Die Päpstliche Urbaniana Universität in Rom im Jahr 2023 Die Päpstliche Urbaniana Universität in Rom im Jahr 2023 

Papst zu Umbau der Urbaniana: Keine Angst vor Kreativität

Es muss gespart werden, zugleich soll die Päpstliche Urbaniana Universität ihre Identität - eine besondere Ausrichtung auf Evangelisierung und Mission - nicht verlieren, wünscht sich Papst Franziskus. Wie das gehen kann? Mit „gesunder Kreativität", sagte das katholische Kirchenoberhaupt diesen Freitag bei einer Audienz für die Kardinäle, Bischöfe, Ordensfrauen und Missionare aus allen Kontinenten, die derzeit in Rom über die Zukunft der Uni beraten.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

 „Einige Pläne sehen eine Zusammenlegung mit den anderen Universitäten vor: Nein, das geht nicht", stellte der Papst gleich zu Beginn der Audienz klar. Die Urbaniana, die der Vatikan-Behörde für die Evangelisierung untersteht, habe ihre eigene Identität und müsse diese auch behalten, erklärte Franziskus: 

 „Ausbildung, Lehre, Forschung und die Lebendigkeit dieser Universität sind Teil unseres Auftrags, die Frohe Botschaft allen Menschen zu verkünden. Und wie das umgesetzt wird, kann nie als definitiv angesehen werden: Immer in Bewegung. Es braucht offene Räume, die sich stets vom Atem des Heiligen Geistes leiten lassen, der die Geschichte lenkt und uns ruft, die Zeit zu interpretieren, in der wir leben. Trotzdem gemäß der eigenen Kriterien..."  

Papst Franziskus zum Umbau der Päpstlichen Urbaniana Universität: Keine Angst vor Kreativität (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)

„Ausbildung, Lehre, Forschung und die Lebendigkeit dieser Universität sind Teil unseres Auftrags, die Frohe Botschaft allen Menschen zu verkünden“

Um über die Identität, den Auftrag und die Zukunft der drittgrößten Papstlichen Universität in Rom zu beraten, hat das Dikasteriums für die Evangelisierung für diesen Donnerstag und Freitag eine Sondervollversammlung in Rom einberufen. Die Urbaniana-Universität bildet Männer und Frauen aus, die in den Missionsgebieten der Erde tätig sind, und leistet so einen Dienst bei der weltweiten Verkündigung des Evangeliums.

Papst Franziskus bei der Audienz
Papst Franziskus bei der Audienz

„Im konkreten Fall der Urbaniana ist es wichtig, dass in der Qualität des Ausbildungsangebots dessen missionarische und interkulturelle Besonderheit noch stärker hervortritt“

„Im konkreten Fall der Urbaniana ist es wichtig, dass in der Qualität des Ausbildungsangebots dessen missionarische und interkulturelle Besonderheit noch stärker hervortritt, damit die Ausgebildeten in der Lage sind, die christliche Botschaft mit Originalität in der Beziehung zu anderen Kulturen und Religionen zu vermitteln", erklärte der Papst bei der Audienz. „Wie sehr brauchen wir Hirten, wie sehr brauchen wir Personen des geweihten Lebens und Laien, die es verstehen, einen missionarischen Antrieb zu verkörpern, um die Kulturen zu evangelisieren und so das Evangelium zu inkulturieren! Diese beiden Dinge gehören immer zusammen: Evangelisierung der Kultur und Inkulturation des Evangeliums."

Synodale Vorgehensweise

Vor der Vollversammlung in Rom waren auch die zuständigen Bischofskonferenzen um ihre Vorschläge zur Neuaufstellung der Bildungseinrichtung befragt worden. Papst Franziskus würdigte bei der Audienz diesen Freitag ausdrücklich diese synodale Vorgehensweise. Wichtig sei auch, dass das die Universität angemessene Antworten auf heutige Fragen der Wirklichkeit finde. Franziskus warnte in dieser Hinsicht vor einem kirchlich-akademischen Elfenbeinturm an der Urbaniana: 

„Die kirchlichen Studien können sich nicht darauf beschränken, Männern und Frauen unserer Zeit, die in ihrem christlichen Bewusstsein wachsen wollen, Wissen, Fähigkeiten und Erfahrungen zu vermitteln. Sie müssen sich vielmehr der dringenden Aufgabe stellen, intellektuelle Instrumente zu entwickeln, die sich als Paradigmen eines Handelns und Denkens erweisen, die für die Verkündigung in einer Welt, die von einem ethisch-religiösen Pluralismus geprägt ist, nützlich sind. Wir leben nicht in einer christlichen Gesellschaft, aber wir sind aufgerufen, als Christen in der pluralen Gesellschaft von heute zu leben. Als Christen - und offen", betonte Papst Franziskus in Erinnerung an sein Schreiben zu katholischen Universitäten und Fakultäten, „Veritatis Gaudium" (Vgl. Punkt 5).

„Wir leben nicht in einer christlichen Gesellschaft, aber wir sind aufgerufen, als Christen in der pluralen Gesellschaft von heute zu leben. Als Christen und offen“

Qualität und Effizienz erhöhen

Die Qualität des Bildungs- und Forschungsangebots müsse erhöht werden und dabei jedoch zusammenkommen mit einer „notwendigen Rationalisierung der menschlichen und wirtschaftlichen Ressourcen", so Franziskus weiter:

„Dies erfordert eine Vision, die in der Lage ist, über den heutigen Tag hinauszublicken und die kirchliche und soziale Situation, die Vitalität der kirchlichen Strukturen und ihre Nachhaltigkeit, die Bedürfnisse der Ortskirchen, die Berufungen zum Priestertum und zum gottgeweihten Leben sowie die demographischen Kennziffern der verschiedenen Regionen zu berücksichtigen. (...) Es bedarf einer gesunden Kreativität, um die richtigen Wege zu finden. Habt keine Angst vor der Kreativität: es braucht sie, diese gesunde Kreativität."

„Es bedarf einer gesunden Kreativität, um die richtigen Wege zu finden. Habt keine Angst vor der Kreativität: es braucht sie, diese gesunde Kreativität“

Das Studium dürfe nicht „auf die bloße Erfüllung von Vorlesungen, Credits und Prüfungen" reduziert werden, hielt der Papst fest. Eine Anregung lieferte er auch zum Thema Einsparungen: „Eine gute Nutzung der Ressourcen bedeutet, gleiche Wege zusammenzulegen, Dozenten auf die sechs Einrichtungen aufzuteilen, Verschwendung zu vermeiden, Aktivitäten klug zu planen und überholte Praktiken und Projekte aufzugeben."

Papst Franziskus dankte an dieser Stelle auch ausdrücklich Kardinal Luis Antonio Tagle, dem Propräfekten des Evangelisierungs-Dikasteriums und Großkanzler der Urbaniana. Als positive Beispiele der Reformen an der Universität lobte Franziskus zudem Forschungszentren für die verschiedenen geografischen und kulturellen Regionen, wie es sie etwa bereits in Asien und China, gebe. Bestehende Zentren sollten gestärkt werden. „Außerdem sollte die Angliederung der Seminare und theologischen Institute in den kirchlichen Missionsgebieten gefördert werden; wenn dies nicht möglich ist, sollte eine andere, aber ständige Begleitung gewährleistet werden", so ein weiterer konkreter Wunsch von Papst Franziskus mit Blick auf den Umbau der Urbaniana-Universität.

(vatican news - sst)

 

 

 

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30. August 2024, 10:13