Die Gruppe aus Wien beim Papst Die Gruppe aus Wien beim Papst  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst lobt österreichische Gruppe für Gemeinschaft und Solidarität

Bei einer Audienz im Vatikan hat Papst Franziskus am Freitagvormittag die österreichische Gruppe „Begegnung im Zentrum“ aus Wien empfangen. Der Papst würdigte ihr Engagement für eine gelebte Gemeinschaft, in der Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religionen sich gegenseitig unterstützen und einander bereichern.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Die Gruppe, die sich normalerweise im Erzbischöflichen Palais in Wien trifft, erhielt die besondere Gelegenheit, ihre Arbeit und Gemeinschaft dem katholischen Kirchenoberhaupt vorzustellen. In einer eindrücklichen Ansprache dankte Papst Franziskus den Mitgliedern für ihr Engagement und betonte die Bedeutung einer solidarischen Gemeinschaft in der heutigen Welt.

Zum Nachhören - was der Papst bei der Audienz sagte

„Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag, und danke für euer Kommen“, begann der Papst seine Ansprache und ließ Grüße an den Wiener Kardinal Christoph Schönborn übermitteln. Er zeigte sich beeindruckt davon, wie die Mitglieder, die aus verschiedenen Ländern stammen und unterschiedlichen Religionen angehören, trotz oft schwerer persönlicher Schicksale eine Gemeinschaft des Zusammenhalts und der gegenseitigen Unterstützung aufgebaut haben. Für den Papst sind sie ein Beispiel für das, was er als „geschwisterliche Liebe“ bezeichnet – eine Liebe, die unabhängig von Herkunft und Religion praktiziert wird.

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan

Geber und Empfänger

Papst Franziskus hob hervor, dass alle Mitglieder der Gemeinschaft sowohl Geber als auch Empfänger seien. „Wir sind alle Gebende und Empfangende,“ betonte der Papst, „wir bedürfen einander und sind berufen, einander zu bereichern.“ Für ihn sei die Gemeinschaft der „Begegnung im Zentrum“ ein Ort, an dem das Miteinander über materielle Gaben hinausgehe und auch durch Gesten der Freundschaft, Lächeln, Zuhören und die Hingabe in Form eines „kostenlosen Dienstes“ zum Ausdruck komme.

In seiner Ansprache zitierte der Papst aus der Verkündigungsbulle Spes non confundit für das Heilige Jahr 2025: „Nur ein Lächeln, eine Geste der Freundschaft, ein geschwisterlicher Blick, ein aufrichtiges Zuhören, ein kostenloser Dienst.“ Diese Worte unterstrichen seine Vision einer weltweiten Gemeinschaft, die auf Liebe und Respekt gründet. Er ermutigte die Mitglieder, weiterhin das Gebot Jesu zu leben: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan

Geschenk für andere sein

Mit einem weiteren Dank an die Gruppe schloss der Papst seine Ansprache und betonte, dass jede Person in den Augen Gottes einzigartig sei und dass Gott uns niemals vergesse. „Bemühen wir uns als Brüder und Schwestern stets darum, unser Leben zu einem Geschenk für die Anderen zu machen“, forderte er die Anwesenden auf. Abschließend bat Papst Franziskus die Mitglieder, auch für ihn zu beten, und versprach, für sie und ihre wertvolle Arbeit zu beten.

Die Begegnung endete mit dem Segen des Papstes und hinterließ bei der Gruppe einen tiefen Eindruck. Die Botschaft des Papstes – die Aufforderung zur gelebten Nächstenliebe und gegenseitigen Unterstützung – gibt der Gruppe „Begegnung im Zentrum“ neue Kraft, ihre Arbeit in Wien fortzusetzen und Brücken zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen zu bauen.

Hintergrund

Die Gruppe organisiert im Hof des Erzbischöflichen Palais in der Wiener Wollzeile mehrmals im Monat eine warme Mahlzeit und ein Kuchenbuffet für Bedürftige. Zwischen 150 und 200 Menschen nehmen das Angebot an, bei dem auch Lebensmittel, Kleidung und Hygieneartikel ausgegeben werden. Das Hilfsprojekt wird von einem Freiwilligenteam von über 40 Personen getragen, darunter Menschen unterschiedlicher Herkunft und solche, die selbst Erfahrungen mit Notlagen gemacht haben, etwa Geflüchtete aus der Ukraine sowie Kinder und Jugendliche.

Im Rahmen ihres Besuchs überreichten die Helfer dem Papst eine besondere Gabe: eine Sachertorte, „die wie alle Lebensmittel und Hilfsgüter, die wir den Menschen weitergeben, erbettelt war“, berichtet Jeanette Lehrer, die Leiterin des Projekts, gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress. Die Torte trug die Aufschrift: „Verkündet allen das Evangelium, wenn es sein muss, auch mit Worten.“ Papst Franziskus, der für seinen direkten Kontakt zu den Armen bekannt ist, habe bei der Begegnung „gestrahlt“ und einem der Gäste sogar beim Hinsetzen geholfen. „Man hat gemerkt, dass er das, was er predigt, auch selbst lebt“, beschreibt Lehrer ihre Eindrücke.

Christian Platzer, ein Mitglied des Helferteams, betonte, dass die Worte des Papstes an seine Besucher eine wichtige Erinnerung gewesen seien, „dass Menschen nicht nur Brot brauchen, sondern auch gelebte Menschlichkeit, um das Evangelium zu erleben.“ Franziskus habe mit seinem Engagement und seinen Appellen maßgeblich zur Entstehung der Wiener Armenausspeisung beigetragen und den „Welttag der Armen“ eingeführt, der in diesem Jahr am 17. November begangen wird. Rund um diesen Aktionstag plant die Wiener Gruppe besondere Aktivitäten für Obdachlose und Armutsbetroffene: ein Festmahl, Kinobesuche sowie einen Segensgottesdienst im Wiener Stephansdom, der wie in den vergangenen Jahren von Kardinal Christoph Schönborn geleitet wird.

Der Besuch im Vatikan war Teil einer Pilgerreise der Gruppe, die auch nach Assisi, Greccio und Loreto führte. Für den Freitagabend stand außerdem ein gemeinsames Abendessen in der deutschsprachigen Pfarrei Santa Maria dell'Anima in Rom auf dem Programm. Die Begegnung mit dem Papst hat die Teilnehmer tief beeindruckt und ihnen neuen Mut für ihre Arbeit in Wien gegeben, wo sie weiterhin bemüht sind, nicht nur materiell, sondern auch menschlich eine Stütze für Bedürftige zu sein.

(vatican news/kap)

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08. November 2024, 11:58