Papst passiert Heilige Pforte und eröffnet Heiliges Jahr

Das Heilige Jahr der katholischen Kirche unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ ist diesen Heiligabend offiziell gestartet: Papst Franziskus öffnete am Petersdom die Heilige Pforte, passierte sie per Rollstuhl und feierte danach in der Basilika die traditionelle Christmette. Laut Vatikan nahmen 6.000 Gläubige aus aller Welt im Petersdom teil; sowie rund 25.000 auf dem Petersplatz. Anlässlich des Heiligen Jahres werden allein in Rom 32 Millionen Pilger erwartet.

Anne Preckel und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt

Den Auftakt des neuen Jubeljahres bildete am Heiligabend die feierliche Öffnung der Heiligen Pforte am Petersdom. Das katholische Kirchenoberhaupt, das jüngst seinen 88. Geburstag feierte und seit einigen Jahren Gehbeschwerden hat, kam per Rollstuhl zu dem bronzenen Portal, das sich rechts in der Vorhalle der Petersbasilika befindet. Üblicherweise ist die Heilige Pforte zugemauert und wird regulär nur alle 25 Jahre zum Heiligen Jahr geöffnet. 

Der Weg der Hoffnung

„Verankert in Christus, dem Felsen unseres Heils, erleuchtet durch sein Wort und gestärkt durch seine Gnade, überschreiten wir die Schwelle dieses heiligen Tempels und treten ein in die Zeit der Barmherzigkeit und der Vergebung, damit jedem Mann und jeder Frau der Weg der Hoffnung eröffnet wird, die nicht enttäuscht“, kündigte der Papst das Jubeljahr der Hoffnung an. 

„Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden.“

Der Papst klopfte an die Pforte und drückte gegen den Türflügel, beide wurden dann von innen weiter aufgezogen. Dazu läuteten die Glocken des Petersdoms.

Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte am 24.12.2024
Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte am 24.12.2024

Auftakt des Heiligen Jahres

Als „erster Pilger der Hoffnung“ wurde Franziskus dann im Rolstuhl durch die Heilige Pforte in den Petersdom geschoben, dazu war die Hymne des Heiligen Jahrs zu hören. Ihm nach zogen Geistliche, Konzelebranten und Gläubige von allen fünf Kontinenten durch die Heilige Pforte am Petersdom, die fortan allen Heilig-Jahr-Pilgern offensteht.

Als Zeichen gelebter Ökumene bestand diese Gruppe auch aus Gästen anderer christlicher Konfessionen. In das Heilige Jahr 2025 fällt auch das 1.700-Jahr-Jubiläum des ökumenischen Konzils von Nizäa, das Christen auf der ganzen Welt im kommenden Jahr feiern. Franziskus hatte zuletzt angekündigt, den historischen Ort des Nizäa-Konzils im heutigen İznik in der Türkei besuchen zu wollen. Besonders war zudem, dass nach Papst Franziskus an diesem Dienstagabend zehn Kinder aus aller Welt die Heilige Pforte gemeinsam mit ihren Eltern durchschritten; auch ein achtjähriges Mädchen aus Österreich sollte darunter sein.

Auch Familien durchschritten die Heilige Pforte
Auch Familien durchschritten die Heilige Pforte

Vorab Friedensgebet

Bevor der Papst das dreieinhalb Meter hohe Portal öffnete, hatte er ein Friedensgebet gesprochen, in dem er Gott bat: „Öffne unsere Seelen für das Wirken des Heiligen Geistes, damit er die Härte der Herzen beugt, damit die Feinde sich dem Dialog öffnen, die Gegner sich die Hände reichen und die Völker sich in Einigkeit begegnen." 

Eigenes liturgisches Ornat für den Papst

Für die Eröffnung des Heiligen Jahres hatte das Amt für die liturgischen Feiern des Papstes außerdem ein neues liturgisches Ornat für Franziskus anfertigen lassen, um die Bedeutung des Ereignisses hervorzuheben. 

Der Auftakt des Heiligen Jahres wurde auf dem Petersplatz auf Großbildschirmen übertragen und weltweit über Radio und Fernsehen ausgestrahlt und konnte auch im Internet per Livestream verfolgt werden. Vor und im Petersdom hatten sich unzählige Gläubige versammelt, um dem feierlichen Ritus beizuwohnen, der in vereinfachter Form vollzogen wurde. Dazu gehört, dass die Mauer auf der Innenseite der Heiligen Pforte bereits Tage vor der Öffnung entfernt wurde (recognitio-Ritus), auch verzichtete Franziskus auf die drei symbolischen Hammerschläge gegen das Tor, die früher üblich waren. Auf der getäfelten Heiligen Pforte am Petersdom ist in 16 Bildern die Geschichte der Menschheit dargestellt.

