Suche

Prof. Joachim von Braun, Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften Prof. Joachim von Braun, Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften 

Papst-Wissenschaftler von Braun: Laudato Si inspiriert zum Handeln

Gleich zwei hochkarätig besetzte Konferenzen fanden diese Woche im Vatikan statt. Was die beiden von der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften organisierten Versammlungen verband, war die durch die Papst-Enzyklika Laudato Si angemahnte Bitte, eine nachhaltigere Zukunft zu gestalten. Wir sprachen mit dem Präsidenten der Päpstlichen Akademie, dem deutschen Agrarwissenschaftler Joachim von Braun*.

RV: Herr Professor von Braun, es gab zwei große, wichtige Konferenzen der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Beginnen wir zunächst einmal mit jener zu den Ozeanen. Können Sie uns sagen, was da auch das Besondere war an diesem Treffen? Auch wer gesprochen hat und was da für Inputs und Impulse kamen, sowie was auch aus Sicht der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften wichtig war.

Prof. von Braun: Wir hatten eine Konferenz mit der Zoologischen Station Anton Dohrn aus Neapel. Das ist eines der führenden Meeresforschung-Institute der Welt für das Thema Gesundheit der Meere und Ozeane. Die Ozeane sind krank, nicht nur bekanntermaßen wegen Plastik-Vermüllung, sondern auch wegen der drastischen Temperaturveränderungen wegen des Klimawandels. Zusätzlich ergeben sich Konsequenzen aus dem Klimawandel für die Küstenregionen der Welt durch mehr Stürme, mehr Wellengang, Land, Verluste und Überfischung. Also, wir haben viele Probleme und diese Konferenz war eine Vorbereitung auf den Gipfel der Vereinten Nationen zu den Ozeanen, der Ende des Monats Juni stattfinden wird.

Hier das Interview mit Prof. Joachim von Braun zum Nachhören

RV: Papst Franziskus hat ja bekanntlich Laudato Si veröffentlicht. Und genau da geht es ja auch um diese Themen des Klimawandels. Inwieweit sind denn auch seine Impulse hier eingeflossen aus Laudato si oder an sich aus dem Lehramt des Papstes?

Prof. von Braun: Die Ozean-Konferenz war direkt stimuliert durch Laudato Si. Übrigens ist die Päpstliche Akademie der Wissenschaften tief involviert gewesen in die Entwicklung des ersten Kapitels von Laudato Si, dass ja ein wissenschaftliches, naturwissenschaftliches Kapitel ist und die Umweltzerstörung und die Probleme der Vernachlässigung unseres Planeten zum Ausdruck bringt. Also ist die Ozean-Konferenz, die wir abgehalten haben, eindeutig vom Denken von Papst Franziskus inspiriert gewesen.

RV: Eine zweite Konferenz, die dann im Anschluss im Vatikan stattgefunden hat, war mit dem Projekt Bauhaus Europa. Da ging es ja auch um Architektur, Bauen und eben Konstruktion, aber auch im Sinne von Nachhaltigkeit. Was war da aus Sicht der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften das Besondere?

Prof. von Braun: Die Impulse, die zum Tragen gekommen sind, die meiner Meinung nach auch wichtig sind, die da bearbeitet und diskutiert wurden, bei der hochkarätigen Konferenz zu Rekonstruktion war der Umbau der Lebensverhältnisse in Städten auf der Erde, um den Menschen und dem Planeten zu dienen.

„Es ist vielen nicht geläufig, dass ein ganz erheblicher Teil der Klimagase aus dem Bausektor stammen, von unsachgemäß eingesetztem Stahl, Beton und Glas, so wie eben heutzutage gebaut wird.“

Professor Joachim von Braun
Professor Joachim von Braun

RV: Ging es nur um alles rund um das nachhaltige Bauen, die Gestaltung von Landschaft und den Klimawandel?

Prof. von Braun: Es ist vielen nicht geläufig, dass ein ganz erheblicher Teil der Klimagase aus dem Bausektor stammen, von unsachgemäß eingesetztem Stahl, Beton und Glas, so wie eben heutzutage gebaut wird. Das muss sich ändern. Die Baustoffe müssen sich ändern, das Design von Gebäuden muss sich ändern. Sie müssen klimaneutral oder klimapositiv werden. Das ganze Design von Städten muss sich ändern. Die müssen grüner werden und die Verkehrssysteme müssen sich ändern. Das gilt aber nicht nur für die Städte, sondern auch für den ländlichen Raum. Diese Tagung zum Umbau des Bausektor der Welt ist von der Präsidentin der Europäischen Kommission, Frau von der Leyen, eingeführt worden. Wir waren sehr froh, dass sie uns besucht hat und eine sehr wichtige Rede gehalten hat. Und wir waren in einer Zusammenkunft von Wissenschaftlern und Architekten, engagierten Nachhaltigkeitswissenschaftlern, aber auch Experten, die sich mit Bau von Verbesserung von Slum und von Flüchtlingssiedlungen beschäftigen. Es ging also nicht etwa nur um Schönheit des Einsatzes von Holz für den für das Bauen für reiche Leute.

„Wir in der Päpstlichen Akademie finden es wichtig, dass wir nicht nur Akzente setzen, sondern einer Agenda treu bleiben.“

RV: Gibt es etwas, was auch zu beiden Konferenzen Ihnen am Herzen liegt, das sie mitteilen wollen?

Prof. von Braun: Die Konferenz zum Umbau unserer Städte wird Nachfolge-Aktivitäten haben. Es muss weitergehen. Wir in der Päpstlichen Akademie finden es wichtig, dass wir nicht nur Akzente setzen, sondern einer Agenda treu bleiben. Wir werden auch in Zukunft uns mit dem den verheerenden Konsequenzen von menschenfeindlicher Urbanisierung beschäftigen und dafür neue Konzepte entwickeln. Für die Konferenz zur Gesundheit der Ozeane ist klar, was zu tun ist. Es geht dabei insbesondere auch um die Erfassung, Pflege und Erforschung der Biodiversität in den Ozeanen. Wir alle wissen ja, dass das Artensterben auch ein Thema ist, das Papst Franziskus in Laudato Si sehr hervorgehoben hat. Aber wir haben viel zu wenig Aufmerksamkeit auf das Thema des Artensterbens und der Biodiversität und Verlustes in den Meeren der Welt geschenkt. Übrigens, wenn ich Meere sage, ist das eigentlich nicht richtig. Wir haben einen Ozean, der hat zwar da und dort Buchten, aber wenn man vom Südpol auf den Ozean schaut, sieht man ganz klar, dass das ein einziger Ozean ist und wir sind dabei, ihn zu zerstören. Und das muss ganz schnell beendet werden.

Das Interview führte Mario Galgano.

*Joachim von Braun ist ein deutscher Agrarwissenschaftler und gegenwärtig Direktor einer Abteilung des Zentrums für Entwicklungsforschung an der Universität Bonn sowie Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Zuvor war er Generaldirektor des International Food Policy Research Institute in Washington.

(vatcan news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

11. Juni 2022, 12:44