Bei der letzten Plenarversammlung der Weltsynode am Samstagabend Bei der letzten Plenarversammlung der Weltsynode am Samstagabend  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst: Beschlüsse der Synode treten sofort in Kraft

Papst Franziskus will nach dem Ende der katholischen Weltsynode im Vatikan auf ein ansonsten übliches Nachsynodales Schreiben verzichten. Das kündigte das katholische Kirchenoberhaupt diesen Samstagnachmittag in der Schlusssitzung der Synode an. Auch Entscheidungen solle es geben, sagte der Papst - ohne jedoch konkreter zu werden.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Er beabsichtige nicht, im Nachgang der knapp vierwöchigen Beratungen, denen im Vorjahr bereits eine weitere Beratungsrunde vorausgegangen war, ein Apostolisches Schreiben zu veröffentlichen. Das Schlussdokument der Weltbischofssynode zum Thema „Für eine synodale Kirche - Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung", das die Früchte von mindestens drei Jahren Arbeit zusammenfasse, enthalte bereits „sehr konkrete Hinweise, die eine Orientierungshilfe für die Mission der Kirchen auf den verschiedenen Kontinenten und in den unterschiedlichen Kontexten sein können: Deshalb stelle ich es allen sofort zur Verfügung. Ich möchte auf diese Weise den Wert des abgeschlossenen synodalen Weges anerkennen, den ich mit diesem Dokument dem Heiligen Volk Gottes übergebe", erklärte der Papst.

Welchen kirchenrechtlichen Status das Dokument hat, sagte Franziskus nicht. Zuvor war das Schlussdokument von der Synodalversammlung angenommen worden; es wird noch im Lauf des Samstagabends veröffentlicht. Das Schreiben soll Vorschläge für eine verbesserte Kirchenverfassung präsentieren. Es geht unter anderem um mehr Mitsprache für die kirchliche Basis, mehr Transparenz sowie Rechenschaftspflicht der Kirchenoberen. In den Beratungen der Synode war zuvor unter anderem kontrovers besprochen worden, welche Ämter Frauen künftig in der katholischen Kirche übernehmen können. Zu dieser - und weiteren Fragen - hatte Franziskus insgesamt zehn Studiengruppen bilden lassen, deren Ergebnisse im Sommer 2025 vorgestellt werden sollen. 

Appell für Frieden - positives Beispiel sein

Das katholische Kirchenoberhaupt nutzte seine Schlussansprache, um allen für die Arbeiten zu danken; es wurde in der Schlussitzung auch das „Te Deum“ gesungen. Zentrales Anliegen war Franziskus auch einmal mehr das Thema Frieden: „In dieser Zeit der Kriege müssen wir Zeugen des Friedens sein, auch indem wir lernen, dem Miteinander der Unterschiede eine reale Form zu geben. (...) Wir kommen aus allen Teilen der Welt, die von Gewalt, Armut und Gleichgültigkeit geprägt sind. Gemeinsam, mit der Hoffnung, die nicht enttäuscht, vereint in der Liebe Gottes, die in unsere Herzen eingegossen ist, können wir nicht nur vom Frieden träumen, sondern uns mit all unserer Kraft dafür einsetzen, dass, vielleicht ohne so viel über Synodalität zu reden, sich durch Prozesse des Zuhörens, des Dialogs und der Versöhnung Frieden einstellt. Für die synodale Kirche für die Mission ist es notwendig, dass das gemeinsam Besprochene mit Taten einhergeht."

„In dieser Zeit der Kriege müssen wir Zeugen des Friedens sein, auch indem wir lernen, dem Miteinander der Unterschiede eine reale Form zu geben“

Entscheidungen angekündigt - Geduld erbeten 

„Im Lichte dessen, was auf dem synodalen Weg herausgekommen ist, gibt es und wird es Entscheidungen geben, die getroffen werden müssen", erklärte Franziskus - ohne jedoch konkreter zu werden. Allerdings braucht es wohl Geduld: „Bezüglich einiger Aspekte des kirchlichen Lebens, die in dem Dokument genannt werden, sowie bezüglich der Themen, die den zehn ,Studiengruppen` anvertraut wurden, damit sie mir Vorschläge unterbreiten, braucht es Zeit, um zu Entscheidungen zu gelangen, die die ganze Kirche miteinbeziehen. Ich werde also weiterhin auf die Bischöfe und die ihnen anvertrauten Kirchen hören." Auch der Papst wolle und müsse das Zuhören lernen. Franziskus betonte, es gehe nicht darum, Entscheidungen auf die Lange Bank schieben zu wollen:

„Das ist keine Methode, um Entscheidungen auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Es ist das, was dem synodalen Stil entspricht, mit dem auch das Petrusamt ausgeübt werden muss: zuhören, versammeln, unterscheiden, entscheiden und bewerten“

„Das ist keine Methode, um Entscheidungen auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Es ist das, was dem synodalen Stil entspricht, mit dem auch das Petrusamt ausgeübt werden muss: zuhören, versammeln, unterscheiden, entscheiden und bewerten. Und bei diesen Schritten sind Pausen, Stille und Gebet notwendig. Es ist ein Stil, den wir gerade gemeinsam lernen, Stück für Stück. Der Heilige Geist ruft uns und unterstützt uns bei diesem Lernprozess, den wir als einen Prozess der Umkehr verstehen müssen."

Synodalität sei ein neuer Stil, den alle gerade gemeinsam lernen, Stück für Stück. „Der Heilige Geist ruft uns und unterstützt uns bei diesem Lernprozess, den wir als einen Prozess der Umkehr verstehen müssen", unterstrich Franziskus. 

Heiliger Geist und Harmonie

Das katholische Kirchenoberhaupt betonte zudem, es sei seine Aufgabe, Eintracht zu bewahren und zu fördern -  „die Harmonie, die der Heilige Geist weiterhin in der Kirche Gottes und in den Beziehungen zwischen den Kirchen verbreitet, trotz aller Mühen, Spannungen und Spaltungen, die ihren Weg bis zum vollen Offenbarwerden des Reiches Gottes kennzeichnen."

Mit Applaus dankten die Teilnehmenden der letzten Synodalversammlung den Organisatoren, namentlich den Kardinälen Mario Grech und Jean-Claude Hollerich. Ein gesungenes  Te Deum und der Segen des Papstes setzten den Schlusspunkt. Am Schluss versammelten sich viele der Teilnehmenden hinter dem Papst, der sich dazu aus seinem Rollstuhl erhob, zu einem Gruppenfoto.

(vatican news - sst/sk)



 

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26. Oktober 2024, 19:26