Papst: Raum schaffen für die Stimme Gottes
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Der Papst bezog sich bei seinen Ausführungen auf die Passage im Johannesevangelium, die von dem Gespräch zwischen Jesus und der Volksmenge im Anschluss an die wundersame Brotvermehrung erzählt (6,41-51). Dass er behauptet, „vom Himmel herabgekommen zu sein“ empört die Juden: seine Eltern, seine Familie, waren ihnen schließlich keine Unbekannten...
Vorurteile und Anmaßung richten viel Schaden an...
„Sie sind überzeugt, dass Jesus nicht vom Himmel herabgekommen sein kann, weil er der Sohn eines Zimmermanns ist und seine Mutter, seine Verwandten, gewöhnliche, bekannte, normale Menschen sind, wie so viele andere auch. Warum sollte sich Gott auf so gewöhnliche Weise offenbaren wollen?,“ gab der Papst zu bedenken. „Sie sind in ihrem Glauben blockiert durch ihr Vorurteil über seine einfache Herkunft, und sie sind auch blockiert durch die Anmaßung zu meinen, dass sie nichts von ihm lernen können. Vorurteile und Anmaßung - wieviel Schaden richten sie an! Sie verhindern einen ehrlichen Dialog, eine Annährung unter Brüdern und Schwestern... Nehmt euch in Acht vor Vorurteilen und Anmaßung!.“
Sie waren aber auch fromme, gesetzestreue Menschen. Warum also ist es ihnen so schwergefallen, Jesus als den Messias zu erkennen?, fragte Franziskus und erklärte:
„Weil sie ihre religiösen Praktiken nicht ausüben, um auf den Herrn zu hören, sondern um in diesen Praktiken eine Bestätigung für das zu finden, was sie selbst denken. Das sieht man daran, dass sie sich nicht einmal die Mühe machen, Jesus um eine Erklärung zu bitten: Sie beschränken sich darauf, gegen ihn zu murren, als wollten sie sich gegenseitig von dem überzeugen, was sie zu wissen meinen – und so schließen sie sich wie in einer uneinnehmbaren Festung ein. Und das hindert sie daran, zu glauben. Die Verschlossenheit des Herzens – wieviel Schaden richtet sie an!“
Auch wir sollten uns also fragen, ob wir in unserem Glaubensleben, im Gebet, wirklich offen seien für die Stimme des Herrn – oder ob es uns nur darum ginge, unsere eigenen Pläne durchzusetzen.
Abschließend betonte Franziskus:
„Es kann uns nämlich passieren, dass wir nicht wirklich auf das hören, was uns der Herr zu sagen hat, sondern stattdessen von ihm und von den anderen nur eine Bestätigung für das wollen, was wir denken, eine Bestätigung für unsere Überzeugungen, unsere Urteile, die Vor-Urteile sind. Aber diese Art, sich an Gott zu wenden, hilft uns nicht, ihm – Gott – wirklich zu begegnen, uns für das Geschenk seines Lichts und seiner Gnade zu öffnen, im Guten zu wachsen, seinen Willen zu tun und Verschlossenheit und Schwierigkeiten zu überwinden. Brüder und Schwestern, wenn der Glaube und das Gebet wahrhaftig sind, dann öffnen sie Geist und Herz, und verschließen sie nicht. Und wenn du Menschen begegnest, die im Geist, im Gebet, verschlossen sind, dann ist dieser Glaube, dieses Gebet, nicht wahrhaftig.“
(vaticannews – skr)
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