Thomas Andonie vom BDKJ Thomas Andonie vom BDKJ 

Synode: „Dokument ist Startsignal, das sich bewähren muss"

Nach über drei Wochen ist am Sonntag heute die Jugendsynode im Vatikan zu Ende gegangen. Zum Abschluss des Treffens, an dem 419 Bischöfe, Ordensleute, Jugendliche und weitere Laien teilnahmen, wurde Samstagabend das Schlussdokument vorgestellt. Thomas Andonie ist dami zufrieden - an ein paar Stellen sieht der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) aber Nachholbedarf.
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Julia Rosner - Vatikanstadt

„Die Bischöfe haben sich sehr viel Mühe gegeben, die Welt aus der Perspektive junger Menschen zu sehen. Man hat das Bemühen gemerkt, auf die vielen Fragen einzugehen. Auch, wenn man sich an einigen Stellen etwas mehr Mut gewünscht hätte, sehe ich, dass im Abschlussdokument viel von der Jugend mit drinsteckt“, sagt Thomas Andonie, BDKJ-Vorsitzender am Samstagabend im Gespräch mit Vatican News. 

Wie ernst die Jugendlichen wirklich genommen worden sind, zeige sich noch, wenn es an die Umsetzung gehe. Die Jugendsynode sei keine Abschluss. Sie sei vielmehr ein Startsignal: „Wir reden nicht mehr, sondern packen es an. An dieser Stelle müssen sowohl die gesamte Kirche als auch die Teilkirchen, Bischofskonferenzen, Pfarreien und Diözesen zeigen, dass die jungen Menschen ernst genommen werden. Man muss sich mit ihnen an einen gemeinsamen Tisch setzen.“

Nachholbedarf sieht der BDKJ-Vorsitzende bei dem Thema Sexualmoral. Er hätte sich gewünscht, dass die Synodenväter den Jugendlichen mehr Verantwortung im Umgang mit ihrer eigenen Sexualität zutrauen würden. Man merke zwar, so Andonie, dass das Dokument primär die Beziehung in den Fokus nehme und nicht das sexuelle Handeln der jungen Menschen, jedoch würden Jugendliche in diesem Punkt oft unterschätzt werden.

Wert von Beziehungen anerkennen

 

Die Sinus-Milieu-Studie zeige, dass junge Menschen „sehr wohl eine starke Sehnsucht nach Treue und Verantworten für einander“ hätten. Auch Respekt und ein liebevolles Zusammensein auf Augenhöhe seien ihnen wichtig. Sie seien nicht promiskuitiv veranlagt. „Natürlich probieren sie sich aus“, räumt Andonie ein. Er hoffe jedoch auf ein „gutes Zeichen der Kirche“, die zuerst „den Wert, der Beziehungen für junge Menschen“ sehe und erst danach Fragen über sexuelle Handlungen diskutieren solle. „Es wäre schön, wenn wir nicht nur über die zwei Stunden in der Woche sprechen, in denen die jungen Menschen miteinander schlafen, sondern über die Zeit, die sie miteinander in der Beziehung verbringen.“

Da die Jugendlichen gemerkt hätten, dass die Art der Synodalität, das heißt, die Art der Verhandlungsführung, stark kritisiert worden sei, hätten sie einen Brief an den Papst verfasst. In einem konsensualen Prozess hätten sie vereinbart, Franziskus ihre Unterstützung zuzusichern. Thomas Andonie sieht in dem Schreiben ein wichtiges Zeichen: „Wir wollen zeigen, Papst Franziskus, der Weg, den du gehst und den auch die Synode mitgeht, das ist ein sehr wichtiger Weg. Kirche können wir nur gemeinsam sein. Kirche lebt gemeinsam. Kirche soll sinnbildlich – wie es Papst Franziskus auch schon häufiger gesagt hat – ein Feldlazarett sein, wo alle Menschen hinkommen können.“

Sowohl Junge, als auch Alte, Kranke, Dicke, Dünne, Homosexuelle und Andersdenkende müssten willkommen seien. „Dort müssen wir gemeinsam anpacken und miteinander auf dem Weg sein. Darin wollten wir Papst Franziskus und auch die Verantwortlichen in der Synode bestärken“, erklärt Andonie in unserem Interview. Das Feedback auf den Brief sei bisher ausschließlich positiv gewesen. Viele Bischöfe hätten das Schreiben unterstützt.

Nicht nur weltkirchlich denken

 

Der BDKJ-Vorsitzende mahnt jedoch an, dass es wichtig sei, alle Prozesse nicht nur auf der weltkirchlichen Ebene zu sehen, sondern auch auf der Ebene, wo die jungen Menschen zu Hause seien: in den Pfarreien, in den Diözesen und in den Ländern – dort wo, wie er sagt, Kirche „wirklich gelebt“ werde. Die Jugendlichen müssten spüren, dass sie von der Kirche ernst genommen werden und mitsprechen dürfen.

Die Erfahrungen, die Thomas Andonie in den letzten Wochen gemacht hat, seien auch für seine zukünftige Arbeit in Deutschland wichtig. „Ich nehme mit, dass es eine sehr spannende Erfahrung war, diese Synodalität zu erleben. Ich fühle mich auch durch die Synode darin bestärkt, dass das, was wir in den Jugendverbänden leben – das Prinzip, dass junge Menschen sich selbst leiten und gegenseitig begleiten, sehr wichtig ist.“ Er sei stolz darauf, dass die Jugendverbände seit rund70 Jahren „gute Arbeit“ leisten würden. Es sei legitim, dass die Jugendverbände fordern würden, dass die Kirche auch aus der Perspektive junger Menschen denken müsse. Auch sei es nötig, Jugendarbeit und Jugendverbandarbeit „prioritär“ auszustatten. Die Verbände seien Orte, an den junge Menschen nicht nur auf ihren Glaubensweg, sondern auch auf ihren „großen Lebensweg“ vorbereitet werden würden.

Enge Zusammenarbeit mit der Kirche

 

Themen wie Ökologie, Nachhaltigkeit, Schöpfungserhaltung sowie der Einsatz für den Frieden, für Arme und Migranten, seien Themen, die den Jugendlichen wichtig seien und die die Verbände aufgreifen würden. Eine gute und enge Zusammenarbeit mit der Kirche sei an dieser Stelle jedoch unumgänglich. Den Jugendlichen sollte mehr zugetraut werden. Der BDKJ wünsche sich, so Andonie, Jugendlichen helfen zu können, mehr Verantwortung in Kirche, Staat und Gesellschaft übernehmen zu können.

(vatican news)

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28. Oktober 2018, 13:34