Vatikan-Frauenmagazin: „Eine Art neuen Journalismus ausprobieren"
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Vatican News: Frau Dohna, was soll Ihrer Einschätzung nach ein vatikanisches Frauenmagazin leisten?
Yvonne Dohna: „Ich würde das beantworten aus dieser speziellen Situation heraus, in der wir, diese Gruppe, ernannt wurde, in diesem Pontifikat und in diesem Moment, in dieser Krise. Und da würde ich zwei wichtige Punkte nennen. Das erste ist, von unten nach oben zu schauen. Das heißt, eine Art neuen Journalismus auszuprobieren, in dem man das Leben der Frauen anschaut - und zwar in der ganzen Welt und auch von anderen Religionen. Also: Was macht die Frau? Wie lebt sie? Was tut sie? Wie Papst Franziskus in Evangelii Gaudium sagt: „Die Realität steht über der Idee.“
Vatican News: Was heißt das, interpretiert für Ihr Magazin?
Yvonne Dohna: „Das heißt, von diesem Konkreten, diesem ,wie sie sind`, zu Problemen zu kommen, anstatt von Problemen und vom Pathologischen auszugehen. Das heißt nicht, die Augen zu verschließen, sondern die Dinge einmal ,vom Grund auf´ anzuschauen, von unten. Das wäre ein wichtiger Punkt.“
Vatican News: Und der zweite?
Yvonne Dohna: „Und dann natürlich, Methoden und Kriterien aufzuzeigen, wie Frauen im Leben Probleme lösen, wie sie mit der Welt umgehen, wie sie wissenschaftlich arbeiten, um dabei auch gewisse Konzepte wissenschaftlich zu definieren. Ich glaube, der wissenschaftliche Zugang zu diesem Prozess wäre wichtig.“
Vatican News: An wen richtet sich die Zeitschrift?
Yvonne Dohna: „Ich hoffe, dass Frauen und Männer sie lesen werden. Und dass auch Frauen und Männer aller Religionen und international, in der ganzen Welt, ein Interesse daran haben könnten.“
Vatican News: Werden Sie auf Deutsch schreiben?
Yvonne Dohna: „Wir werden auf Italienisch schreiben. Die Zeitschrift kommt in Italienisch heraus, sie wird bis jetzt in Spanisch und Französisch übersetzt, aber nicht die ganze Zeitschrift, sondern ein Teil. Ich würde mir wünschen, dass sie auch ins Englische übersetzt werden würde.“
Vatican News: Die bisherige Koordinatorin des Magazins, Lucetta Scaraffia, ist Ende April im Unfrieden gegangen, nach eigener Aussage fühlte sie sich nicht mehr frei in der Auswahl und Bearbeitung der Themen. Viele der bisherigen Mitarbeiterinnen – nicht alle – haben das Magazin mit ihr verlassen. Für wie wichtig halten Sie absolute redaktionelle Freiheit bei der Gestaltung der vatikanischen Frauenzeitschrift?
Yvonne Dohna: „Absolut wichtig. Das ist wirklich ein Grundpfeiler. Ohne diese Freiheit würde unsere Arbeit nicht möglich sein. Die ist uns auch zugestanden und versprochen worden. Bis jetzt, in der Art, wie wir diese Treffen organisieren und Themen aussuchen konnten, da hatten wir vollkommene Freiheit.“
Vatican News: Welche Themen werden Sie als erstes in Angriff nehmen?
Yvonne Dohna: „Bei uns ist es so, dass wir, was die Themen und die Gestaltung angeht, alles gemeinsam entscheiden werden. Es sind einige Ideen da, wir sind dabei, sie zu konkretisieren. Dieser Prozess, miteinander zu sprechen und die Themen festzulegen, ist ein gesunder und wunderbarer Austausch.“
Vatican News: Frau Dohna, Sie lehren an der Päpstlichen Gregoriana-Universität in Rom Ästhetik, Philosophie und Geschichte der christlichen Kunst. Welche Themen möchten Sie von Ihrem Fachgebiet her zu „Donne Chiesa Mondo” beisteuern?
Yvonne Dohna: „Ich lehre Kunstgeschichte, aber auch am Institut für Spiritualität, und da geht es um ,Spiritual Seeing´, also das spirituelle Sehen. Was ich, glaube ich, beitragen könnte, ist ein Diskurs darüber, wie man heute Studenten ausbildet und wie man heute lehren sollte. Und dann natürlich auch eine Methode und Kriterien zu finden für ein ,weibliches Lehren´. Da geht es um ein Bewusst-Werden, ein anderes Sehen.“
Vatican News: Weibliches Sehen und weibliches Lehren, wie kann das aussehen?
Yvonne Dohna: „Ich würde mal behaupten, es ist nicht unbedingt ein weibliches Sehen. Ich beschäftige mich seit Jahren mit Romano Guardini. Meine Methode ist die Weltanschauung geworden, seine katholische Weltanschauung, in der der männliche und weibliche Blick und überhaupt der integrale Blick auf die Welt erzogen oder gelehrt wird. Er nennt es die „Lauterkeit des Blicks“. Es geht um einen ehrlichen Blick. Der kann erzogen und gelehrt werden. Das ist weder weiblich noch männlich, sondern ein Hineinschauen in das Wesen der Dinge.“
(vatican news)
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