Papst am Welttag der Armen: „Christliche Hoffnung braucht unser Engagement“
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Im Angesicht der vielen Krisen der Welt warnte der Papst vor der Resignation jener Getauften, die aus Bequemlichkeit und mit dem Seufzer „So ist die Welt nun mal“ die Augen vor der Not der anderen verschließen und ihre Religion nur nach innen hin leben. „Dann wird auch der christliche Glaube selbst auf eine harmlose Frömmigkeit reduziert, die die Mächte dieser Welt nicht stört und kein konkretes Engagement in der Nächstenliebe hervorbringt“, merkte Franziskus an. Die Ungleichheit wachse, auf der einen Seite stehe die Verherrlichung von Geld und Konsum, auf der anderen Seite die Armen, die keine Wahl haben als weiter auszuharren.
Der Papst rief die Gläubigen dazu auf, „die Lichter der Gerechtigkeit und Solidarität“ zu entzünden und auf diese Weise Christus nachzufolgen: „Seine Gnade bringt uns zum Leuchten“, und wer Mitleid und Fürsorglichkeit lebe, werde „zu einem Zeichen der Gegenwart des Herrn“. Die christliche Hoffnung ist Franziskus zufolge nicht einfach von sich aus vorhanden, sondern sie ist auf die Gläubigen angewiesen, um in die Welt zu kommen: „Die christliche Hoffnung, die sich in Jesus erfüllt hat und in seinem Reich Wirklichkeit wird, braucht uns und unser Engagement, einen Glauben, der in der Liebe wirksam ist, und Christen, die sich nicht abwenden.“
Franziskus zitierte den deutschen Theologen Johann Baptist Metz, der schrieb, der christliche Glaube müsse in den Getauften eine „Mystik der offenen Augen“ hervorbringen: „keine Spiritualität, die vor der Welt flieht, sondern im Gegenteil einen Glauben, der die Augen öffnet für die Leiden der Welt und das Unglück der Armen, damit wir dasselbe Mitleid üben wie Christus“. Ausdrücklich empfahl der Papst, im Alltag kleine und größere Handlungen der Liebe zu pflegen: „durch unseren Lebensstil, durch einen sorgsamen Umgang mit der Umwelt, in der wir leben, durch das beharrliche Streben nach Gerechtigkeit, durch das Teilen unserer Güter mit denen, die ärmer sind, durch soziales und politisches Engagement.“
Den Jesuitenkardinal Carlo Maria Martini zitierend, warnte der Papst allerdings vor einer falschen Vorstellung kirchlicher Solidarität mit Armen. Es gebe nicht auf der einen Seite die in sich gefestigte Kirche und auf der anderen die Bedürftigen, um die man sich kümmere. „Tatsächlich werden wir in dem Maße zur Kirche Jesu, in dem wir den Armen dienen, denn nur so ,wird´ die Kirche sie selbst, d.h. zu einem Haus, das für alle offen ist, zu einem Ort der Barmherzigkeit Gottes für das Leben eines jeden Menschen“, erklärte der Papst.
Schlüsselsegnung für Obdachlose
Vor der Messe segnete Franziskus im Petersdom in einer Symbolhandlung 13 Schlüssel. Sie stehen für neue Häuser zugunsten Bedürftiger, die die Obdachlosen-Allianz FHA (Famvin Homeless Alliance) in 13 Ländern errichten will. Die Initiative wird von der Vinzentinischen Familie getragen, einem weltweiten Netzwerk aus etwa vier Millionen Christen und Christinnen, die sozial Benachteiligte tätig unterstützen und auf diese Art „die Lichter der Gerechtigkeit und Solidarität“ entzünden, wie der Papst in seiner Predigt sagte.
Mittagessen mit 1.300 armen Menschen
Hauptzelebrant der Messe war Kurienerzbischof Rino Fisichella, mehrere hundert arme Menschen feierten mit, auch in den vordersten Reihen gleich hinter den Kardinälen und Erzbischöfen. Nach dem Gottesdienst und dem Angelusgebet ging Franziskus um 13 Uhr in die Audienzhalle zu einem Mittagessen mit 1.300 bedürftigen Menschen, wie er das bereits zu früheren Welttagen der Armen getan hatte. Zum Abschluss des Essens, das das päpstliche Almosenamt - das Dikasterium für die Nächstenliebe unter Kardinal Konrad Krajewski - vorbereitet hatte, wartete auf jeden Gast ein Rucksack voller Lebensmittel und Hygieneartikel.
Ein Tag, um den Blick für die Armen zu schärfen
Papst Franziskus fügte den Welttag der Armen 2017 in den liturgischen Kalender der Weltkirche ein. Sein Anliegen ist es, das Bewusstsein für die Armut zu schärfen und zu zeigen, wie die Kirche den Betroffenen zur Seite stehen kann. Begangen wird der Gedenktag jeweils am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres. In seiner diesjährigen Botschaft zum Welttag der Armen, die der Vatikan im Juni veröffentlichte, lud Franziskus dazu ein, sich ein demütiges Herz zu bilden, das sich selbst als arm und bedürftig erkennt.
(vatican news – gs)
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