USA: Kardinal Wuerl tritt als Erzbischof von Washington zurück
Darin dankte er dem US-Kardinal für dessen Verzicht auf das Amt in einer schwierigen Lage. „Du hast genügend Elemente, dein Verhalten zu rechtfertigen und zu unterscheiden, was es heißt, Verbrechen zu decken oder sich nicht um Probleme zu kümmern, oder einfach einen Fehler zu machen. Deine Vornehmheit hat dich aber dazu veranlasst, diesen Verteidigungsweg nicht einzuschlagen“, schrieb der Papst. Er äußerte Respekt dafür, dass Wuerl mit seinem Rücktrittsgesuch, das ihn am 21. September erreicht habe, das Wohl der Kirche über sein eigenes gestellt habe. Franziskus bat den Erzbischof, bis zur Ernennung eines Nachfolgers als Apostolischer Verwalter im Amt zu bleiben.
Der 77-jährige Kardinal Wuerl hatte zuvor mehrfach daran erinnert, er habe bereits vor drei Jahren dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Das Kirchenrecht sieht vor, dass Bischöfe den Papst mit Erreichen des 75. Lebensjahres um Entpflichtung bitten.
Rücktritt wiederholt angeboten
Die Katholische Kirche in den Vereinigten Staaten von Amerika wurde in diesem Jahr von einem beispiellosen Missbrauchsskandal erschüttert. Im August erschien ein Bericht, der allein für den Bundesstaat Pennsylvania Missbrauch durch Kleriker an mindestens 1.000 Minderjährigen über mehrere Jahrzehnte dokumentierte. Das Bekanntwerden homosexueller Umtriebe des früheren Erzbischofs von Washington, Theodore McCarrick, verschärfte die Krise weiter. Der heute 87 Jahre alte Kardinal hatte in früheren Jahren offenbar regelmäßig Seminaristen und junge Priester belästigt. Als bekannt wurde, dass er sich in den 1970er Jahren mutmaßlich einem minderjährigen Messdiener unsittlich genähert hatte, entschied sich Papst Franziskus für eine drastische Maßnahme und entließ McCarrick aus dem Kardinalstand.
Kardinal Wuerl erklärte mehrfach, er habe vom Verhalten seines Amtsvorgängers nichts gewusst. Zugleich kündigte er die Gründung einer eigenen Missbrauchskommission an, um einen neuen Mechanismus zu schaffen, der auch Gerüchten nachgehe, um diese kommentieren zu können.
US-Krisensitzung im Vatikan mit dem Papst
Mitte September empfing Papst Franziskus hochrangige Vertreter der US-Bischofskonferenz unter Führung des Vorsitzenden Kardinal Daniel DiNardo zu einer Krisensitzung im Vatikan. An diesem Treffen nahm Wuerl nicht teil. DiNardo teilte nach dem Gespräch mit, man habe mit dem Papst besprochen, wie der „Leib Christi durch das Böse des sexuellen Missbrauchs zerfetzt werde“.
Ende September teilte das Verwaltungskomitee der US-Bischofskonferenz (USCCB) mit, die Missbrauchsvorwürfe sollten vor allem durch Laien, also Nichtgeistliche, aufgearbeitet werden. Man wolle eine unabhängige Stelle einrichten, bei der Missbrauchsopfer vertraulich am Telefon oder online Vorwürfe gegenüber Bischöfen melden könnten und einen Verhaltenskodex für Bischöfe aufstellen.
Franziskus wiederholt seit Bekanntwerden des Skandals seine dringende Einladung, die „schwerwiegende Plage des Missbrauchs“ zu bekämpfen und die „Kräfte zu bündeln“, um zu verhindern, dass derartige Verbrechen den wehrlosesten Mitgliedern der Gesellschaft Schaden zufügten. Zu diesem Zweck hat er die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen der katholischen Weltkirche für Februar 2019 in den Vatikan einberufen.
(vatican news – ck/gs)
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