Papst Franziskus bei der Begegnung mit jungen Menschen im Sir-John-Guise-Stadion Papst Franziskus bei der Begegnung mit jungen Menschen im Sir-John-Guise-Stadion

Wortlaut: Papst an Jugendliche Papua-Neuguineas

Lesen Sie hier in deutscher Übersetzung den Wortlaut der weitgehend aus dem Stegreif gehaltenen Ansprache von Papst Franziskus an die jungen Menschen, die er am 9. September im Stadion von Port Moresby getroffen hat.

Liebe Jugendliche, guten Tag! Good morning!

Ich möchte euch eines sagen: ich freue mich über diese Tage, die ich in eurem Land verbracht habe, wo Meer, Berge und tropische Wälder eng beieinanderliegen, das aber vor allem ein junges Land ist, in dem viele junge Menschen leben! Und das junge Gesicht des Landes haben wir alle betrachten können, auch durch die schöne Theaterdarbietung, die wir hier gesehen haben. Danke! Danke für eure Freude, für die Art und Weise, wie ihr von der Schönheit Papuas erzählt habt, „wo der Ozean dem Himmel begegnet, wo die Träume geboren werden und die Herausforderungen entstehen“. Vor allem aber bin ich dankbar, weil ihr allen den wichtigen Wunsch mit auf den Weg gegeben habt, „die Zukunft mit einem Lächeln der Hoffnung in Angriff zu nehmen!“ Mit einem Lächeln voller Freude.

Liebe Jugendliche, ich wollte nicht von hier abreisen, ohne euch zu getroffen zu haben, denn ihr seid die Hoffnung für die Zukunft.

Und wie baut man eine Zukunft auf? Welchen Sinn wollen wir unserem Leben geben? Ich möchte mich von diesen Fragen ansprechen lassen und dabei von einer Geschichte ausgehen, die am Anfang der Bibel steht: die Geschichte vom Turmbau zu Babel. Dort sehen wir zwei Modelle aufeinanderprallen, zwei einander entgegengesetzte Weisen, zu leben und eine Gesellschaft aufzubauen: Die eine führt zu Verwirrung und Zerstreuung, die andere zur Harmonie der Begegnung mit Gott und mit den Brüdern und Schwestern. Verwirrung auf der einen Seite, Harmonie auf der anderen. Das ist wichtig.

Und ich frage euch jetzt: was wählt ihr? Das Modell der Zerstreuung oder das Modell der Harmonie? Welches wählt ihr? ... Ich höre euch nicht, lauter! [Die jungen Leute antworten: Harmonie]... Richtig so!

In der Heiligen Schrift gibt es eine Geschichte, in der es heißt, dass sich Noachs Nachkommen nach der Sintflut auf verschiedene Inseln verteilten, jeder »nach seiner Sprache, gemäß ihren Sippenverbänden« (Gen 10,5). Ohne ihre Unterschiede aufzuheben, gab Gott ihnen die Möglichkeit, sich zu verständigen und sich zu vereinigen; denn »die ganze Erde hatte eine Sprache« (Gen 11,1). Und das bedeutet, dass uns der Herr geschaffen hat, damit wir eine gute Beziehung zu den anderen zu haben. Aufgepasst: Er hat uns nicht für die Verwirrung geschaffen, sondern um gute Beziehungen zu haben. Und das ist sehr wichtig. Schauen wir mal, was uns jetzt der Übersetzer sagt...

Und angesichts dieser Unterschiede bei den Sprachen, die spalten, die zerstreuen, brauchen wir eine Sprache, die uns hilft, vereint zu sein. Und ich frage euch: welche Sprache ist das, die die Freundschaft fördert, die Mauern der Trennung niederreißt und uns den Weg öffnet, damit wir uns alle in eine geschwisterliche Umarmung der Liebe begeben können? Welche Sprache ist das? Ich würde es gerne von einem Mutigen unter euch hören ... Wer kann mir sagen, was diese Sprache ist? Welche Sprache ist das? Wer der Mutigste ist, hebe die Hand und trete vor. [Ein Jugendlicher antwortet: die Liebe]. Bist du davon überzeugt? [Die Jugendlichen antworten: ja!]

