Atombombe, verheerende Zerstörungskraft Atombombe, verheerende Zerstörungskraft 

„Völlig abschaffen“ – Papst und Vatikan über Atomwaffen

Papst Franziskus besucht im Rahmen seiner Japanreise am 24. November die Schauplätze der Bomben auf Hiroshima und Nagasaki und richtet sich von dort aus in einer Botschaft über Nuklearwaffen an die Welt. Der Papst, der als junger Jesuit gerne nach Japan gegangen wäre, hat sich bereits mehrfach zu den Gefahren der Atomwaffen für Mensch und Umwelt geäußert. Dabei warnte er eindringlich nicht nur vor den verheerenden Folgen eines Atomkrieges, sondern auch vor dem riskanten Besitz der Massenvernichtungswaffen und der damit verbundenen „Logik der Abschreckung“.

Anne Preckel - Vatikanstadt


In einer Ansprache an Teilnehmer einer Anti-Atomkonferenz im November 2017 Vatikan verband der Papst den Kampf gegen Atomwaffen mit den Stichworten Entwicklung und soziale Gerechtigkeit. Aufrüstung gehe auf Kosten der Ärmsten und Benachteiligten in der Welt und setze im Blick auf den Menschen einen völlig falschen Fokus. Geld, Wissenschaft und Technik müssten dagegen für Frieden und nachhaltigen Fortschritt, für Bildung, Gesundheit und Gerechtigkeit eingesetzt werden, so Franziskus. In diese Richtung äußerte er sich bereits in seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ mit Blick auf die Umwelt.


Besitz von Atomwaffen "irrational"

Der Papst machte in der Ansprache seinen Standpunkt klar, dass Atomwaffen völlig vernichtet werden müssten und wandte sich entschieden gegen die „Logik der Abschreckung“. Der Besitz von Atomwaffen gebe eine „trügerisches Gefühl der Sicherheit“ und leiste einer „Logik der Angst“ Vorschub, „die nicht nur die Konfliktparteien, sondern das ganze Menschengeschlecht betrifft“. Internationale Beziehungen dürften nicht durch „gegenseitige Einschüchterung“ dominiert werden. Eine solche Logik könne keine Basis für ein friedliches Zusammenlebens der Menschheit sein, so der Papst. Heute gelte weiter, was einer seiner Vorgänger, Papst Johannes XXIII., in seiner Enzyklika „Pacem in terris“ betonte: „nicht nur die Waffenarsenale“ bräuchten „eine völlige Abrüstung“, sondern auch „die Gemüter, damit sich die Kriegspsychose komplett auflöse“. Johannes XXIII. habe „klar das Ziel einer völligen Abrüstung vorgegeben“.


Zum Thema äußerte sich Franziskus ebenfalls explizit während seines Rückfluges von Bangladesch nach Rom im Dezember 2017. Von einem Journalisten auf die Nordkorea-Krise angesprochen, äußerte der Papst, eine Politik der nuklearen Abschreckung wie zu Zeiten des Kalten Krieges sei heute nicht mehr vertretbar. Schon den bloßen Besitz von Atomwaffen halte er für „irrational“. Der Papst antwortete damit auf die Frage eines mitreisenden Journalisten, was sich seit den 80er Jahren in der Welt verändert habe. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) habe noch 1982 in einem Brief an die UNO-Vollversammlung geschrieben, die Politik der nuklearen Abschreckung sei insofern „moralisch gerechtfertigt“, als sie damals einen Krieg verhindert habe und die beteiligten Partner daran arbeiteten, sie abzubauen.

Vatikan drängt auf schnellere Abrüstung


Auf Ebene der Diplomatie arbeitet der Vatikan konsequent auf das Ziel einer atomwaffenfreien Welt hin. So waren zu einer Vatikankonferenz für atomare Abrüstung am 10. und 11. November 2017 auch Vertreter der Atommächte Russland, USA und Iran sowie Spitzenvertreter der UNO und NATO eingeladen. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin drängte die Staatengemeinschaft zuletzt am 26. September 2019 in New York zum unverzüglichen Handeln: alle Staaten müssten sich entschiedener für eine weltweite Abrüstung einsetzen und die entsprechenden internationalen Verträge ratifizieren, so die „Nummer Zwei“ des Vatikan. Parolin nannte im Blick auf die atomare Gefahr als aktuelle Brennpunkte den Nahen Osten und Korea.


Im Dezember 2017 machte Papst Franziskus mit einer Postkarten-Aktion auf die Schrecken des Atomkrieges aufmerksam. Unter dem Titel „Die Frucht des Krieges“ ließ es ein erschütterndes Foto in Postkartengröße verbreiten, das Opfer des Zweiten Weltkrieges in Japan zeigt. Den Schauplatz des Schreckens wird er zwei Jahre später nun selbst aufsuchen.


(vn – pr)
 

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02. Oktober 2019, 11:35