Franziskus mit Roms Bürgermeister Gualtieri an diesem Montagmorgen Franziskus mit Roms Bürgermeister Gualtieri an diesem Montagmorgen  (ANSA)

Papst zu Besuch auf dem römischen Kapitol

Der Papst hofft auf Verbesserungen in Roms Randbezirken durch das Heilige Jahr, das dieses Jahr an Weihnachten startet. Das sagte er am Montagmorgen bei einem Besuch auf dem römischen Kapitol.

Anne Preckel – Vatikanstadt

Anlass der Begegnung mit Bürgermeister Roberto Gualtieri auf dem Kapitolshügel war das im Dezember beginnende Heilige Jahr, zu dem mehr als 30 Millionen Pilger in der italienischen Hauptstadt und im Vatikan erwartet werden.

Franziskus sprach zum Auftakt des Besuches zunächst unter vier Augen mit dem Bürgermeister. Danach hielt er eine Rede vor dem römischen Stadtrat. Darin zeigte er sich überzeugt davon, dass sich das Jubiläum insgesamt positiv auf die Stadt Rom auswirken werde – „indem es ihr Ansehen verbessert und die öffentlichen Dienstleistungen effizienter macht“. Dies sollte aber nicht nur im Stadtzentrum der Fall sein, sondern auch in den Vororten, unterstrich der Papst, der sich mehr „Annäherung“, Anbindung und Austausch zwischen Stadtkern und Peripherie erhofft.

„Das ist sehr wichtig, denn die Stadt wächst, und diese Aufmerksamkeit, diese Beziehung wird immer wichtiger. Deshalb besuche ich gerne die Gemeinden in den Vororten, damit sie das Gefühl haben, dass der Bischof ihnen nahe ist, denn es ist sehr einfach, dem Zentrum nahe zu sein - ich bin im Zentrum -, aber die Vororte zu besuchen, bedeutet die Anwesenheit des Bischofs dort!“

Erst am Donnerstag hatte Franziskus noch eine Gemeinde in der römischen Westperipherie besucht ; der „Bischof von Rom“ stattet regelmäßig römischen Stadtrandgemeinden persönliche Besuche ab. In manchen römischen Vorstädten kämpfen Pfarrer und Gemeinden seit Jahren gegen Verwahrlosung, Drogenhandel und Gesetzlosigkeit. Bürgermeister Gualtieri, der zum linken „Partito Democratico“ gehört, ist ebenfalls oft in den Vorstädten unterwegs und versucht, durch bauliche Sanierungen und neue Verkehrsanbindungen die soziale Lage dort zu verbessern.

Freundschaftliche Beziehungen

Franziskus dankte der Stadtverwaltung Rom und auch der italienischen Regierung für deren Unterstützung der Vorbereitungen für das Heilige Jahr 2025. Die Kooperation zwischen Italien und dem Heiligen Stuhl seien freundschaftlich und bestünden aus „menschlichen Beziehungen“, hob der Papst hervor, Geldfragen seien „zweitrangig“.

Für das Heilige Jahr 2025 ist Bürgermeister Roberto Gualtieri zusätzlich „Sonderkommissar“ der italienischen Regierung für die zahlreichen Baustellen in Rom, mit denen vor allem die Mobilität für Pilger und Touristen verbessert werden soll. Von den mehr als 60 derzeit offenen Baustellen werden jedoch vermutlich nicht alle bis zur Eröffnung des Heiligen Jahrs am bevorstehenden Heiligen Abend abgeschlossen sein.

Universeller Geist von Rom

Rom sei eine „Stadt mit universellem Geist“, führte Franziskus in seiner Ansprache vor Vertretern der italienischen Politik aus. Ausführlich ging er auf die Geschichte der Stadt von der Antike bis heute ein und hob die globale Bedeutung Roms hervor - vor Hintergrund seiner Geschichte und als Zentrum der weltweiten katholischen Kirche.

Dieser Geist von Rom solle „im Dienst der Nächstenliebe, der Aufnahme und Gastfreundschaft“ stehen, bekräftigte er, vor allem im Dienst an den Schwächsten, so Franziskus.

Ein paar Eindrücke

„Pilger, Touristen, Migranten, Menschen in Not, die Ärmsten, die Einsamen, die Kranken, die Gefangenen, die Ausgeschlossenen seien die wahrhaftigsten Zeugen dieses Geistes. Und deshalb habe ich beschlossen, eine Heilige Pforte in einem Gefängnis zu öffnen. Und diese mögen bezeugen, dass die Autorität voll und ganz eine solche ist, wenn sie im Dienst aller steht, wenn sie ihre legitime Macht dazu nutzt, den Bedürfnissen der Bürger und insbesondere der Schwächsten und Letzten zu entsprechen.“

Franziskus bezog sich hier auf seinen Plan, innerhalb des Heiligen Jahres 2025 eine Heilige Pforte in einem römischen Gefängnis zu öffnen. Die Geste hatte er in der Bulle zum Jubiläum bereits angekündigt. Regelmäßig kehrt der Papst in Gefängnissen ein, wo er Häftlingen an Gründonnerstag etwa die Füße wusch.

