Ernannter Kardinal bedauert „Grabenkämpfe“ in der Liturgie-Debatte
Mario Galgano und Deborah Castellano Lubov - Vatikanstadt
Eigentlich sollte die Debatte über die Liturgie vereinen - doch das Thema wird sehr kontrovers diskutiert. Dazu erklärt der Vatikan-Verantwortliche für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung gegenüber Radio Vatikan:
„Es wurden schon immer Meinungen zu bestimmten Anliegen geäußert, die zu Streitpunkten wurden. Zum Beispiel gab es, kurz nachdem der Kelch für alle Messbesucher aus der Heiligen Kommunion entfernt wurde, eine Kontroverse darüber. Doch es gab nie eine Kontroverse über die Liturgie in der Art und Weise, wie wir sie heute erleben. Zum Teil, weil es nie zuvor zwei Versionen des Römischen Messbuchs gab - das Römische Messbuch von 1962 und dann das Römische Messbuch von 1970, das mit der vollen Kraft des Zweiten Vatikanischen Konzils im Rücken erstellt und von Papst Paul VI. verkündet wurde.“
Es sei seiner Meinung nach eine Tragödie, dass es heute diese Kontroverse gebe, bedauert Roche. Er spricht von „Grabenkämpfen“ um die Liturgie, obwohl die Eucharistie ihrem Wesen nach ein Sakrament sei, „das die ganze Kirche eint“.
„Und wie der Heilige Vater in seiner Schrift Traditionis custodes hervorgehoben hat, gibt es ein liturgisches Gesetz, das uns in unserem Glauben hilft, die Lehre der Kirche weiterzugeben. Die Reform der Liturgie ist also heute wirklich eine sehr wichtige Angelegenheit und auch nichts, was man als Option betrachten sollte.“
Doch eines der Probleme, „eine Herausforderung unserer Zeit“, sei die Zunahme des Individualismus und des Relativismus, so der künftige Kardinal weiter. Und fügt an:
„Nun, die Feier der Messe ist keine Angelegenheit der persönlichen Wahl. Wir feiern als Gemeinschaft, als die gesamte Kirche, und die Kirche hat im Laufe der Jahrhunderte immer die Form der Liturgie geregelt, die sie für eine bestimmte Zeit für angemessener hielt.“
Was bereits der Jesuit Jungmann sagte...
Dann zitiert er einen österreichischen Jesuiten: Pater Josef Andreas Jungmann, der 1975 gestorben ist. Er gilt als Vertreter einer kerygmatischen Theologie, das heißt, er war jemand, der in seinen Studien gezeigt hatte, wie die Messe im Laufe der Jahrhunderte verändert wurde, um den Bedürfnissen der Zeit zu entsprechen.
„Und der Widerstand dagegen ist eine ziemlich ernste Angelegenheit, worauf der Papst in seinem Dokument zur Liturgie, Traditionis custodes, hingewiesen hat. Alles, was stattfindet, ist also die Regulierung der früheren Liturgie des Missales von 1962, indem die Förderung dieser Liturgie gestoppt wird. Denn es war klar, dass das Konzil, die Bischöfe des Konzils, unter der Inspiration des Heiligen Geistes, eine neue Liturgie für das vitale Leben der Kirche, für ihre Vitalität, vorschlugen. Und das ist wirklich sehr wichtig. Sich dem zu widersetzen, ist etwas, das wirklich sehr ernst ist.“
Was nach der Synode über das Amazonasgebiet den Zugang zu den Sakramenten betrifft, so hätten einige sich enttäuscht gezeigt und meinten, dass es nicht gelungen sei, die so genannte Sakramentenkrise für Missionskirchen mit großen Gebieten und wenigen Priestern zu lösen. Dazu Roche:
„Nun, da gibt es zwei Aspekte. Der eine ist die Frage des Priestermangels. Und ich denke, das war schon immer eine Realität in der Geschichte der Kirche, dass unser Herr selbst im Evangelium voraussah, dass die Ernte groß ist, aber die Arbeiter wenige sind. Die zweite Frage bezieht sich auf die Verwendung des Römischen Ritus in Amazonien. Mit anderen Worten, die Inkulturation des römischen Messbuchs in die amazonische Kultur. Nun, das ist etwas, woran gearbeitet wird. Aber zunächst einmal müssen die so genannten Amazonas-Bischöfe in Brasilien und Peru usw. daran arbeiten. Sie haben also eine Kommission eingesetzt, die sich damit befasst. Und diese Arbeit wird einige Zeit in Anspruch nehmen, denke ich.“
Vater der Gemeinschaft
Und Roche fährt fort: „Die andere Frage, die die Berufungen betrifft, ist etwas, das immer im Vordergrund stehen muss, denn der Vater jeder Gemeinschaft ist derjenige, der dafür verantwortlich ist, für seine spirituellen Kinder da zu sein. Die Eucharistie ist also ein wesentlicher Bestandteil davon. Das ist also eine weitere Überlegung, die von den Bischöfen und auch vom Heiligen Vater selbst berücksichtigt werden muss. Es gibt Bestrebungen, dass Diakone auch andere Sakramente spenden können, zum Beispiel die Krankensalbung. Das ist aber nicht möglich, weil mit der Krankensalbung auch die Vergebung der Sünden einhergeht, wofür persönlich der Priester zuständig ist. Es ist also noch nicht lange her, dass wir das Konzil hatten, und viele dieser Dinge brauchen Zeit, um sich zu regeln. Und ich denke, dass die Rolle des Diakons im Allgemeinen gut verstanden wird. Sie ist gut akzeptiert. Sie ist ein Segen für sehr viele Teile der Welt.“
Es sei seiner Meinung nach falsch, darin ein Mittel gegen den Rückgang der Priesterberufe zu sehen, wenn man Priester durch den Diakon ersetzen würde. Da werde die Kirche zu einer diakonischen und nicht zu einer priesterlichen Kirche werden, so der britische Kuriengeistliche. „Aber unsere Identität als Getaufte ist eine priesterliche Identität“, fügt er an. Denn das geweihte Priestertum sei der Schlüssel zur Vollendung dessen, was das Herzstück der Kirche sei, nämlich die Eucharistie. „Ich sehe das so und ich sehe auch, dass die Diakone in vielen, vielen Teilen der Welt eine enorme pastorale Bedeutung und Unterstützung für Priester und Bischöfe haben“, sagt Roche.
(vatican news)
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