Zweite Ansprache auf Korsika, Franziskus in der Marienkathedrale Zweite Ansprache auf Korsika, Franziskus in der Marienkathedrale  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst an Kirche auf Korsika: Nächstenliebe und Selbstfürsorge

In der Kathedrale Mariä Himmelfahrt traf der Papst im Rahmen seiner Korsika-Reise mit korsischen Kirchenvertretern zusammen. Zu ihnen sprach er über die „Sorge für sich selbst und andere“ und rief zu Demut, Dienst und Geschwisterlichkeit auf.

Anne Preckel – Vatikanstadt

In Europa gebe es bezüglich der Weitergabe des Glaubens so manche Probleme und Herausforderungen, merkte Franziskus in seiner Ansprache in der Kathedrale in Ajaccio an. „Jeden Tag müsst ihr euch dem stellen und entdeckt dabei, dass ihr klein und schwach seid“, wandte er sich an seine Zuhörenden. „Ihr seid nicht sehr zahlreich, ihr verfügt nicht über mächtige Mittel, die Milieus, in denen ihr tätig seid, sind für die Verkündigung des Evangeliums nicht immer aufgeschlossen.“

Und doch sei diese „Armut“ auch eine Chance, weil sie vom Anspruch befreie, „alles allein schaffen zu wollen“, gab der Papst zu bedenken. Sie lehre, „die christliche Mission als etwas zu betrachten, das nicht von menschlicher Kraft abhängt, sondern vor allem vom Wirken des Herrn, der mit dem Wenigen, das wir ihm bieten können, immer etwas bewirkt und schafft“.

Papst warnt vor Eitelkeit 

Franziskus dankte den korsischen Kirchenvertretern für ihr Wirken unter nicht immer leichten Umständen. Beeindruckt zeigte er sich von einem 95-Jährigen, der seit 70 Jahren Priester sei: „Danke Bruder für dein Zeugnis!“ Der Papst rief die Zuhörenden zu Dienst und Demut auf und warnte sie vor Eitelkeit: „Den Pfau zu spielen, ist eine Gefahr, das ist ein hässliches Laster.“ Es gelte immer Gott ins Zentrum zu stellen, nicht das eigene Ego. „Wie lebe ich mein Priestertum, meine Weihe, meine Jüngerschaft? Bin ich Jesus nahe?“, sollten sich die Priester, Ordensleute und Gläubigen fragen.

Wesentlich neben der Sorge um andere sei die Selbstfürsorge, schärfte Franziskus ein. „Je mehr sich ein Priester, eine Ordensfrau oder ein Ordensmann für andere hingibt, desto mehr ist es auch notwendig, dass sie sich um sich selbst kümmern. Wenn sich ein Priester, eine Schwester, ein Diakon selbst vernachlässigt, vernachlässigt er am Ende auch diejenigen, die ihm anvertraut sind“, gab er zu bedenken.

Gebet ist Selbstfürsorge 

Zu dieser Selbstfürsorge gehörten Momente des Alleinseins, das Messe-Feiern, das Beten und das Zwiegespräch mit Gott. Dafür sollte auch nach einem langen Arbeitstag und gerade auch nach Rückschlägen im Alltag Platz sein, so Franziskus: „Vergesst nicht den Herrn, er sollte zu Beginn, in der Mitte und am Ende eures Tages stehen. Er ist euer Chef! Und er arbeitet auch mehr als wir. Vergesst das nicht!“

Auch sollten sich die Priester und Ordensleute mit Vertrauensperson austauschen und Geschwisterlichkeit untereinander pflegen, so der Papst. Es gelte nicht nur Leiden zu teilen, sondern auch Freude und Freundschaft. Neid, Jammern und sich über andere auszulassen sollte vermieden werden, empfahl Franziskus. „Sogar ein Psalm sagt das: ,Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt‘ (Ps 30,12). … Bitten wir den Herrn, unser Klagen in Tanzen zu verwandeln.“

Mit Blick auf die Pastoral, die „Sorge um andere“, rief der Papst die Kirchenvertreter dazu auf, „den Menschen dort begegnen, wo sie leben und arbeiten, in allen Lebenslagen“. Dabei sollten die Kirchenvertreter auch durchaus neue Wege beschreiten.

Alte Muster in Frage stellen

„Mission keine Frage menschlicher Strategien ist, sondern in erster Linie eine Frage des Glaubens“

„Das Zuhören, die Nähe zu den Menschen, ist auch eine Einladung, im heutigen Kontext die wirksamsten pastoralen Wege der Evangelisierung zu finden. Habt keine Angst, euch zu verändern, alte Muster zu überdenken, die Sprachen des Glaubens zu erneuern und zu lernen, dass Mission keine Frage menschlicher Strategien ist, sondern in erster Linie eine Frage des Glaubens.“

Auch sollten die Priester Barmherzigkeit walten lassen - das liege ihm „sehr am Herzen“, so Franziskus: „Bitte verzeihen Sie immer. Vergebt alles und immer. Den Priestern sage ich, im Sakrament der Versöhnung stellt nicht zu viele Fragen. Hört zu und vergebt.“ Er selbst sei schon seit über 50 Jahren Priester und habe nie die Absolution verweigert, ergänzte der Papst, „ich habe immer nach Wegen gesucht, um zu vergeben“.

Hier zum Hören


Der Papst war am frühen Sonntagmittag bei der Kathedrale eingetroffen, um dort mit den Bischöfen, Priestern, Diakonen, geweihten Männern und Frauen und Seminaristen den Angelus zu beten. Am Haupteingang wurde er vom Bischof von Ajaccio, Kardinal François-Xavier Bustillo O.F.M., und vom Vorsitzenden der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Éric de Moulins-Beaufort von Reims, empfangen, der auch ein Grußwort sprach. 

(vatican news - pr)
 

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15. Dezember 2024, 13:51