Papst Franziskus beim Treffen mit den Jesuiten in der Nuntiatur Papst Franziskus beim Treffen mit den Jesuiten in der Nuntiatur  (Vatican Media)

Franziskus beeindruckt von Indonesiens jungen Jesuiten

Wie üblich bei seinen Auslandsreisen hat Papst Franziskus, der dem Jesuitenorden angehört, auch in Indonesien die örtlichen Mitglieder seines Ordens getroffen. Besonders gefreut habe er sich dabei über die vielen jungen Jesuitenanwärter, berichtet uns P. Antonio Spadaro, ebenfalls Jesuit, der bei der als privat deklarierten Begegnung am späten Mittwochvormittag (Ortszeit) dabei war.

Direkt nach seinen Gesprächen mit dem Präsidenten und der Begegnung mit den politischen und gesellschaftlichen Akteuren des Landes am Vormittag empfing Franziskus seine Ordensbrüder in der Nuntiatur. Rund 200 der etwa 330 Mitglieder der Gesellschaft Jesu vom gesamten Archipel waren seiner Einladung gefolgt. Mit dabei war auch Antonio Spadaro, mittlerweile Untersekretär des Dikasteriums für Kultur und Bildung. Er gilt als Vertrauter des Papstes und ist gewohnheitsmäßig bei diesen Treffen auf Auslandsreisen dabei, wobei er im Nachhinein eine ausführliche schriftliche Zusammenfassung der Gespräche liefert. „Ein familiäres, entspanntes und scharfsinniges Treffen“, berichtete Spadaro anschließend gegenüber unserem Kollegen Salvatore Cernuzio, der diesmal im Gefolge des Papstes mitreist. Dabei seien zahlreiche Themen besprochen worden, darunter der interreligiöse Dialog und die Bedeutung der Inkulturation.

Fragen und Antworten, Vertraulichkeiten, Scherze

Die Begegnung dauerte eine Stunde und war wie immer von spontanem Dialog mit Fragen und Antworten, persönlichen Vertraulichkeiten und einigen Witzen geprägt. „Es war ein familiärer Moment, wie immer“, erklärte der Jesuit, Journalist und Theologe Spadaro anschließend. „Papst Franziskus ist immer sehr entspannt, er fühlt sich wie in der Familie, so dass er ein erstes Feedback des Besuchs geben kann.“ Vor allem habe er seinen indonesischen Mitbrüdern gegenüber Überraschung und Freude darüber ausgedrückt, so viele junge Menschen zu sehen: „Das ist vielleicht das, was mich am meisten beeindruckt hat, der Heilige Vater hat bemerkt, wie jung die Jesuiten in Ausbildung in Indonesien sind.“

Viele Jesuiten kamen zu dem Treffen
Viele Jesuiten kamen zu dem Treffen
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Die Themen Dialog, Inkulturation, Unterscheidung und Gebet

In dem Gespräch wurden viele Themen angesprochen: „Der Papst sprach über die Gesellschaft, die Bedeutung der Unterscheidung und des Gebets. Die Jüngeren fragten ihn, woher er die Zeit zum Beten nimmt, und er erzählte einige Anekdoten“, so Spadaro. Alle Themen seien mit anderen, die in diesem Land wichtig sind, verwoben, „wie der interreligiöse Dialog oder die Inkulturation, auf die er sehr viel Wert gelegt hat“. Es fehlte auch nicht an Bezügen zu seinen persönlichen Erfahrungen und an witzigen Bemerkungen, wie die, die der Papst am Ende des Treffens machte: „So, da ist die Polizei gekommen, um mich abzuholen“.

