Synode: „Stimmrecht für Frauen wäre gut“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Birgit Weiler ist Missionsärztliche Schwester; sie stammt aus dem deutschen Duisburg und arbeitet in Peru, wo sie zur Schöpfungs-Kommission der dortigen Bischofskonferenz gehört. Beim Presse-Briefing von der Synode an diesem Freitag sagte Birgit Weiler im Vatikan auf die Frage, wie es denn den Frauen bei der männlich dominierten Synode gehe:
„Wir spüren, dass wir wirklich als Teil der Gruppe anerkannt werden. Es gibt uns gegenüber keine klerikale Attitüde – dafür aber viel Freiheit der Sprache. Wir können klar aussprechen, wie es uns als Frauen in der Kirche geht, was uns verletzt, welche Veränderungen wir anstreben. Ich habe auch von anderen Frauen, die in den anderen Sprachgruppen sitzen, gehört, dass es ihnen genauso geht. Auch sie sprechen von einer offenen Atmosphäre, so dass auch kritische Fragen gestellt werden können – respektvoll, aber offen. Ich habe vom ersten Tag an erlebt, dass es eine ganze Reihe von Bischöfen und Kardinälen hier gibt, die uns Frauen wirklich verstehen. Die unsere Anliegen teilen und Veränderungen wollen.“
Mehr Frauen in Führungspositionen in der Kirche
Veränderungen – das bedeutet nicht gleich die Priesterweihe von Frauen. Aber es bedeutet schon, Frauen in Chefpositionen zu holen, auch in der Kirche. Am Amazonas trügen sie ohnehin schon die pastorale Hauptlast.
„In unserer Sprachgruppe haben Bischöfe sehr klar gesagt: Wenn wir wirklich eine synodale Kirche sein wollen, die gemeinsam vorangeht, dann heißt das auch, gemeinsam zu entscheiden. Das heißt, es muss mehr Frauen in Führungspositionen geben! Und da gibt es ein weites Feld, wo es gar nicht nötig ist, dass man geweiht ist und auf dem Frauen – Laiinnen und geweihte Frauen – verantwortliche Positionen einnehmen könnten.“
Damit meint Schwester Birgit etwa die akademische Welt. Frauen müssten in der theologischen Lehre eine stärkere Rolle spielen; schon jetzt hätten sie eine wichtige Rolle als Geburtshelferinnen einer indigenen Theologie.
„Es geht uns nicht um einen Machtkampf. Vielmehr streben wir eine Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern im Glauben an, in der wir wirklich unsere Gaben teilen. Die Gabe der Taufe, unsere Berufung durch Gott, unsere Erfahrungen, Talente und Charismen. Ich glaube, wenn das gelingt, können wir wirklich eine Bereicherung für die Menschheit darstellen.“
Zur Wahrheit gehört indes, dass die Kirche von so einem inklusiven Miteinander noch weit entfernt scheint. Es gibt ja noch nicht mal ein Stimmrecht auch nur für eine einzige Frau auf der römischen Bischofssynode. Das sollte sich, findet Schwester Birgit, bald ändern.
Keine stichhaltigen Argumente gegen ein Frauen-Stimmrecht
„In unserem Sprachzirkel war das ein wichtiges Thema. Mehrere Bischöfe haben sich in dieser Frage auf unsere Seite gestellt. Ich bin ja wirklich dankbar dafür, dass Papst Franziskus mehrere Dutzend Frauen in den synodalen Prozess mit eingebunden hat – auch das ist schon ein wichtiger Schritt nach vorn, den ich anerkennen will. Aber wie viele Ordensfrauen hoffe auch ich, dass unsere weiblichen Generaloberen genauso wie die männlichen ein Stimmrecht bekommen! Es gibt keine wirklich stichhaltigen Gründe, warum man das nicht so halten sollte. Wenn auch nichtgeweihte Ordensbrüder abstimmen dürfen – denen stehen Ordensfrauen gleich, auch sie haben Gelübde abgelegt, aber keine Weihe empfangen. Also wirklich – es wäre gut…“
Von den etwa 280 Teilnehmern an der Synode sind 35 Frauen, darunter zwanzig Ordensangehörige. Bei der Amazonas-Synode ist ein (nichtgeweihter) Ordensbruder stimmberechtigt. Nach Weilers Angaben will eine Gruppe von Bischöfen und Ordensfrauen dafür sorgen, dass Frauen wenigstens bei künftigen Synoden Stimmrecht haben. Der brasilianische Kardinal Claudio Hummes soll den Papst dafür sensibilisieren.
Brasilianischer Bischof: Kirche ist vor Ort zu wenig präsent
Auf derselben Pressekonferenz am Freitagnachmittag machte übrigens der brasilianische Erzbischof Pedro Brito Guimarâes seinem Ärger über das Vordringen von Freikirchen in seinem Sprengel am Rio Branco Luft.
„Wegen des Priestermangels im ganzen Amazonasgebiet haben wir gar nicht die personellen oder finanziellen Möglichkeiten, nahe an den Menschen an entlegenen Orten in der Region zu sein. Das Vorbereitungsdokument der Synode spricht deswegen von einem Vakuum – weil wir Katholiken bestimmte Räume nicht besetzen, stoßen andere darin vor. Vertreter von Freikirchen machen den Menschen in diesen Regionen gerne Versprechungen, etwa dass sie sie von Krankheiten heilen könnten, und die Menschen fallen, weil sie nicht gut ausgebildet sind, darauf rein. Da wird dann also vom Pastor gegen ein Kopfweh oder ein Bauchweh angebetet – das ist ein Proselytismus, auf den viele ansprechen. Sehr viele Menschen im Amazonasgebiet wechseln häufig ihre Konfessionen; sie gehen eben von einem zum anderen, bis ihre Bedürfnisse – eher physische als spirituelle – gestillt sind.“
(vatican news)
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