Der Papst bei der Audienz an diesem Montag Der Papst bei der Audienz an diesem Montag  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst: „Geistliche Unterscheidung ist harte Arbeit“

„Unterscheidung der Geister“: So nannte der hl. Ignatius von Loyola eine Methode, um mit Verstand und Gefühl den Willen Gottes für unser Leben herauszufinden. Franziskus, der als Jesuit ein Schüler des Ignatius ist, empfiehlt die geistliche Unterscheidung der ganzen Kirche.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

An diesem Montag legte er sie Ordensleuten verschiedener Gemeinschaften ans Herz, die in Rom gerade ihre Generalkapitel halten und die er vormittags in Audienz empfing. Eigentlich, so der Papst, sei Unterscheidung für jede Gemeinschaft, ja für jeden Menschen wichtig.

„Die Unterscheidung ist Teil des Lebens, sowohl in den feierlichen Momenten der großen Entscheidungen als auch in den alltäglichen Momenten der kleinen Entscheidungen. Sie ist mit unserem Freisein verbunden und bringt daher Tag für Tag die gemeinsame menschliche Berufung und die besondere und einzigartige Identität eines jeden von uns zum Ausdruck und zur Entfaltung.“

„Gott drängt uns nie seinen Willen auf...“

Der Papst, der im Jesuitenorden wiederholt als Exerzitienmeister die „Geistlichen Übungen“ des hl. Ignatius mit Mitbrüdern durchgeführt hat, machte klar, dass man sich das Unterscheiden nicht zu einfach vorstellen sollte.

„Es ist harte Arbeit, auf den Herrn, auf uns selbst und auf die anderen zu hören. Zu beten, zu meditieren, geduldig zu warten. Und dann Mut zu haben und Opfer zu bringen, um das, was Gott unserem Herzen vorschlägt, ohne uns jemals seinen Willen aufzudrängen, zu konkretisieren und umzusetzen. (…) Gleichzeitig ist es aber auch eine große Erfahrung des Glücks, denn eine gute, eine richtige Entscheidung zu treffen, macht Freude.“

Freiheit bedeutet, sich auf einen Weg zu machen

Die Welt von heute hat es nach Ansicht des Papstes sehr nötig, die Kunst des Entscheidens wiederzuentdecken. „Es braucht Väter und Mütter, die vor allem jungen Menschen helfen, zu verstehen, dass frei zu sein nicht bedeutet, ewig an einer Kreuzung zu verharren und kleine Ausfallschritte nach rechts und links zu machen, ohne jemals wirklich einen Weg einzuschlagen. Frei zu sein bedeutet, sich auf einen Weg zu begeben, natürlich mit Intelligenz und Klugheit, aber auch mit Kühnheit und einem Geist des Verzichts…“

Der Papst rät zur geistlichen Unterscheidung - ein Bericht von Radio Vatikan

Franziskus sprach den Ordensleuten gegenüber auch über den Wert von Ausbildung. Nur wer sich selbst demütig und beständig als „in Ausbildung befindlich“ anerkenne, kann darauf hoffen, mal ein guter Ausbilder für andere zu sein. Besonders intensiv widmete er sich dann aber dem Thema Nächstenliebe. Gerade in Momenten der geistlichen Unterscheidung solle man „das Gesicht der Armen ständig vor Augen haben“, riet er.

„Der Herr wird uns nicht fragen: Was habt ihr studiert?“

„Jesus spricht zu uns in unseren bedürftigsten Brüdern und Schwestern (vgl. Mt 25,31-45), und in jedem Geschenk, das wir ihnen machen, spiegelt sich die Liebe Gottes wider. Vergessen wir nicht, was beim Jüngsten Gericht geschehen wird. Der Herr wird uns nicht fragen: ‚Was habt ihr studiert? Wie viele Abschlüsse hast du gemacht? Wie viele Werke hast du hervorgebracht ...?‘ Nein, nein: ‚Kommt, kommt zu mir‘, wird der Herr sagen, ‚denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war verfolgt, und ihr habt mich geschützt‘.“

(vatican news)
 

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12. August 2024, 09:54