Parolin: „Wir wollen Klarheit im Fall Orlandi schaffen“
Die damals 15-jährige Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi ist seit 1983 verschwunden, seither führten die Ermittlungen stets ins Leere. Journalisten sprachen den Kardinal am Rand der Veranstaltung in der italienischen Abgeordnetenkammer an, nachdem der Bruder des Mädchens, Pietro Orlandi, in der vergangenen Woche in einer Fernsehsendung über angebliches unangemessenes Verhalten von Johannes Paul II. gesprochen hatte. Beim Mittagsgebet am Sonntag hatte Papst Franziskus die „beleidigenden und unbegründeten Schlussfolgerungen“ beklagt. Am Dienstagabend, wieder in einer Fernsehsendung, hatte Orlandi seine diffamierenden Äußerungen relativiert. Er habe „weder den damaligen Papst noch die Gläubigen verletzen wollen“, sondern habe nur dementsprechende Aussagen eines mittlerweile verstorbenen Mafiabosses zitiert.
Die Anwältin der Familie Orlandi, Laura Sgrò, war am 15. April vom vatikanischen Strafverfolger Alessandro Diddi vorgeladen worden, um über den Fall zu sprechen. Sie berief sich allerdings auf das Berufsgeheimnis und weigerte sich daher, die Quelle der „Gerüchte“ über die Gewohnheiten des polnischen Papstes preiszugeben. Mit Blick darauf sagte Parolin nun: „Wir sind sehr überrascht, dass es keine Zusammenarbeit gegeben hat, denn darum hatten sie gebeten: Warum also jetzt so plötzlich einen Rückzieher machen? Ich verstehe das nicht... Unsere Absicht ist es, wirklich Klarheit zu schaffen.“
Beste Absichten
„Ich habe gesehen, dass es auch Kritik an der Initiative des Papstes gegeben hat“, fügte Parolin mit Blick auf die Wiederaufnahme der Ermittlungen auf Anweisung des Papstes, um den Fall nach 40 Jahren aufzuklären. Die Absicht sei, zu klären, „was in der Vergangenheit sowohl auf italienischer als auch auf vatikanischer Seite getan wurde, und zu sehen, ob es noch etwas gibt, das mit diesem Ziel getan werden kann, um eine Klärung herbeizuführen“: „Ich glaube, das sind wir in erster Linie der Mutter schuldig, die sehr leidet. Wir tun das mit den besten Absichten“, so Parolin auf die Frage der Journalisten.
Die Papstreise nach Ungarn
Zum Thema Frieden erklärte Parolin, dass die bevorstehende Reise des Papstes nach Ungarn Ende April keinen direkten Bezug zum Konflikt in der Ukraine habe, sondern eine Gelegenheit sein werde, den Aufruf zur Beendigung des Krieges zu wiederholen. „An sich war der Besuch schon seit einiger Zeit geplant, er hat keinen direkten Bezug zu den heutigen Themen“, stellte der Kardinal klar. „Ich denke, dass der Papst, wie er es immer tut, diesen Besuch nutzen wird, um zu sehen, ob es Möglichkeiten gibt, einige Schritte in Richtung Frieden zu machen, auch angesichts der Position Ungarns in der internationalen Gemeinschaft. Er kann in diesem Sinne eine Hilfe sein...“ Der Kardinal wiederholte: „Es gab keine konkrete Absicht in dem Sinne, dass er sagte: ,Lasst uns deswegen dorthin reisen‘, aber er wird sicherlich jede Gelegenheit nutzen, um den Frieden zu fördern.“
(vatican news)
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