Denkt ein wenig nach: und was ist das Gegenteil von Liebe? Hass. Der Hass. Aber es gibt eine Sache, die vielleicht noch hässlicher ist als der Hass: die Gleichgültigkeit gegenüber den anderen. Habt ihr verstanden, dass es den Hass gibt, und was Gleichgültigkeit ist? Habt ihr das verstanden? Ihr müsst wissen, dass Gleichgültigkeit etwas sehr Schlimmes ist, denn dann lässt du andere auf dem Weg zurück, interessierst dich nicht dafür, anderen zu helfen. Die Gleichgültigkeit hat ihre Wurzeln im Egoismus. Im Leben müsst ihr, die ihr jung seid, diese Unruhe des Herzens haben, die euch dazu treibt, euch um andere zu kümmern. Ihr müsst diese Unruhe des Herzens haben, die euch auch untereinander Freundschaften schließen lässt. Und ihr müsst euch etwas zu Herzen nehmen, was ich euch jetzt sagen werde und was euch vielleicht etwas seltsam erscheint: Es gibt eine sehr wichtige Beziehung im Leben eines jungen Menschen: die Nähe zu den Großeltern. Seid ihr damit einverstanden? [Die Jugendlichen antworten: Ja!] Sagen wir es alle zusammen: „Ein Hoch auf die Großeltern!“ [Die Jugendlichen antworten im Chor: Ein Hoch auf die Großeltern!] Vielen Dank. Ich danke euch. Danke.

Kehren wir zu dem biblischen Bericht über Noachs Familie zurück. Jeder hat eine andere Sprache gesprochen, auch viele Dialekte. Und ich frage euch: Wie viele Dialekte gibt es hier (in Papua-Neuguinea)? Einen? Zwei? Drei? Und ihr, habt ihr eine gemeinsame Sprache? Überlegt gut: Habt ihr eine gemeinsame Sprache? [Die Jugendlichen antworten: Ja!]. Die Sprache des Herzens! Die Sprache der Liebe! Die Sprache der Nähe! Und auch die Sprache des Dienens. 

Ich danke euch für eure Anwesenheit hier. Und ich hoffe, dass ihr alle die tiefgündigste Sprache sprecht: dass ihr alle „wantok“ der Liebe seid.

Liebe Jugendliche, ich freue mich über euren Enthusiasmus und ich freue mich über alles, was ihr tut, über alles, was ihr denkt. Aber ich frage mich - und hier müsst ihr aufpassen -: kann ein junger Mensch Fehler machen?  [Die jungen Leute antworten: ja!]. Und ein Erwachsener, kann der Fehler machen? [Die jungen Leute antworten: ja!]. Und ein alter Mann wie ich, kann der Fehler machen? [Die jungen Leute antworten: ja!]. Wir alle können Fehler machen. Jeder. Aber das Wichtigste ist, dass wir den Fehler erkennen. Das ist wichtig. Wir sind keine Übermenschen. Wir können Fehler machen. Und das gibt uns auch eine Gewissheit: dass wir uns immer korrigieren müssen. Im Leben können wir alle fallen, jeder von uns. Aber da gibt es ein sehr schönes Lied - und es wäre schön, wenn ihr den Text lernen könntet -, ein Bergsteiger-Lied, das junge Leute singen, wenn sie in den Alpen, in den Bergen unterwegs sind. Und dieses Lied geht so: „Beim Erklimmen der Gipfel kommt es nicht darauf an, dass man nicht fällt, sondern dass man nicht liegen bleibt“. Habt ihr das verstanden? [Die Jugendlichen antworten: ja!] Im Leben können wir alle fallen, jeder! Ist es wichtig, niemals zu stürzen? Ist es wichtig, nicht zu stürzen? Das frage ich euch. [Die Jugendlichen antworten: nein!] Was ist also wichtiger? [Die Jugendlichen antworten: wieder aufstehen!] Nach dem Fall nicht liegenbleiben. Und wenn du einen Freund, einen gleichaltrigen Kameraden siehst, der gefallen ist, was sollst du dann tun? Ihn auslachen? [Die Jugendlichen antworten: nein!] Ich höre euch nicht. Du musst zu ihm heruntersehen und ihm aufhelfen. Denkt daran, dass wir nur in einer Situation im Leben auf jemand anderen herabschauen dürfen: um ihm aufzuhelfen. Um ihm zu helfen, wiederaufzustehen. Seid ihr damit einverstanden: ja oder nein? [Die Jugendlichen antworten: ja!]. Wenn einer von euch gestürzt ist, wenn er am Boden zerstört ist, tretet ihr dann auf ihn ein? [Die Jugendlichen antworten: nein!] Richtig so.

Und nun, zum Abschluss, sagen wir es gemeinsam: Worauf es im Leben ankommt, ist nicht, nicht zu fallen, sondern nicht liegenzubleiben. Sprecht mir nach. Danke, vielen Dank. 

Liebe junge Menschen, ich danke euch für eure Freude, für eure Anwesenheit.

Auf Englisch: Ich bete für euch. Und vergesst nicht, für mich zu beten, meine Arbeit ist nicht leicht. Vielen Dank für eure Anwesenheit. Und vielen Dank für eure Hoffnung.

Beten wir jetzt gemeinsam das Vaterunser...

(vaticannews - skr)

 

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09. September 2024, 04:00