In der Petersbasilika zog der Papst in Richtung Altar, um von dort aus die traditionelle Christmette zu leiten.

Räume der Hoffnung öffnen

Das letzte Heilige Jahr liegt nicht einmal zehn Jahre zurück: Franziskus hatte 2016 ein weltweites außerordentliches „Jubiläum der Barmherzigkeit“ begehen lassen, bei dem es erstmals Heilige Pforten auch in den Bistümern der weltweiten Ortskirchen gab. Franziskus eröffnete das Jahr der Barmherzigkeit damals selbst ungewöhnlicherweise bereits vor Weihnachten im zentralafrikanischen Bangui.

Für das Heilige Jahr 2025, das erste „reguläre Jubiläum“ seit der Jahrtausendwende, wählte der Papst das Thema Hoffnung. Wo Kriege und Krisen die Menschheit zunehmend spalten, will Franziskus weltweit Räume der Barmherzigkeit und der Hoffnung eröffnet sehen. Das Durchschreiten der Heiligen Pforten steht dabei für den Wunsch nach Erlösung und neuen Wegen zu Gott, der Liebe, Barmherzigkeit und Hoffnung ist.

Angekündigt hat der Papst das Heilige Jahr am 9. Mai 2024 mit der Bulle „Spes non confundit“, übersetzt „Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen“, die einen Vers aus dem Römerbrief aufgriff (vgl. Röm 5,5). Darin rief Franziskus für 2025 unter anderem zu einem Schuldenerlass für Länder des Globalen Südens auf, ebenso zu Friedensinitiativen und zu verstärktem Klimaschutz. Der scheidende US-Präsident Joe Biden kam den Bitten des Papstes bereits nach und ließ die Todesurteile von 37 Frauen und Männern in lebenslange Haftstrafen abmildern. 

Öffnung der Heiligen Pforte im Gefängnis

Pilger können im Heiligen Jahr 2025 mit dem Durchschreiten der Heiligen Pforten in den klassischen römischen Pilgerkirchen sowie durch Beichte, Kommunion, Gebet und einen eintägigen Verzicht aus „sinnlose Ablenkungen“ einen Sündenerlass erlangen. Die Öffnung der Heiligen Pforten an den römischen Papstbasiliken Sankt Johannes im Lateran, Santa Maria Maggiore und Sankt Paul vor den Mauern erfolgt mit kurzer zeitlicher Verzögerung. Eine Besonderheit ist, dass Franziskus am zweiten Weihnachtstag erstmals in der Geschichte der Heiligen Jahre eine Pforte im römischen Gefängnis Ribibbia öffnen will. 

Während des Jubeljahres sind zahlreiche kirchliche, kulturelle und soziale Initiativen angesetzt. Das Ordentliche Heilige Jahr endet in Rom mit der Schließung der Heiligen Pforte des Petersdoms am 6. Januar 2026, dem Fest der Erscheinung des Herrn. In den Ortskirchen geht es bereits am 28. Dezember 2025 zu ende. Daten und Infos zu den Live-Übertragungen von Radio Vatikan in der Weihnachtszeit finden Sie hier und, in ständiger Aktualisierung, auf de Webseite radiovatikan.de.

Erstes Jubeljahr im Jahr 1300

Das erste Jubeljahr geht übrigens auf Papst Bonifaz VIII. zurück, der es für das Jahr 1300 nach dem Vorbild des jüdischen Erlassjahrs „schenat ha-jobel“ ausrief. Dieses sah alle 50 Jahre einen Schuldenerlass vor. Die Einführung einer heiligen Pforte wird Papst Martin V. zugeschrieben, der sie anlässlich des außerordentlichen Jubiläums von 1423 öffnete, um in die Lateranbasilika zu gelangen. In jüngerer Zeit findet das Jubeljahr regulär alle 25 Jahre statt, und nur dann wird die Heilige Pforte am Petersdom geöffnet. 

Wollen Sie noch mehr erfahren? - Hier ein Überblick zu den Heiligen Jahren.

(vatican news – pr/sst)
 

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24. Dezember 2024, 20:32