Kardinal Farrell zum Weltfamilientreffen: „Papst möchte alle miteinbeziehen“
Mario Galgano und Deborah Castellano Lubov - Vatikanstadt
Katholische Weltfamilientreffen sind als bunte Glaubensfeste mit bis an die Millionengrenze reichenden Teilnehmerzahlen bekannt, vergleichbar mit den Weltjugendtagen. Die zehnte Ausgabe findet nun - auch wegen der Corona-Pandemie - in neuem Format statt: 2.000 internationale Delegierte aus 120 Ländern, darunter 12 aus Österreich, kommen ab Mittwoch in der vatikanischen Audienzhalle zu einem theologisch-pastoralen Kongress zusammen. Bis Sonntag ist auch ein Abend in römischen Pfarreien und - als Höhepunkt am frühen Samstagabend - eine Messe mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz vorgesehen. Die Veranstaltungen und Feiern werden live in die ganze Welt gestreamt - und wenigstens über Stream können also viele in der großen weiten Welt teilnehmen.
Das Motto der Großveranstaltung lautet „Die Liebe in der Familie: Berufung und Weg zur Heiligkeit“. Der Fokus liegt auf der pastoralen Fürsorge gegenüber Familien. Thematische Schwerpunkte sind etwa der Dialog zwischen Jung und Alt, Herausforderungen des Ehelebens, aber auch Sexualität und Migration.
Alle ansprechen und miteinbeziehen
Papst Franziskus hat vor dem Weltfamilientreffen die Diözesen weltweit aufgefordert, auch vor Ort zu feiern. Kardinal Farrell hofft, dass der Funke dadurch auch in andere Weltteile überspringt.
„Ich glaube, dass die Pandemie das pastorale Leben der Kirche auf allen Ebenen stark beeinträchtigt hat. Und es war zwei Jahre lang unmöglich, Gruppen von Menschen zusammenzubringen. Es war unmöglich, in unseren Kirchen Gebetstreffen und Konferenzen zu organisieren... Deshalb hoffe ich, dass das Welttreffen der Familien eine Vitaminspritze für die Kirche sein wird.“
In der Vergangenheit seien regelmäßig viele Familien den Einladungen zu den Welttreffen gefolgt, so Kardinal Farrell. Aber diesmal zwinge Corona zu einem anderen Zuschnitt der Veranstaltungen.
„Wir wussten schon lange, dass viele Familien in der heutigen Zeit nicht reisen würden, vor allem, wenn sie kleine Kinder haben, aus Angst... Und so haben wir stattdessen Vertreter aus allen Diözesen der Welt eingeladen. Wir haben Vertreter aus allen Kontinenten. Es handelt sich um Personen, die in den verschiedenen Diözesen, Kirchen, Pfarreien, Laienbewegungen und Organisationen im Bereich Ehe und Familie arbeiten, für die Familienpastoral zuständig sind. Und so hoffen wir, dass wir der Art und Weise, wie die Kirche auf Ehe und Familie schaut, einen neuen Schwung geben können.“
Kardinal wirbt für Ehe-Leitlinien
Der Kardinal weist im Interview mit uns auch auf die neuen Leitlinien für den katechumenalen Weg zur Vorbereitung von Paaren hin. Damit wolle der Vatikan neue Anstöße für die Ehe- und Familienpastoral geben. Die Leitlinien sind unlängst bei ihrer Veröffentlichung stellenweise auf Kritik gestoßen, weil sie Paaren zur sexuellen Enthaltsamkeit vor der Ehe raten. Farrell ficht das nicht an:
„Wir hoffen, dass sie in den verschiedenen Ländern in die Praxis umgesetzt werden. Man darf nicht vergessen, dass es sich um Leitlinien für die Weltkirche handelt, aber die praktische Anwendung dieser Leitlinien hängt von den verschiedenen Kulturen, den verschiedenen Sprachen und in jeder Hinsicht ab. Es wäre nicht dasselbe, diese Leitlinien in die Hand zu nehmen und zu versuchen, sie Wort für Wort in jeder Situation auf dieselbe Weise anzuwenden. Das ist nicht möglich.“
Zu seinen Erwartungen an das Treffen in Rom, sagt der irische Kurienkardinal:
„Papst Franziskus ist sehr beliebt. Er ist die größte Attraktion, die wir haben. Egal welche Zeitung, egal welche religiöse Einrichtung oder Organisation - jeder mag Franziskus. Ich glaube, wenn er zu den Familien und direkt zu den Ehepaaren spricht, werden sie ihm zuhören. Meine größte Erwartung ist, dass dies in die ganze Welt ausgestrahlt wird. Wir hoffen, dass es so kommen wird...“
(vatican news)
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