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Unser Redakteur Mario Galgano und Michael Mittermeier mit seiner Frau nach der Audienz beim Papst Unser Redakteur Mario Galgano und Michael Mittermeier mit seiner Frau nach der Audienz beim Papst 

Comedians bei Franziskus: „Der Papst hat Humor“

Das Treffen mit dem Papst und mehr als 100 Comedians und Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt sorgte bei den Gästen für heitere Momente, weckte aber auch Besinnung auf ihre Verantwortung. Das sagten die meisten von ihnen auf unsere Frage, was sie von der Audienz beim Papst an diesem Freitagmorgen mitnehmen. Wir haben die deutschsprachigen Comedians nach dem Papsttreffen im Vatikan kurz getroffen.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Es kommt nicht alle Tage vor, dass Stars, die auf der Bühne stehen und somit im Rampenlicht, für einmal still im Publikum sitzen und einem besonderen Gastgeber innig zuhören. An diesem Freitagmorgen, um kurz nach 8.30 Uhr, sprach Papst Franziskus zu mehr als 100 Schauspielern, Komödianten und TV-Stars aus verschiedenen Ländern der Welt. Darunter war auch die Schweizer Stand-Up-Comedian Hazel Brugger:

„Also, es war eine Mischung aus: ´wahnsinnig beeindruckend´ und aber auch: `total normal und entspannt´. Ich fand es allein von der Architektur her, spannend und es sind halt so wahnsinnig viele Eindrücke“, sagte uns die Schweizerin, die mit ihrem Mann bei der Papst-Audienz war.

Zum Nachhören - unsere Interviews mit den deutschsprachigen Comedians

Frühe Audienz

Ein bisschen „leiden“ mussten die Gäste durchaus, sagte Brugger scherzhaft, da sie „auch sehr früh schon da sein“ mussten:

„Körperlich war es ein bisschen anstrengend, aber wahnsinnig beeindruckend und alles in allem bin ich sehr dankbar für diese Einladung, als Comedian hier zu sein.“ Sie fand es sei in erster Linie eine sehr schöne Geste, „dass man gemerkt hat, dass im Vatikan der Humor nicht nur akzeptiert und willkommen, sondern explizit erwünscht" sei, so Brugger. Sie nimmt auf jeden Fall sehr viel von ihrem Besuch beim Papst mit:

„Ich würde sagen, vorher hatte ich gar keinen Bezug zur katholischen Kirche. Und jetzt habe ich immerhin eine sehr positive, sehr intensive Erfahrung.“

Mario Galgano und Hazel Brugger
Mario Galgano und Hazel Brugger

„Vorher hatte ich gar keinen Bezug zur katholischen Kirche. Und jetzt habe ich immerhin eine sehr positive, sehr intensive Erfahrung“

Viele hielten die Einladung zunächst für einen Scherz

Für den deutschen Sprachkünstler Torsten Sträter kam die Einladung überraschend, wie er gegenüber Radio Vatikan sagte:

„Na ja, als die Anfrage kam, habe ich es für einen Scherz gehalten, den irgendein Kollege vorhatte. Es ist schon so, dass es der höchste Pflichttermin oder die höchste Einladung, die du kriegst auf diesem Planeten. Das muss man auch mal so sagen, wie es ist. Und da war die Kernfrage: Was ziehe ich an? Ja, ganz ehrlich gesagt, wenn es wirklich stattfindet, was ziehe ich an?“

„Der höchste Pflichttermin oder die höchste Einladung, die du kriegst auf diesem Planeten“

Die bekannten Kollegen aus der ganzen Welt wie Conan O'Brian oder Chris Rock einmal persönlich zu treffen, sei nicht der Kern der Sache, fügt Sträter an:

„Wir sind alle Komiker. Die einzige Sache, die ich mitgenommen habe, ist: Es sind weite Wege durch den Vatikan. Es ist nicht überall gut gelüftet. Und der Papst hat Humor.“

