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Corona: „Erziehung zur Zusammenarbeit“

Armut, Spaltung, Nationalismus: Die Corona-Pandemie hat in vielen Ländern der Welt bedenkliche Entwicklungen verstärkt. Über die Pandemiefolgen hat Radio Vatikan mit dem Ständigen Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO in New York gesprochen.

Anne Preckel und Giancarlo La Vella – Vatikanstadt

Schon jetzt zeigt sich die Corona-Pandemie als weltweiter Brandbeschleuniger der Armut – gerade in den wirtschaftlich schwächsten Ländern der Welt. Um solche Staaten zu entlasten, haben die Finanzminister und Notenbankgouverneure der G20 bei ihrem virtuellen Treffen im vergangenen Oktober eine Verlängerung des Schuldenmoratoriums beschlossen. Kein Schuldenerlass, sondern ein „Zahlungsaufschub“ soll betroffenen Ländern bis Juli 2021 mehr finanziellen Spielraum zur Bekämpfung der Corona-Pandemie geben.

Die Maßnahme sei immerhin ein „Zeichen der Ermutigung“, urteilt Erzbischof Gabriele Giordano Caccia im Interview mit Radio Vatikan. Dennoch gebe es aber noch viel mehr zu tun, macht der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in New York deutlich.

„Das ist einer der Wege - nicht der einzige. Aber gerade in Zeiten des Notstandes gibt es manchmal Maßnahmen, die zumindest für die Zeit des Notstandes als günstig angesehen werden können, um dann später noch weitergehende Lösungen zu finden.“

Caccia letztes Jahr mit dem Papst
Caccia letztes Jahr mit dem Papst

Schuldenerlass und weltweiter Waffenstillstand

Papst Franziskus hatte im Corona-Jahr 2020 schon früh einen Schuldenerlass für arme Länder gefordert; Kirchenvertreter weltweit schlossen sich dem Aufruf an. Erzbischof Caccia trug die Vatikanposition mit Nachdruck bei den Vereinten Nationen vor. Doch ob sich die Staaten auf mehr als „Zahlungsaufschübe“ einigen werden, steht derzeit noch in den Sternen. Mit Ausblick auf die kommende Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) hieß es von Seiten der G20 etwas vage, im Einzelfall müsse man bei Ländern mit erheblicher Verschuldung auch über „weitergehende Maßnahmen“ entscheiden.

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Konflikte und Kriege gehen in vielen Ländern der Welt zusätzlich zur Corona-Pandemie auf Kosten der schwächsten und schutzlosesten Glieder der Gesellschaft – ob im Jemen, in Zentralafrika, Syrien oder Südsudan. Vor dem Hintergrund des Corona-Notstandes drängte Papst Franziskus, einen Appell des UNO-Generalsekretärs António Guterres aufgreifend, auf einen weltweiten Waffenstillstand – nicht zuletzt, um humanitäre Hilfen für die notleidende Bevölkerung zu garantieren. Die Corona-Krise habe die Sinnlosigkeit von Gewalt deutlich gemacht, so Erzbischof Caccia. Diese Chance müsse jetzt ergriffen werden:

„Denn in einem Krisenmoment wie diesem ist es noch offensichtlicher, dass es keinen Sinn macht, Energie einzusetzen für etwas, was vernichtet und was nicht das tägliche Brot und die Gesundheit betrifft. In diesem Sinne haben viele diesen Appell aufgegriffen. Es geht jetzt darum, diesen Friedensappell zu begleiten, zu vermitteln und Dialoge zu führen, damit die Initiative konsolidiert wird und tatsächlich die Lösung dieser Konflikte erfolgen kann.“

Dialog und internationale Zusammenarbeit

Weitere Erosionserscheinungen lassen sich im Bereich der politischen Systeme beobachten. So mancher autoritäre Staat der Welt nutzt die globale Gesundheitskrise, um die Zügel weiter anzuziehen; zeitgleich schwindet in freieren Gesellschaften vielerorts das Bewusstsein um die Errungenschaften der Demokratie. Systeme hätten „positive Seiten“ und „Schwachstellen“, so der Vatikanvertreter bei der UNO in New York. Es gehe gleichwohl darum, den eigenen Blick zu weiten und sich selbst zu hinterfragen – das gelte für Staaten wie ihre Bürger.

„Ich glaube, dass nichts jemals als selbstverständlich angesehen werden sollte. Es gibt Bedingungen, die es ermöglichen, eine ganzheitliche Entwicklung zu steigern, aber wir müssen uns selbst immer zum Frieden erziehen, zur Sorge um den anderen, zur Internationalität und Zusammenarbeit. Und das ist auch die Aufforderung des Papstes in seiner Enzyklika ,Fratelli tutti’: unseren Blick zu ändern. Nur mit einer erweiterten Perspektive finden wir auch konkrete Wege. Sonst bleibt man Gefangener einer Logik, die zum Scheitern verurteilt ist.“

Das Interview mit Erzbischof Gabriele Giordano Caccia führte Giancarlo La Vella.

(vatican news – pr)

 

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13. Januar 2021, 12:07