Papst Franziskus mit Kindern auf dem Papamobil Papst Franziskus mit Kindern auf dem Papamobil  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst: Inneres Chaos beseitigen, um Chaos in der Welt zu heilen

Wenn wir nicht damit beginnen, das Chaos in unserem eigenen Inneren aufzuräumen, können wir auch nicht die Probleme der Welt lösen. Das gab Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz an diesem Mittwoch auf dem Petersplatz zu bedenken. Die Menschheit richte auch heute noch, wie schon der Apostel Paulus beklagte, Verwüstungen an der Schöpfung an, „eine Realität, die uns sehr stark und dramatisch betrifft“, so das Kirchenoberhaupt.

Seine neue Katechesereihe zum Thema „Der Heilige Geist und die Braut. Der Heilige Geist führt das Volk Gottes zu Jesus, unserer Hoffnung“ führte Franziskus mit den ersten Versen der Bibel, der Entstehungsgeschichte im Buch Genesis, ein. Er wolle keine „biblische Archäologie“ auf dieser gemeinsamen Reise betreiben, sondern man werde entdecken, dass die Verheißung des Alten Testamentes sich in Jesus „vollständig verwirklicht“ hat, so der Papst.

Hier der Beitrag zum Nachhören

Mit Blick auf die ersten beiden Verse des Buchs Genesis, die auch als einführende Bibelstelle in den verschiedenen Sprachen verlesen worden waren und in der die Erde als „wüst und wirr“ beschrieben wird, während „der Geist Gottes über dem Wasser schwebte“ („Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser“, Gen 1, 1-2) betonte er:  „Der Geist Gottes erscheint uns hier als die geheimnisvolle Kraft, die die Welt aus ihrem anfänglichen formlosen, verlassenen und düsteren Zustand in ihren geordneten und harmonischen Zustand versetzt. Denn der Heilige Geist stellt Harmonie her, Harmonie im Leben, Harmonie in der Welt.“

Eindrücke von der Generalaudienz
Eindrücke von der Generalaudienz

Diese „noch vage Andeutung“ des Wirkens des Geistes werde jedoch im weiteren Verlauf noch weiter präzisiert, indem das Eingreifen des Heiligen Geistes in die neue Schöpfung mit Bildern beschrieben werde, die wir noch im Zusammenhang mit der Entstehung der Erde kennen, so Franziskus mit Blick auf die Taube bei Jesu Taufe oder die Szene, in der Jesus im Abendmahlssaal seine Jünger anhaucht, weiter. Es sei dann der Apostel Paulus, der ein „neues Element“ in diese Beziehung zwischen dem Heiligen Geist und der Schöpfung einbringe:

„Er spricht von einem Universum, das ,seufzt und in Geburtswehen liegt' (vgl. Röm 8,22). Es leidet wegen des Menschen, der es der ,Knechtschaft der Vergänglichkeit' unterworfen hat (vgl. V. 20-21). Das ist eine Realität, die uns sehr stark und dramatisch betrifft. Der Apostel sieht die Ursache für das Leiden der Schöpfung in der Verderbnis und der Sünde der Menschheit, die sie in die Entfremdung von Gott hineingezogen hat. Das gilt heute noch genauso wie damals. Wir sehen die Verwüstungen, die der Mensch an der Schöpfung angerichtet hat und immer noch anrichtet, vor allem der Teil der Menschheit, der die größeren Möglichkeiten hat, ihre Ressourcen auszubeuten.“

Eindrücke von der Generalaudienz
Eindrücke von der Generalaudienz

Freude am Betrachten vor die Freude am Besitzen stellen

Der heilige Franz von Assisi habe uns jedoch mit dem Weg der Kontemplation und des Lobpreises einen „schönen“ Ausweg gezeigt, um zur vermissten Harmonie des Geistes zurückzukehren, unterstrich Franziskus. Wiederum der Apostel Paulus habe daran erinnert, dass unsere Berufung in der Welt darin bestehe, „Lob seiner Herrlichkeit“, also der Herrlichkeit Gottes zu sein. „Es geht darum, die Freude am Betrachten vor die Freude am Besitzen zu stellen. Und niemand hat sich mehr über die Geschöpfe gefreut als Franz von Assisi, der keine besitzen wollte.“

Der Heilige Geist, „der am Anfang das Chaos in den Kosmos“ verwandelte, sei am Werk, um diese Verwandlung in jedem Menschen zu bewirken, fuhr Franziskus fort:

„Denn unser Herz gleicht jenem verlassenen, dunklen Abgrund aus den ersten Versen der Genesis. In ihm regen sich gegensätzliche Gefühle und Begierden: die des Fleisches und die des Geistes.“

Neue Menschen werden

Wir alle seien in gewisser Weise das „in sich gespaltene Reich“, von dem Jesus im Evangelium (vg. Mk 3, 24) spreche, gab der Papst in diesem Zusammenhang zu bedenken:

„Wir können sagen, das um uns ein äußeres Chaos herrscht - ein soziales Chaos, ein politisches Chaos: denken wir an die Kriege, an die vielen Mädchen und Jungen, die nichts zu essen haben, an die vielen sozialen Ungerechtigkeiten; das ist das äußere Chaos. Aber es gibt auch ein inneres Chaos in jedem von uns. Ersteres kann nicht geheilt werden, wenn wir nicht damit beginnen, letzteres zu heilen! Brüder und Schwestern, bemühen wir uns, unsere innere Verwirrung zu einer Klarheit des Heiligen Geistes zu machen: Es ist die Kraft Gottes, die das tut, und wir öffnen unsere Herzen, damit er es tun kann.“

Der Heilige Geist möge uns dabei helfen, zu neuen Menschen zu werden, so der abschließende Wunsch des Papstes.

(vatican news - cs)

 

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29. Mai 2024, 11:10