Aus der Synodenaula: Keine Angst vor Fehlern haben
Die Synodenväter waren sich einig, dass die Verkündigung Christi für die Sendung der Kirche im Amazonasgebiet Priorität habe. Eines der Themen, die in der achten Generalkongregation angesprochen wurde, war mit der Frage verbunden: Wie viele Menschen kennen eigentlich das Evangelium? Im Mittelpunkt müsse die Verkündigung der Frohen Botschaft stehen, und zwar nicht nur im Amazonasgebiet, sondern in der ganzen Welt. Die Botschaft evangelisiere sich selbst nicht, sondern bedarf der Unterstützung der Gläubigen. Aus diesem Grund wurde eingebracht, dass Teams gebildet werden sollten, die auf die vielen pastoralen Herausforderungen reagieren sollten und die die „Freude an der Evangelisierung“ bezeugen.
Überlegungen zum Zölibat und Priestertum
Der Vorschlag der „viri probati“ kam wiederum in mehr als einem Redebeitrag vor. In einigen Beiträgen wurde darauf hingewiesen, dass der Mangel an Berufungen nicht nur ein Problem in Amazonien sei. Deshalb wurde die Frage gestellt, warum Ausnahmen ausschließlich für diese Region gemacht werden sollten. Es wurde vorgeschlagen, dass der Frage eine spezifische Synode gewidmet werden sollte. Auch wurde beobachtet, dass viele indigene Kulturen den katholischen Glauben gerade wegen des Zölibats in besonderer Weise bewundern würden. Darüber hinaus – so wurde gesagt – sehe die heutige Welt den religiösen Zölibat das letzte Bollwerk, das unter dem Druck einer hedonistischen und säkularisierten Kultur zerstört werden sollte. Es sei daher notwendig, sorgfältig über den Wert des Zölibats nachzudenken. Es gab auch jene, die die Reflexion über neue Modelle des Eintritts zum Priestertum für den Amazonas als unvermeidlich und wünschenswert definiert haben. Wenn tatsächlich die Entsendung von Priestern aus anderen Diözesen und Regionen gefördert werden sollte, dann wird der Vorschlag empfohlen, „weise Männer“ mit nachgewiesenem religiösem Glauben zu weihen. Eine solche Hypothese würde die Gemeinschaft in der Kirche nicht beeinträchtigen und auch nicht den Wert des Zölibats untergraben. Nach Ansicht einiger wäre dies ein entscheidender Schritt für die Verwirklichung eines geweihten Dienstes, der sich nicht auf das einfache besuchen der Gemeinden beschränken, sondern in der konkreten Gegenwart eines Geweihten in der Gemeinde leben würde. Es gehe nicht nur darum, Antworten auf den Mangel an Berufungen zu finden, sondern auch darum, eine Kirche auszudrücken, die eine „amazonische Identität“ habe. Diese Synode, so wurde vorgeschlagen, sollte deshalb die Grundlagen für einen neuen Schritt legen, denn der Glaube an den Heiligen Geist müsse stärker sein als die Angst vor Fehlern.
Mehr Frau gegen alle Formen des Klerikalismus
Das Thema der Frauen in der Kirche war am Samstagnachmittag auf weiteres bereits mehrmals vorgeschlagenes Thema zurückgekehrt und diesmal mit der Bitte um mehr pastorale Verantwortung und effektive Beteiligung der Frauen auch an der Entscheidungsfindung. Es wurde eine Unterscheidung für die Einrichtung des weiblichen Diakonats in der südamerikanischen Region gefordert. Tatsächlich hätten Frauen heute immer mehr Raum im Leben der Gemeinschaft gewonnen, nicht nur als Katechetinnen oder Mütter, sondern auch als mögliche „Subjekte neuer Dienste“. Darüber hinaus lege die Anwesenheit von Frauen im Zeichen der Versöhnung und des Bundes den Grundstein für eine weniger klerikale Kirche. Tatsächlich sei der Klerikalismus in der Kirche noch heute präsent und behindere den Dienst, Geschwisterlichkeit und Solidarität vieler Glaubenden in der Kirche.
Beim Hören auf den Heiligen Geist miteinander verbunden
Es handele sich um eine Synode im ständigen Hören auf den Heiligen Geist. So wurde vorgeschlagen, dass diese Haltung die dringende ökologische Umstellung leiten und inspirieren sollte, die notwendig sei, um der Umweltzerstörung zu begegnen, die den Planeten bedrohe. Die Schöpfung sei den Menschen anvertraut und der Amazonas sei „der schönste und vitalste Garten der Welt“. Leider bestehe die Gefahr, dass dieses „Paradies auf Erden“ in eine „Hölle“ verwandelt werde, die wegen der Brände sein unverzichtbares Erbe entziehen könnte. Gemeinsam zu gehen bedeutet somit, der „Qual der Mutter Erde“ zuzuhören und die „Gewalt durch die Urwaldzerstörung“ zur Kenntnis zu nehmen. Der Appell der indigenen Organisationen in Amazonien lautete, den Kurs umzukehren, um nicht in einen Abgrund zu geraten. Alle seien miteinander verbunden. „Gut leben“ bedeute nicht an Luxus und Wohlbefinden zu denken, sondern die Bindung an den Nächsten, an die Erde, zu suchen. Die Fragmentierung der menschlichen Existenz sei deshalb abzulehnen und die Ungleichheit der sozialen Bedingungen zu verurteilen. Die Globalisierung habe, obwohl sie dem Leben der Menschen unbestreitbare Vorteile gebracht hat, die Tür zum wilden Kapitalismus und Materialismus geöffnet, die einen extrem schädlichen Konsumismus verstärkt hätten. In den Industrieländern gehe es darum, Produkte, die um den Preis des Blutes der indigenen Völker hergestellt werden, billig zu erwerben. Daher wurde die Forderung nach einem einfachen Lebensstil geäußert und nach einer ökologischen Umstellung, die einen faireren Handel im Namen von Gerechtigkeit und Frieden beinhalte.
Das indigene Gesicht des Ordenslebens
Es wurde gefordert, dass dem Leiden der indigenen Bevölkerung, deren Existenz im Amazonasgebiet lebensnotwendig sei, verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Die Entdeckung des christlichen Glaubens in der Kultur und Tradition jener Region bedeute zu erkennen, dass Christus bereits in den zu evangelisierenden Menschen lebe. Das Evangelium sei in der Tat nicht das ausschließliche Erbe einer Kultur. Dieser Ansatz könne die Existenz einer indigenen und amazonischen Kirche fördern. So wurde die Schaffung einer neuen regionalen Struktur gefordert, die ein Instrument für die positiven Erfahrungen des in der präsynodalen Phase gereiften Netzwerks und die vom Geist während dieser Synode inspirierten Neuerungen sein könnten. Hervorgehoben wurde auch das kostbare Beispiel des geweihten Lebens, das im Amazonasgebiet ein indigenes Gesicht annehme. Ordensleute setzten sich gemeinsam für die Rechte der indigenen Völker ein und spürten den Ruf, durch kontinuierliche Weiterbildung die indigene Kultur und christliche Spiritualität zu vertiefen und zu verbinden sowie eine ganzheitliche Ökologie zu fördern, die Mensch und Natur schütze.
(vatican news – mg)
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