Eindrücke aus Port Moresby: Freude und Hoffnung
Vatican News: Franziskus ist an diesem Freitag in Papua-Neuguinea, seiner zweiten Reiseetappe. Anne, wie ist die Stimmung in Port Moresby?
Preckel: Vorfreude und Hoffnung, könnte man sagen. Wenn man mit den Menschen spricht, die hier alles vorbereitet haben, mit Jugendlichen, Kindern, Ordenschwestern, Bischöfen, hört man immer wieder: Der Papst-Besuch ist eine Ehre, ein Segen, eine Chance. Alle sind beseelt, dass nach so vielen Jahren wieder ein Papst ins Land kommt. Zunächst mal ist es für sie ein Glaubensfest, bei dem gemeinsam gebetet, gesungen, geprobt wird für die große Messe mit dem Papst, man ist neugierig, will dabei sein. Es wurde bis zuletzt auch noch gestrichen, montiert und geputzt. Selbst am Gouverneurssitz, einem Relikt aus der britischen Kolonialzeit, malerisch über der Bucht gelegen, mit Bildern noch von Queen Elisabeth und indigener Kunst, wurden noch schnell Blumen gepflanzt und der weiße Stuhl für den Papst zurückgerückt. In der Stadt sind Vatikanflaggen und Willkommensbilder zu sehen, aber man hat so ein bisschen den Eindruck, man ist so viel Aufmerksamkeit doch nicht gewohnt, logistisch ist es auch eine Heruasforderung. Uns aufgefallen ist eine Zeitungssonderausgabe zum Papstbesuch in der Kreolsprache Tok Pisin, die Hauptverkehrssprache hier, nur eine von über 800, Papua-Neuguinea ist kulturell ja überaus vielfältig. Also, Freude, man versucht so gut möglich sich herzurichten, aber es gibt auch Hoffnungen, dass Franziskus‘ Besuch Anstoß geben kann für Verbesserungen angesichts von Armut und Korruption, dass dieses Land sozusagen am anderen Ende der Welt mehr Aufmerksamkeit kriegt, auf internationaler Ebene.
Vatican News: Du warst schon ein paar Tage vor dem Papst vor Ort. Welche Bilder, welche Eindrücke sind dir besonders im Kopf geblieben?
Preckel: Das echte Papua-Neuguinea lernt man eigentlich auf dem Land kennen, sagte mir ein einheimischer Priester, der aus dem Hochland mit einer Gruppe von Gläubigen herkam. Auf dem Land kommen viele Leute als Selbstversorger noch über die Runden, hier in der Stadt herrscht die nackte Not, das sind schon schmerzhafte Kontraste. Viele Leute in Port Moresby laufen barfuß, Familien sitzen am Straßenrand und machen Feuer, klapprige Busse, alles etwas staubig und rau, Überlebensmodus, keine Illusionen. Daneben vereinzelt schicke Hotels oder Konferenzgebäude mit Glasfront, in ein paar Monaten aus dem Boden gestampft, für reiche Besucher oder Residierende, die hier ihren Geschäften nachgehen. Was den Papstbesuch betrifft, muss man sich klarmachen: das Straßennetz ist außerhalb der Hauptstadt schlecht oder inexistent, viele Leute können sich einen Flug in die Hauptstadt aber gar nicht leisten. Nicht wenige sind deshalb bis nach Port Moresby gelaufen, unzählige Kilometer, oder irgendwie mit dem Bus. Ein Besuch des Papstes im Hochland, wie das Johannes Paul II. 1984 gemacht hat in Mount Hagen, wäre für viele einfacher gewesen. Es gibt hier Pilger aus den Hochland-Wäldern, die nie das Meer gesehen haben, ein Abenteuer.
Vatican News: Wie startet der Papst denn jetzt seinen Besuch in Papua-Neuguinea, was steht für Franziskus auf dem Programm?
Preckel: Nach dem Ausruhen steht für Franziskus am Samstag der Besuch beim Generalgouverneur an, Stichwort weißer Stuhl mit Blick über die Bucht, danach geht’s runter ins schicke Konferenzgebäude APEC-Haus, wo er sich an Vertreter der Behörden, der Politik, der Zivilgesellschaft wendet. Am Samstagnachmittag Ortszeit, für unsere Hörer und Zuschauer ist das Programm zeitlich Freitagnacht beziehungsweise Samstagmorgen, trifft sich Franziskus an einer Schule mit Straßenkindern und Kindern mit Behinderung, die ihm ihre Geschichte erzählen werden. Danach begegnet er im Marienheiligtum, also am Sitz des Erzbistums von Port Moresby, den auch Johannes Paul II. 1984 besuchte, Kirchenvertretern aus dem ganzen Land und von den Solomonischen Inseln. Wir haben es hier ja geografisch mit Inselstaaten zu tun, das heißt man reist teilweise auch mit Boot an. Sonntag gibt es die große Messe im Stadion von Port Moresby, wo vorgestern noch schnell die Treppe weiß gestrichen und die Choreographie einstudiert wurde, danach reist der Papst für einen halben Tag nach Vanimo Richtung Norden an der Grenze zum indonesischen Teil Neuguineas. Am Montag, dem letzten Reisetag in Papua-Neuguinea, steht ein Jugendtreffen auf dem Programm, nochmal im Stadion der Hauptstadt.
Vatican News: Alle diese Programmpunkte übertragen wir live und mit deutschem Kommentar, mehr Infos dazu auf www.radiovatikan.de! Danke an meine Kollegin Anne Preckel in Port Moresby für diese Eindrücke.
(vatican news)
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