Enger Zeitplan

„Der Papst liebt es, entspannt, frei und spontan mit seinen Brüdern zu sprechen, aber er hat einen präzisen Rhythmus“, erläutert Spadaro weiter. Nach den morgendlichen Terminen im Präsidentenpalast Istana Negara stehen am Mittwochnachmittag zwei weitere Treffen auf dem Programm: um 16.30 Uhr (11.30 Uhr MESZ) mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Geweihten, Seminaristen und pastoralen Mitarbeitern in der Kathedrale Kathedrale „Mariä Himmelfahrt"; um 17.35 Uhr (12.35 Uhr MESZ) trifft er die Jugendlichen des Netzwerks Scholas Occurrentes im Jugendhaus „Grha Pemuda“. Beide Veranstaltungen werden wie üblich live und mit mehrsprachigem Kommentar durch Vatican News übertragen.

Die Bedeutung der Jugend und der Beitrag der Christen

Die Jugend und ihr Beitrag zum Gemeinwohl und zur Gegenwart und Zukunft der Welt sind eines der Hauptthemen der gesamten 45. Apostolischen Reise von Franziskus. Der erste engere Kontakt von Jorge Mario Bergoglio mit den neuen indonesischen Generationen erfolgte daher über die Jesuiten in Ausbildung: „Eine junge Gesellschaft Jesu, die auch eine junge Kirche bedeutet“, kommentiert Pater Spadaro. „Franziskus“, fügt er hinzu, „liebt diese Kirchen, die ich als Nullkomma-Prozent (0,... Prozent) bezeichnet. Hier sind wir bei 3 Prozent, also ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung, aber das sind acht Millionen, und es gibt eine bedeutende Präsenz im Land. Das Ziel der Christen“, betont er, „ist es immer noch, zum Wachstum des Landes beizutragen, wie Hefe in den Teig zu mischen, das ist für den Papst wirklich wichtig. Die Botschaft für die Christen ist, dass sie sich voll und ganz für das Gemeinwohl einsetzen, jenseits der Zahlen; für den Heiligen Vater ist das, was zählt, die Lebendigkeit, die Fähigkeit, zu erzeugen“.

Blick auf die Realität und Suche nach der Zukunft

Was P. Antonio Spadaro an diesem Treffen - dem ersten von drei Treffen mit der Gesellschaft Jesu während der Reise (die beiden anderen finden in Dili und Singapur statt) - am meisten beeindruckte, sei „der Blick“ von Franziskus gewesen. „Sowohl bei der Begegnung heute Morgen als auch bei den anderen, die wir bisher hatten. Papst Franziskus sieht in diesem Land eine Möglichkeit, die Möglichkeit der Harmonie in einem pluralistischen Kontext. Auch der Präsident hat heute von Harmonie und Pluralismus gesprochen. Ich glaube, dass es hier Hoffnung für eine so bedrohte Zukunft gibt, in einer Zeit, in der die Welt gespalten und zerrissen ist. Es sind also die Augen des Papstes, die sehr offen für die Realität und die Suche nach einer Zukunft sind“.

Fruchtbare Mission

Der erste Jesuit, der die Küste des indonesischen Archipels erreichte, war übrigens Franz Xaver, der am 14. Februar 1546 in der Bucht von Ambon landete. Hier verkündete er das Evangelium und taufte die ersten Bewohner der Inseln Ternate und Tindore. Damit begann die Verbreitung des Christentums auf den Molukken, die auch als „Gewürzinseln“ bekannt sind und später Teil des heutigen Indonesiens wurden. Andere spanische und portugiesische Jesuiten folgten und errichteten bis Mitte des 16. Jahrhunderts Missionsstationen in Ostindonesien.

Im Jahr 1859 wurde die Jesuitenmission in Indonesien mit der Ankunft von zwei niederländischen Priestern, Martinus van den Elzen und Joannes Baptista Palinckx, wieder aufgenommen. Bald darauf kamen zahlreiche Jesuitenpriester und -brüder aus den Niederlanden. Ihre Mission florierte und legte den Grundstein für die heutige katholische Kirche in Indonesien.

Heute gibt es eigenen Angaben nach etwa 330 Jesuiten in Indonesien. Sie arbeiten in Pfarreien, Schulen, Universitäten, Sozialzentren, Verlagen, Zeitschriften, Exerzitienhäusern und geistlichen Zentren.

(vatican news - cs/sc)

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04. September 2024, 11:36