Vatikan: Olympiamannschaft bereitet sich auf ihr Debüt vor
Von den 25 Kleinstaaten auf der Welt ist nur einer - der kleinste und bekannteste - noch nicht Teil des Internationalen Olympischen Komitees, das mit 206 Mitgliedsstaaten dreizehn Nationen mehr als die UNO hat. Die Lücke könnte bald gefüllt werden: der Vatikan hat mit dem Verfahren begonnen, Teil der großen Familie des Weltsports zu werden.
„Wir haben einen Traum in Bewegung gesetzt“, erklärt Melchor Sánchez de Toca, Untersekretär des Päpstlichen Rates für die Kultur. Dessen Verwirklichung werde Zeit brauchen. Die Beziehungen zum Olympia-Komitee (IOC) seien ausgezeichnet, aber eine Nation könne nur akzeptiert werden, wenn sie sich mit fünf verschiedenen Sportdisziplinen präsentiere, die gleichzeitig fünf internationalen Verbänden angeschlossen seien. „Für einen kleinen und dünn besiedelten Staat wie den unseren wird es ein Marathon sein“, so der sportbegeisterte Geistliche.
Alles beginnt mit der Marathon-Mannschaft
Die Marathon-Mannschaft macht den Anfang. Der Beitritt zum Iaaf, dem internationalen Leichtathletikverband, stehe unmittelbar bevor. Sánchez und Sebastian Coe, der internationale Präsident, trafen sich kürzlich bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha im Katar. Die nationale Mannschaft des Vatikanstaates könnte an der Kleinstaaten-Weltmeisterschaft von San Marino im kommenden Juni teilnehmen: 2019 nahm sie als „Beobachterin“ teil und brachte ein paar Athleten sogar fast aufs Podium. Aber schon im Mai könnte sich eine Vatikan-Mannschaft bei einem Wettkampf in einem italienischen Sportzentrum an der römischen Küste sich für die Spiele qualifizieren.
„Unter der Flagge des Vatikans wird jedoch nie ein Athlet mitmachen, der mit Betrug Medaillen gewinnen will oder eine andere Nationalmannschaft verlassen hat wegen Betrugsfällen. Wir möchten mit Würde an den großen Ereignissen teilnehmen, indem unsere Athleten eine christliche Botschaft des Sports als eine wettbewerbsfähige und kreative Aktivität auf gleicher Ebene mit der Kunst, der Musik oder der Literatur bringen“, präzisiert Melchor Sanchez.
Auch ein Skiverband könnte bald entstehen. Wintersport sei bei den Schweizergardisten besonders beliebt, sagte der vatikanische Sportbeauftragte Melchor Sanchez de Toca. Schon länger besteht ein Abkommen mit dem Nationalen Olympischen Komitee Italiens, das die Grundlage für die Gründung neuer Sportverbände bildet.
(corriere della sera - mg)
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