Papst bei Generalaudienz: Nicht sich, sondern Gott in den Mittelpunkt stellen
Marina Olshagen - Vatikanstadt
Auf andere zugehen, ihnen zuhören, eigene Standpunkte überdenken, sich im selben Geist begegnen und einander zuwenden: Das, was Papst Franziskus von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der derzeitigen Weltsynode in Rom erwartet, gelte auch für jeden einzelnen Menschen in seinem Alltag und Familienleben. Sich in seiner Familie nicht in den Vordergrund zu stellen, sondern Gott in den Mittelpunkt zu stellen. Ernsthaft nach Einheit streben. Der Heilige Geist schaffe sie und er selbst sei das „Band der Einheit". Jedoch: „Er befiehlt uns nicht einfach, vereint zu sein" , betonte Papst Franziskus bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz.
Der Geist wirkt diskret und synodal
Dann hob das katholische Kirchenoberhaupt hervor: „Der Heilige Geist wirkt die Einheit nicht immer schlagartig, mit wundersamen und entscheidenden Eingriffen, wie zu Pfingsten. Er tut es auch - und in den meisten Fällen - mit einem diskreten Wirken, das die Zeit und die menschlichen Unterschiede respektiert und durch Menschen und Institutionen, Gebet und Konfrontation geht. In einer Weise, die wir heute als synodal bezeichnen würden." Das synodale Wirken des Geistes ginge ebenso durch Konfrontation. Dies stimmt zuversichtlich, dass auch Diskussion und Meinungsverschiedenheiten Angelegenheiten sind, die fruchtbare Lösungen nach sich ziehen, im familiären und privaten Bereich, aber auch bei Debatten der Weltsynode. So findet sich im Dokument zur Synode, dem „Instrumentum laboris", der Auftrag, sich zuzuhören, den Standpunkt des anderen vollends anzuhören, gemeinsam zu schweigen und über das Gesagte zu meditieren, bevor ein eigener Standpunkt angebracht wird. Diese vielleicht ungewohnte und herausfordernde Kommunikationsform sei der Schlüssel zur Synodalität.
Die Einheit der Kirche als Einheit zwischen den Menschen
Die Einheit der Menschen würde, so betonte der Papst, „nicht am Tisch, sondern im Leben erreicht". Einheit sei Wunsch und Herausforderung aller, denn jeder Mensch sei gewillt, Einheit anzustreben, aber nicht gleich bereit, dafür seinen eigenen Standpunkt zu überdenken oder gar zu verlassen. Auf diese Weise werde „die Einheit nur weiter auseinander getrieben. Was die Seele für den menschlichen Körper ist, ist der Heilige Geist für den Leib Christi, der die Kirche ist“, zitierte Franziskus Augustinus. „Die Einheit von Pfingsten wird erreicht, wenn man sich bemüht, Gott und nicht sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Auf diese Weise wird auch die christliche Einheit aufgebaut.“
Und dann fügte er an: „Nicht indem wir darauf warten, dass andere sich uns anschließen, wo wir sind, sondern indem wir uns gemeinsam auf Christus zubewegen.“
Heiliger Geist - Universalität und Einheit zugleich
Franziskus betonte das Wirken des Geistes in zweierlei Hinsicht: Er dränge die Kirche nach außen, damit diese neue Menschen und Völker aufnehmen könne und sammle sich zugleich nach innen, um die erreichte Einheit zu festigen. Der Heilige Geist lehre die Kirche „sich in der Universalität auszudehnen und sich in der Einheit zu sammeln." Seine Katechese entfaltete der Papst an Ausschnitten der Apostelgeschichte. Mit der Herabkunft des Heiligen Geistes an Pfingsten (vgl. Apg 2,4) und der plötzlichen Mehrsprachigkeit der Aposteln wolle Lukas die universelle Mission der Kirche als Zeichen einer neuen Einheit unter allen Völkern unterstreichen. Weiter in der Apostelgeschichte leitete der Heilige Geist durch eine nächtliche Vision Paulus mit dem Evangelium nach Europa und förderte damit die Verbreitung der Frohen Botschaft. Der Beschluss des Konzils von Jerusalem mit den Worten „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen...“ (Apg 15,28) zeige die Einheit, die der Geist schaffe.
(vatican news)
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