Bei der Audienz im Vatikan
Bei der Audienz im Vatikan

„Es sind weite Wege durch den Vatikan. Es ist nicht überall gut gelüftet. Und der Papst hat Humor“

Fußballtrikot für Franziskus

Der bayerische Comedian Michael Mittermeier schenkte dem Papst ein pinkes Fußballtrikot der deutschen Nationalmannschaft mit einer Zehn im Rücken und der Aufschrift „Franziskus“. Gegenüber Radio Vatikan sagte Mittermeier:

„Man kann sich jetzt über vieles lustig machen und viel bla bla bla dazu sagen, aber er ist trotzdem schon natürlich ein weltweit sehr besonderer Mensch. Und auch wenn ich meine Probleme mit der Kirche habe, da ein sehr zerrissener Mensch bin, ist ein Link immer noch da. Wir beten mit unserer Tochter jeden Abend zu Gott und zum Universum.“

Segen für verstorbene Kinder

Er wusste vorher nicht, was er beim Treffen mit dem Papst tun solle, so Mittermeier weiter. Sollte er ihn zum Lachen bringen? Es gab dann ein Lachen, aber er berichtete Franziskus bei der persönlichen kurzen Begegnung auch von einer persönlichen Sache, so Mittermeier weiter: „Wir haben vier Kinder verloren. Und ich kann offen darüber sprechen. Das habe ich auch schon auf der Bühne gemacht. Und ich wollte eventuell das ansprechen. Ich wollte spüren, ob da was ist. Und ich habe gesagt, er möge sie doch segnen. Und er hat mich sehr gütig angeguckt, die Hand gedrückt. Und wenn ich ehrlich bin, das finde ich dann was Besonderes.“

Tragik ist Komik in Spiegelschrift

Da war das Lachen von ihm, führt der Comedian weiter aus, aber auch die Tragik seiner Geschichte. Beides sei sehr nah beieinander gewesen, „wie es immer ist“.

Auch für die deutsch-türkische Komikerin und Schauspielerin Meltem Kaptan war es das erste Mal im kleinsten Staat der Welt:

„Wenn man so eine Einladung bekommt, denkt man erst: Ist sie echt? Man überprüft erst mal die Echtheit und schaut: okay, das ist wirklich ein Vatikanstempel. Und ich finde es großartig, dass der Vatikan also dem Humor so eine Bedeutung beimisst und so einen Rahmen gibt und dadurch natürlich auch herausstellt, wie wichtig das in unserer heutigen Gesellschaft ist und in unserem Diskurs ist, dass wir miteinander lachen können. Und ich finde, das gibt keinen besseren Anlass. Humor gehört überall hin. Humor gehört in jeden Kontext.“

„Humor gehört überall hin. Humor gehört in jeden Kontext“

Vatikan und der Humor

Kaptan findet, dass Humor durchaus mit dem Vatikan zu tun habe:

„In die Herzen kommst du, wenn du sie erst mal auch weicher bekommst, wenn du dieses Feste weg bekommst und das geht mit Humor. Da kann man Menschen einfach unfassbar gut erreichen.“

Sie nehme mit, „diese Güte, die hier ist und diese Herzlichkeit und wie toll das ist, auch wenn Humoristen aus aller Welt sich verbinden“, fügt sie an.

Annette Frier aus Deutschland bezeichnete ihren Besuch im Vatikan als ein „zurück zu den Wurzeln“:

„Na ja, das sind mindestens meine kulturellen Wurzeln. Und ich bin immer auf der Suche nach viel Humor in der Religion. Und deswegen habe ich mich auf den Pfad hier begeben. Es war toll. Der Papst hat mir einen Rosenkranz geschenkt. Mit dem werde ich mich heute Abend mal beim Nachtgebet eingehend beschäftigen.“

(vatican news)

Mario Galgano und Torsten Sträter
Mario Galgano und Torsten Sträter

 

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14. Juni 2024, 12:18