinen diesjährigen Beitrag zur Kunstbiennale angesiedelt - und auch die Insassinnen einbezogen, die teilweise auch die Besucher der Biennale nach vorheriger Anmeldung und unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen durch die Ausstellung führen.

Hier im Audio: Der Patriarch von Venedig, Francesco Moraglia, blickt auf den Papst-Besuch in Venedig zurück: Franziskus hat in Venedig den richtigen Ton getroffen (Beitrag von Radio Vatikan)

 

In der entweihten Kapelle des Gefängnisses traf Papst Franziskus Künstlerinnen, Künstler und Kuratoren des Vatikan-Beitrags für die Biennale in der Haftanstalt. Franziskus würdigte hier Kunst auch als Mittel, sich für die Menschenrechte stark zu machen und warnte außerdem vor einer Kommerzialisierung von Kunst.

Papst Franziskus beim Treffen mit Künstlerinnen und Künstlern in Venedig
Papst Franziskus beim Treffen mit Künstlerinnen und Künstlern in Venedig

„starke Aussage und Ansage, auch für die Verantwortlichen der Biennale selbst“

„Papst Franziskus hat hier unter anderem auch an den Wert der Kunst erinnert und daran, dass Kunst nicht zum Markt werden darf, auch wenn Kunst natürlich immer auch in einen gesellschaftlichen und zivilen Kontext eingebettet ist. Aber Kunst hat einen Mehrwert jenseits des Marktwertes, der wichtiger ist als all das, was um den Kunstmarkt herum passiert. Das war, wie ich finde, eine starke Aussage und Ansage, auch für die Verantwortlichen der Biennale selbst", meint Patriarch Moraglia. 

Die 60. Kunst-Biennale in Venedig dauert noch bis zum 24. November. Sie steht dieses Jahr unter dem Motto Stranieri Ovunque - Foreigners Everywhere (Überall Fremde) und will ein Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sein -  im Sinne der Aussage: „Alle Menschen sind Ausländer - fast überall". Dazu werden Werke von 332 Künstlern und Kollektiven gezeigt, die auf der Biennale und im europäischen Kunst- und Ausstellungsbetrieb bisher eher unterrepräsentiert sind.

Jugendtreffen und große Schlussmesse


Papst Franziskus` Kurzvisite in Venedig war aber nicht nur der Kunst gewidmet - der Papst traf auch junge Leute. Er wich dabei auch ein paar Mal vom vorbereiteten Redetext ab und animierte zu Sprechchören. Dazu Moraglia:

„Er hat gesagt, dass man andere nicht von oben herab ansehen soll, mit einer Ausnahme, wenn man sich zu anderen herabbeugt, um ihnen aufzuhelfen und sich dann in Bewegung zu setzen. (...) Und dann gab es diesen sehr venezianischen Moment, als die Jugendlichen dem Papst die venezianische Forcola, die typische Rudergabel der Gondeln aus Holz, übergeben haben, das war ein sehr venezianischer Moment an einem auch sehr venezianischen Ort", betont der Patriarch von Venedig mit Blick auf das Jugend-Treffen des 87-jährigen Papstes mit etwa 1.500 jungen Leuten aus dem ganzen Veneto, das auf der Landspitze vor der Kirche Santa Maria della Salute stattfand -  direkt am Canal Grande.

Jugendliche mit ein besonderen Geschenk beim Papst-Besuch in Venedig
Jugendliche mit ein besonderen Geschenk beim Papst-Besuch in Venedig

„Sehr venezianischer Moment, als die Jugendlichen dem Papst die venezianische Forcola, die typische Rudergabel der Gondeln, übergeben haben“

Ein weiterer ,sehr venezianischer Moment' vor einer der Sehenswürdigkeiten der Stadt war auch die große Schlussmesse mit mehr als 10.000 Teilnehmenden auf dem Markusplatz. Die Predigt des Papstes war rund 20 Minuten lang und inhaltlich sehr dicht. Besonders berührt hat Patriarch Moraglia der Schluss:

„Dieser letzte Satz, der quasi noch einmal alles zusammengefasst hat: Venedig muss eine Stadt sein, die sich nach den Bedürfnissen der Menschen ausrichtet, der Kinder, der Familien. Eine Stadt, die ihre Schönheiten großzügig allen anbietet. Es muss aber auch eine Stadt sein, die sich gegen einen Tourismus wehrt, der sie verschlingen könnte. Venedig muss immer auch eine Stadt bleiben, die Ort der Begegnung ist, nicht nur ein Ort des schnellen Besuchs, sondern auch Ort, der eine Gegenwart und eine Zukunft hat.

 Blick auf den Markusplatz in Venedig, auf dem Papst Franziskus die Schlussmesse hielt
Blick auf den Markusplatz in Venedig, auf dem Papst Franziskus die Schlussmesse hielt

„Es muss aber auch eine Stadt sein, die sich gegen einen Tourismus wehrt, der sie verschlingen könnte“

Der Papst hat auf die Stärken - und Schwächen der Stadt hingewiesen, die Schönheit, die Besonderheit auf dem Wasser gebaut zu sein... Das ist einmalig, aber es macht die Stadt auch sehr verletzlich", erinnert der Patriarch von Venedig, Francesco Moraglia. Im Interview mit Radio Vatikan zog er ein positives Fazit zum Halbtagsbesuch von Papst Franziskus in Venedig am vergangenen Sonntag.

(vatican news - sst)

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29. April 2024, 10:58