Rom als Symbol

Das Heilige Jahr sei eine „Chance“ für die Stadt Rom, betonte der Papst, der dazu aufrief, der Stadt mit vereinten Kräften zu einer „Wiedergeburt“ zu verhelfen.

Alle Probleme der Stadt könnten „zu einer Chance für Entwicklung werden: zivil, sozial, wirtschaftlich, kulturell“, so der Papst, der sich für das Heilige Jahr 2025 eine Wiederentdeckung der besonderen Bedeutung Roms als Stadt der Nächstenliebe und der Gastfreundschaft wünscht: „Möge das Bewusstsein für den Wert Roms, für das Symbol, das es auf allen Kontinenten darstellt, in allen wiedergeboren werden.“

Zum Schluss seiner Ansprache ging der Papst auf seine besondere Beziehung zur Marienikone „Salus Populi Romani“ (lat. für „Heil des römischen Volkes“) ein, die er schon als junger Mann verehrt habe. Sie möge über die Stadt und ihre Menschen wachen, Hoffnung schenken und Nächstenliebe wecken, damit Rom auch heute „ein Leuchtturm der Zivilisation und Förderer des Friedens“ sein könne.

Bürgermeister kündigt Projekte an

„Das Jubiläum wird Rom besser machen“, zeigte sich der römische Bürgermeister in seinem Grußwort laut Redetext überzeugt. Roberto Gualtieri kündigte mehrere Projekte im ökologischen und sozialen Bereich ein, die im Kontext des Heiligen Jahres als „greifbare Zeichen der Hoffnung“ umgesetzt würden, darunter ein „neues Altenheim in einem von der Kriminalität beschlagnahmten Gebäude im Aventin-Viertel“ sowie ein Ausbildungsprojekt für Häftlinge im römischen Gefängnis Rebibbia.

Außerdem bemühe sich die Stadtverwaltung darum, „Rom zu einem großen Laboratorium für integrale Ökologie zu machen, die Stadt zu verändern und besser zu machen, näher an den Menschen“, wie Gualtieri ankündigte. Dazu gehöre unter anderem der Kampf gegen Smog, die Schaffung neuer öffentlicher Räume, die vor allem in den städtischen und sozialen Randgebieten zu Integration beitragen sollten.

Wertvoller Beitrag des Papstes und der Kirche

Gualtieri würdigte ausdrücklich den Beitrag der Kirche zu einem sozialen und menschlichen Miteinander in der Stadt. „Heute, da in unseren Vorstädten Migranten ankommen, die vor Krieg und Elend fliehen, und da es immer offensichtlicher wird, dass nur eine Politik, die sich an den Grundsätzen der Brüderlichkeit und der Zentralität der Person orientiert, diese ,abgrundtiefen Entfernungen‘ zwischen den Menschen und den Stadtvierteln überbrücken kann, ist der Anreiz und der Beitrag der Kirche noch wertvoller und fruchtbarer.“

Die Präsenz des Heiligen Stuhles und das Lehramt des Papstes bereicherten Rom als eine „Stadt der Solidarität“ und einen „Ort des Dialogs zwischen Menschen verschiedener Religionen und Kulturen“, formulierte Gualtieri: „Wir wollen, dass das Jubiläum der Hoffnung Rom nicht nur ein materielles Erbe hinterlässt, sondern auch ein Erbe ethischer und sozialer Werte, das wir der Menschheit anbieten können.“

Gruß an römische Bürger

Bei seinem Besuch trug sich Franziskus ins Goldene Buch der Stadt ein. Als Geschenk überreichte der römische Bürgermeister Franziskus eine Silbermedaille zur Erinnerung und eine Urkunde über die Einleitung einiger sozialer Initiativen. Der Papst hinterließ unter anderem ein Mosaik mit der Darstellung des Titusbogens sowie Ausgaben der Bulle zur Verkündigung des Heiligen Jahres 2025.

Von der Loggia des „Palazzo Senatorio“ aus grüßte Papst Franziskus die auf dem Vorplatz „Piazza del Campidoglio“ versammelten römischen Bürger und Mitarbeiter der Stadt, darunter Vertreter des Zivilschutzes, der Müllentsorgung Ama und der Gendarmerie, dankte ihnen und sprach ein „Ave Maria“.

Der letzte Besuch des Papstes auf dem Kapitol liegt fünf Jahre zurück. Damals, am 26. März 2019, forderte Franziskus in einer Ansprache, Rom müsse - auch mit Blick auf die Migranten – „eine Stadt der Brücken und nicht der Mauern“ sein.

-Last Update 15:16 Uhr: Eintrag goldenes Buch -

(vatican news/kna – pr)
 

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10. Juni 2024, 11:26