Eingang zur Lateran-Universität und gleichzeitig zum Familieninstitut Johannes Paul II. Eingang zur Lateran-Universität und gleichzeitig zum Familieninstitut Johannes Paul II. 

Vatikan: Päpstliches Familien-Institut erklärt seine Ausrichtung

Das Päpstliche Theologische Institut Johannes Paul II. für Ehe- und Familienwissenschaften weist Vorwürfe zurück, es habe bisherige Lehrende willkürlich entlassen und wolle eine neue „Familienpastoral“ etablieren. In einer Mitteilung skizzieren die Verantwortlichen die künftige Ausrichtung des Instituts, das zur päpstlichen Lateran-Universität gehört, aber eigenständig ist.

Die Einrichtung bildet Fachleute in Fragen katholischer Ehe- und Familientheologie aus. Franziskus hatte das Institut 2017 als Fortführung einer vorher bestehenden ähnlichen Einrichtung gegründet, die auf Papst Johannes Paul II. zurückging.

Die Mitteilung der Institutsleitung am Montag lautet klar: Die Familie sei das Zentrum von Kirche und Gesellschaft, und deshalb brauche es auch weiterhin ein Institut wie dieses. Zuletzt seien jedoch „verzerrte, voreingenommene Informationen“ in Umlauf gebracht worden, „manchmal sogar in böser Absicht und ohne Überprüfung der Nachricht an der Quelle“.

Zum Nachhören

Kritiker hatten in verschiedenen Blogs eine „Säuberung“ des Lehrkörpers beanstandet und dem Institut unterstellt, es wolle „das Erbe von Papst Johannes Paul II. untergraben.“ Diesen Vorwurf wies die Direktion mit Nachdruck zurück. Im Gegenteil gehe es darum, den von Johannes Paul II. eingeschlagenen Weg zu stärken und „die zentrale Stellung der Familie in der Kirche und in der Gesellschaft“ zu fördern, die die ursprüngliche und weiterhin fruchtbare „Intuition des heiligen Johannes Paul II.“ gewesen sei.

Keine Säuberungen und Umkehrungen

Niemand habe die Ehe- und Familientheologie attackiert, ebenso wenig sei es zu „Säuberungen“ oder einer Umkehrung der Statuten und der neuen Studienordnung gekommen. Ausdrücklich bedankte sich die Institutsleitung bei jenen Medienschaffenden, „die trotz legitimer, entscheidungskritischer Positionen die Veränderungen ehrlich mitteilen wollten“.

Stärkung der theologischen Ausrichtung

Studierende können am Institut in Zukunft Abschlüsse – jeweils mit Lizenziat und Promotion – in zwei Studienrichtungen erlangen: zum einen Theologie der Ehe und der Familie, zum anderen Wissenschaften der Ehe und der Familie. Dies sichere der theologischen Forschung einen Zugewinn, zudem blieben die solcherart am Institut ausgebildeten Fachleute auch anschlussfähig zu den übrigen Wissenschaften im Bereich Ehe und Familie. In Rahmen dieser theologischen Ausrichtung erhalte die moralische Reflexion einen neuen Stellenwert. Das Fach Fundamentalmoral dagegen werde weniger, weil es bereits in den ersten Semestern der theologischen Grundausbildung vorkomme. Alles in allem verstehe sich die Neuausrichtung des Instituts als „Erweiterung des Nachdenkens über die Familie und nicht als Auswechslung der Themen und Argumenten“.

Keine Unterdrückung des Lehrstuhls Karol Wojtyla

Das Institut weist eine weitere Anschuldigung zurück: „Es stimmt nicht, dass der Lehrstuhl ,Karol Wojtyla´ aufgehoben und dessen Inhaber entfernt wurde.“ Es handelt sich um den 85-jährigen polnischen Philosophieprofessor Stanislaw Grygiel, der als Student Assistent von Karol Wojtyla in Krakau war und später von Papst Johannes Paul II. den Auftrag erhielt, ein Ehe- und Familieninstitut zu gründen. Falsch sei ferner die Meldung, wonach 150 Studierende dem Institut einen Protestbrief gegen die Neuerungen geschickt hätten. Vielmehr sei ein einziger Brief einer Studierendenvertretung eingelangt, der um Erläuterungen zu den neuen Entwicklungen gebeten habe. Im Gegensatz zu dem, was die Kritiker vorgebracht hatten, seien alle Studierenden umgehend über die Neuerungen informiert worden. Auch wurde ihnen bestätigt, dass die bisherigen Studiengänge für weitere drei Jahre laufen und alle Inskribierten so lange Zeit hätten, zwischen dem alten und dem neuen System zu wählen.

Keine Zentralisierung der Macht in den Händen des Großkanzlers

„Die gebilligten Statuten regeln genau die Rolle der verschiedenen akademischen Autoritäten, beginnend mit dem Großkanzler, dem genaue Aufgaben übertragen wurden, wie von Veritatis Gaudium angegeben“, heißt es in der Note. Die Nachricht von einer Machtkonzentrierung in den Händen des Großkanzlers sei daher falsch. Anders als in der Vergangenheit müsse die Ernennung neuer ständiger Professoren beispielsweise durch eine öffentliche Ausschreibung erfolgen. Der derzeitige Großkanzler ist der italienische Kurienerzbischof Vincenzo Paglia.

Klarstellung zu Pater Noriega und Professor Melina

Es folgt eine Klarstellung zu zwei Professoren, die namentlich genannt werden: Pater José Noriega und Monsignore Livio Melina, die bisher das Institut prägten, wurden in der Presse als „Opfer“ der neuen Leitung dargestellt. Das sei falsch, so die Mitteilung: Für Pater Noriega sei es unmöglich gewesen, die Rolle des ständigen Professors einzunehmen, da er gleichzeitig Generaloberer eines Ordens ist. Die Statuten verwehrten eine solche Konstellation. Noriega gehört dem spanischsprachigen Orden „Discípulos de los Corazones de Jesús y María“ an. Melina dagegen wurde nicht als Professor des neuen Instituts aufgenommen, weil es den Lehrstuhl für fundamentale Moraltheologie nicht mehr gibt, den er bisher innehatte. Beide würden ihrer am Institut erworbenen Rechte natürlich behalten, so die Mitteilung.

Keine Entlassung von Verwaltungsangestellten

Das Institut habe die Zahl ergänzender Kurse und Seminare Dank einiger Synergien mit der Lateran-Universität etwas vermindern können, den betroffenen Lehrbeauftragten sei aber eine spätere Weiterbeschäftigung in Aussicht gestellt worden, hieß es weiter. Falsch sei dagegen die Nachricht über die Entlassung von Verwaltungspersonal, alle Angestellten dieses Bereichs setzten ihren Dienst fort.

(vatican news - mg)

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30. Juli 2019, 11:34